Welt der Musik
Sonntag, 22. Mai 2022, 18:00 bis
19:00 Uhr
Josef Joachim Raff kommt am 27. Mai 1822 in dem Schweizer Ort Lachen am Zürichsee zur Welt - Zeitgenosse von Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy und Clara und Robert Schumann. Im Lebenslauf widerspiegeln sich eindrucksvoll Facetten der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Bemerkenswerte Aspekte des Künstlerlebens von Joachim Raff sind bekannt, dank der von Raffs Tochter Helene verfassten Biografie aus dem Jahr 1925.
Raff-Gesellschaft
Doch entscheidend für die Wiederentdeckung von Joachim Raff ist das unermüdliche Engagement der 1972 gegründeten Raff Gesellschaft im Geburtsort. Die Gemeinde Lachen liegt am oberen Teil des Zürichsees und direkt am Obersee beherbergt die Geburtsstätte des 1822 geborenen Komponisten Joseph Joachim Rafff ein Archiv - eine eindrucksvolle und vor allem aussagestarke Sammlung an Materialien, die im Zusammenspiel mit den Mitgliedern der Raff Gesellschaft Werke und Worte in den Fokus rücken, die neben namhaften Zeitgenossen ein Schattendasein führten.
Doch kein geringerer als Franz Liszt schreibt 1882 an seine Witwe
Der Sohn des Gründers Res Marty widmet sich seit Jahrzehnten unermüdlich der aufwendigen Zusammenstellung von Quellen - Autographen, Briefen, Partituren - 2014 verfasste er eine umfangreiche Biografie und seit 2018 weckt das von Musikwissenschaftler Severin Kolb geleitete "Joachim-Raff-Archiv" weltweit Interesse. Ein Jubiläumsjahr ist ein gelungener Anlass einen Künstler in den Fokus zu rücken, dessen Biografie bemerkenswert ist und dessen Werke außerordentlich hörenswert sind.
Füllhorn unentdeckter Details
Die Auswertung von mehr als 3000 Briefen gibt immer wieder neue Details preis und den Kompositionen von Joachim Raff schenken stetig mehr Musikerinnen udn Musiker Aufmerksamkeit und Zeit und so kommt es im Jubiläumsjahr zu beachtlichen Konzerten und Einspielungen - mit dem Leipziger Streichquartett oder den Basler Madrigalisten.
Raphael Immos, Leiter der Basler Madrigalisten über Joachim Raff
"Ich glaube, seine ganz tollen Charakterzüge waren eben auch, dass er seine eigene Meinung kundgetan hat. Er hat es auch gewagt, seinen ersten großen Lehrer Liszt zu kritisieren und erst recht Wagner und das war dann ganz schlimm, das muss man auch sehen und das hatte er sich getraut."
Klavierpädagoge und Hochschul-Direktor
Zudem sei erwähnt, dass Joachim Raff 1877 als erster Direktor des Hochschen Konservatoriums in Frankfurt die erste Frau in Deutschland auf eine Professur an eine Musikhochschule berufen hat - keine geringere als Clara Schumann. In Frankfurt vollendete Raff zudem den Zyklus seiner vier «Jahreszeiten»-Sinfonien und schrieb vier Ouvertüren zu Shakespeare-Stücken, die einen unerwartet dramatischen Tonfall anschlagen. Mit dem Oratorium «Welt-Ende – Gericht – Neue Welt», das auf der biblischen Johannes-Offenbarung beruht und je einen instrumentalen Satz zu jedem der vier apokalyptischen Reiter enthält, bediente Raff das zuvor relativ stiefmütterlich behandelte Feld der geistlichen Musik. Seine Auseinandersetzung mit der Kirche und sein Glaubensweg bieten bedenkenswerte Perspektiven, die heute weder an Bedeutung noch an Aktualität verloren haben.
Lebensende
Kurz nach seinem sechzigsten Geburtstag, in der Nacht vom 24. auf den 25 Juni 1882, starb Raff in seiner Wohnung in Frankfurt an einem Herzinfarkt.
Eine Sendung von Magdalene Melchers.
