Mitarbeitende der HHLA und Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft ver.di fürchten, dass die Arbeitnehmerrechte beschnitten werden könnten, wenn MSC knapp die Hälfte der Anteile an der HHLA übernimmt. MSC als Familienunternehmen kennt solche Formen der Mitbestimmung, wie sie es bei der HHLA gibt, nicht. Eine weitere Sorge der Hafenarbeiterinnen und -arbeiter: Der Konkurrenzdruck, und damit der Druck auf die Kosten, könnte zunehmen. MSC hat in einer Zusatzvereinbarung mit der Stadt und der HHLA allerdings weitere Zusagen gemacht. So sind betriebsbedingte Kündigungen für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen. Außerdem soll die Mitbestimmung der Arbeitnehmerinnen und -nehmer weiter erhalten bleiben. Von anderen Reedereien gibt es die Sorge, dass MSC möglicherweise Zugriff auf sensible Daten bekommen könnte.
Aktuell ist die HHLA eine Aktiengesellschaft. 2007 wurde das Unternehmen, das bis dahin ausschließlich im Besitz der Stadt war, an die Börse gebracht. Rund 70 Prozent der Aktien befinden sich seitdem weiter im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie werden über die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV) verwaltet. Rund 30 Prozent waren bislang im Streubesitz. Wobei der größere Teil davon - etwa 20 Prozent - institutionellen Anlegern gehört, zum Beispiel Banken, Fonds und Versicherungen. Den Aktionärinnen und Aktionären hat MSC das Angebot gemacht, ihre Anteile zum Preis von 16,75 Euro aufzukaufen. Viele haben davon inzwischen Gebrauch gemacht. Am 12. Dezember hat MSC mitgeteilt, ihr seien im Laufe der rund sechswöchigen Annahmefrist 9,74 Prozent der HHLA-Anteile von Aktionärinnen und Aktionären angedient worden. Nach dem Zukauf von HHLA-Aktien verfügt MSC zudem über weitere 12,21 Prozent der HHLA-Anteile. Stadt und MSC kommen bereits auf mehr als 92 Prozent der Anteile an der HHLA.
Bereits kurz nach dem Angebot von MSC, bei der HHLA einzusteigen, hat unter anderem der Milliardär Klaus-Michael Kühne angekündigt, dass er ebenfalls ein Angebot prüft. Davon hat Kühne inzwischen Abstand genommen. Weitere Interessentinnen und Interessenten sind derzeit nicht bekannt.
Dass sich Reedereien an Hafenterminals beteiligen ist seit vielen Jahren üblich. Die Reedereien haben so Zugriff auf Umschlagskapazitäten. Häfen können mit garantierten Ladungsmengen rechnen. Dass sich Reedereien Anteile an Umschlagsunternehmen sichern, die über mehrere Terminals an verschiedenen Standorten verfügen, ist ebenfalls keine Ausnahme. In den vergangenen Jahren sind Reedereien mit ihren Milliardengewinnen in Folge der Corona-Pandemie regelrecht auf Einkaufstour gegangen. Ein Sonderfall einer Reedereibeteiligung ist das Engagement von COSCO im griechischen Piräus. Dort besitzt COSCO nicht nur 100 Prozent des örtlichen Hafenbetreibers, sondern kontrolliert auch die Hafenverwaltung - in Hamburg vergleichbar mit der Hamburg Port Authority (HPA).
Das ist bislang nicht geplant und auch nicht Teil der Vereinbarung zwischen der Stadt Hamburg und MSC. Allerdings soll die Deutschland-Zentrale von MSC Cruises von München nach Hamburg verlegt werden.
Die Stadt verspricht sich von dem MSC-Einstieg, dass künftig mehr Ladung nach Hamburg kommt. MSC hat zugesagt, ab 2025 seine Ladungsmenge deutlich zu erhöhen. Von 2031 an sollen es mindestens eine Million Standardcontainer pro Jahr sein. In der Hafencity soll eine neue Deutschland-Zentrale von MSC entstehen, auch die Kreuzfahrtsparte MSC Cruises soll in der Hansestadt einen neuen Heimathafen bekommen. Mit 700 Arbeitsplätzen soll sich dabei die Zahl der Mitarbeitenden in Hamburg mehr als verdoppeln, so MSC. Laut Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) würde Hamburg Einfluss auf den Hafen zurückbekommen. Mit MSC würde man ein "strategisches Gegenüber" bekommen, das man bei den ganz unterschiedlichen Menschen, die fast 30 Prozent der HHLA-Anteile besitzen, nicht hätte. Außerdem haben sich Stadt und MSC darauf geeinigt, dass die HHLA 450 Millionen Euro für zusätzliche Investitionen bekommt.
MSC ist nach der Anzahl der Schiffe die größte Containerreederei der Welt, vor der dänischen APM-Maersk. Der Container-Arm umfasst nach Unternehmensangaben 760 Schiffe, die 520 Häfen in 155 Ländern anlaufen. Das Unternehmen befindet sich in Privatbesitz der Familie Aponte. Zur MSC-Gruppe gehört mit MSC Cruises auch eine der größten Kreuzfahrtlinien.