Das Containerschiff MSC Maureen legt vom Containerterminal Eurogate in Hamburg ab © picture alliance / SvenSimon Foto: Malte Ossowski/SVEN SIMON

HHLA-Teilverkauf: Zahlen zur Lage des Hamburger Hafens

Stand: 18.09.2023 09:54 Uhr

Um den Hamburger Hafen ist ein Wettstreit entbrannt: Wer soll Teile der städtischen Tochter HHLA übernehmen? Zahlen, Daten und Grafiken zu den Hintergründen.

Worum geht es?

Die Containerreederei MSC will beim Hafenbetreiber Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) einsteigen. Der in Genf ansässige MSC-Konzern und die Hansestadt unterzeichneten einen verbindlichen Vorvertrag zur Gründung einer strategischen Partnerschaft. Demnach soll die knappe Mehrheit des Unternehmens im Besitz Hamburgs bleiben. MSC möchte 49,9 Prozent der Aktien der HHLA. Die Reederei bietet den freien Aktionären und Fonds 16,75 Euro pro Aktie. Zudem will die Schweizer Reederei dem Hamburger Senat 19 Prozent seiner HHLA-Aktien abkaufen. Die Hansestadt würde 50,1 Prozent der Aktien behalten.

Wem gehört die HHLA?

Die HHLA ist eine Aktiengesellschaft. Rund 70 Prozent der Aktien befinden sich im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie werden über die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH verwaltet.

Die HHLA wird von Angela Titzrath geführt. Seit 2017 ist sie die Vorstandsvorsitzende des Unternehmens. Titzrath führt mit rund einer Million Euro pro Jahr die Liste der bestverdienenden Spitzenmanagerinnen und -manager der großen städtischen Unternehmen in Hamburg an. Auf den Plätzen zwei bis vier liegen Titzraths Vorstandskollegen, mit jeweils immer noch mehr als 700.000 Euro.

Die Umsatzentwicklung der HHLA zeigte in den vergangenen Jahren nach oben - trotz einer kleinen Abkühlung während der Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei rund 1,6 Mrd. Euro. Der Konzern beschäftigte 2022 rund 6.600 Menschen, rund 3.000 im Container-Geschäft.

Nach der Ankündigung des Teilverkaufs an MSC stieg die HHLA-Aktie von rund 10 auf mehr als 17 Euro an. Damit wird die HHLA mit rund 836 Mio. Euro bewertet.

Alle Marktdaten zur HHLA finden Sie auf dem Börsenportal von tagesschau.de.

HHLA: Die Konkurrenz in Hamburg

Neben der HHLA gibt es in Hamburg weitere Unternehmen, die im Containerumschlag tätig sind. Die HHLA betreibt die Containerterminals Altenwerder, Burchardkai und Tollerort. Die Bremer Firma Eurogate betreibt das Eurogate-Terminal. Von den rund 8,3 Mio. Standardcontainern, die in Hamburg 2022 umgeschlagen wurden, entfielen 1,9 Mio. auf das Eurogate-Terminal.

Auch an anderen Terminals gibt es Beteiligungen von Reedereien: Hapag-Lloyd ist am Terminal Altenwerder beteiligt. Und Schlagzeilen machte der Einstieg der chinesischen Reederei Cosco mit einer Minderheitsbeteiligung am Terminal Tollerort im Juni.

Eurogate gehört zur Hälfte der Eurokai KGaA aus Hamburg und zur anderen Hälfte der BLG Logistics Group aus Bremen, die wiederum zum Teil der Stadt Bremen gehört. Hinter Eurokai steht die Hamburger Familie Eckelmann. Neben Thomas H. Eckelmann ist auch in 6. Generation Tom Eckelmann im Containergeschäft tätig.

Eine geplante Kooperation zwischen HHLA und Eurogate war imvergangenen Jahr gescheitert. Eurogate besitzt neben dem Terminal in Hamburg weitere in Wilhelmshaven und Bremerhaven. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) betonte nach dem Scheitern der Fusion, dass er nach wie vor einen Verbund der Terminals in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven sinnvoll finde. Nur so könnten die deutschen Häfen an der Nordsee in Europa und der ganzen Welt bestehen.

Wer sind MSC, Hapag-Lloyd und Kühne?

MSC mit Sitz in Genf ist die größte Containerreederei der Welt. Nach eigenen Angaben hat die MSC-Flotte aktuell 760 Schiffe auf 300 Routen. Damit erreicht sie 550 Häfen in 155 Ländern. 180.000 Menschen arbeiten in der MSC Group. Dazu kommen aktuell 22 Kreuzfahrtschiffe der MSC Cruises.

Zum Unternehmen gehören auch die Reedereien Explora Journeys, GNV und die Fährreederei Società Navigazione Alta Velocità. Das Vermögen von MSC-Gründer Gianluigi Aponte liegt laut "Forbes" bei 29,4 Milliarden US-Dollar. Er stammt aus einer italienischen Seefahrerfamilie und war selbst Kapitän. Die Apontes haben zudem die TiL (Terminal Investment Limited) gegründet und betreiben mit der TiL über 70 Containerterminals in etwa 30 Ländern.

Was sind Schifffahrtsallianzen?

Zusammen mit Maersk aus Dänemark bildet MSC die Schifffahrtsallianz 2M, die im Fahrgebiet Atlantik den höchsten Kapazitätsanteil der Schifffahrts-Allianzen hat. Ein Überangebot und stagnierende Fracht- und Charterraten in den letzten Jahren führten zu einer Konsolidierung der Schifffahrtsbranche und zur Bildung von Allianzen mit denen Kosten gespart werden können.

Das für Europa wichtige Asien-Geschäft verteilt sich in drei fast gleich große Teile auf die Allianzen.

Die größte deutsche Reederei Hapag-Lloyd hat im Jahr 2022 einen Umsatz von rund 34,5 Milliarden Euro erwirtschaftet - das ist nahezu eine Verdreifachung seit 2020.

Der geplante Teilverkauf der HHLA an den Wettbewerber MSC würde Hapag-LLoyd direkt betreffen. Das Pikante: Die Stadt Hamburg ist seit 2008 über die HGV (Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement), die Konzernholding Hamburgs, zu rund 14 Prozent an Hapag-LLody beteiligt - und profitiert immer wieder von satten Dividenden-Ausschüttungen.

Hapag-Lloyds Großaktionär Klaus-Michael Kühne hat angekündigt, ein Gegenangebot für die HHLA abzugeben. Kühne besitzt neben seinem Anteil an Hapag-Lloyd auch den Logistikkonzern Kühne + Nagel und 15 Prozent am Lufthansa-Konzern. Und Hapag-Lloyd selbst droht mit Abzug von Ladung.

Wie ist die Lage im Hamburger Hafen?

Der Hamburger Hafen lebt vom Container-Geschäft: Der Umschlag mit den Metallboxen macht rund 70 Prozent des Gesamtumschlags aus. Im vergangenen Jahr 2022 wurden rund 8,3 Mio. Standardcontainer in Hamburg umgeladen - ein Minus von 0,4 Mio.

Das ist einerseits ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft in Deutschland nach Corona noch nicht wieder an Fahrt aufgenommen hat. Aber es zeigt auch, dass Hamburg im Vergleich zu den anderen wichtigen kontinentaleuropäischen Nordsee-Häfen, wie Rotterdam und Antwerpen, in den letzten Jahren verloren hat.

Hamburg spielt im Konzert der größten Häfen der Welt nur eine untergeordnete Rolle.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 Aktuell | 15.09.2023 | 06:00 Uhr

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