Welt der Musik

In der großen Tradition - Zum 150. Geburtstag von Sergei Rachmaninow

Sonntag, 26. März 2023, 18:00 bis 19:00 Uhr

Nach der Oktoberrevolution konnte Sergei Rachmaninow mit seiner Familie Ende 1917 Russland Richtung Skandinavien verlassen. Es wurde ein Abschied für immer. In Russland war Rachmaninow als Komponist und Dirigent fest etabliert gewesen. Als glänzender Pianist hatte er hauptsächlich seine eigenen Werke gespielt - darunter auch sein berühmtes 2. Klavierkonzert. 1918 entschied er sich - trotz mehrerer Angebote, als Dirigent in den USA zu arbeiten - für eine Laufbahn als Konzertpianist. Auch um seine Familie versorgen zu können. Rachmaninow arbeitete äußerst diszipliniert an seinem Klavierspiel, machte ab 1919 erste Schallplattenaufnahmen und wurde trotz großer Konkurrenz hochkarätiger anderer Klaviervirtuosen innerhalb weniger Jahre zu einem pianistischen Idol, das jährlich viele Konzerte in Europa und den USA gab.

Kaum Kompositionen von Rachmaninow in Frankreich

Der Komponist, Pianist und Dirigent sitzt 1936 an einem Flügel. Foto mit eigenhändiger Widmung. Paris, Bibliotheque Nationale. © picture-alliance / akg-images
Der Komponist, Pianist und Dirigent Sergei Rachmaninow hatte ein absolutes Gehör.

Außer ein paar Klaviertranskriptionen eigener und fremder Werke komponierte Rachmaninow  - von Heimweh geplagt - nur sein 4. Klavierkonzert, das 1926 entstand. Er sagte dazu: "Als ich Russland verließ, hatte ich kein Verlangen mehr zu komponieren: Der Verlust der Heimat verband sich mit dem Gefühl, selbst verlassen zu sein." Zwar hat Rachmaninow in den 1920er Jahren in Frankreich eine Art Ruhepol gefunden, aber "es bedrückte ihn, keine eigene Wohnstätte zu haben", wie sich seine Schwägerin Sofia Satina erinnerte: "Er war des aufregenden Lebens müde, wollte sesshaft werden."

Erholung und neue Kompositionen in Hertenstein

Seine neue "eigene Wohnstätte" fand Rachmaninow in der Schweiz in der Gemeinde Hertenstein am Vierwaldstätter See, etwa eine halbe Autostunde von Luzern entfernt. Nach jahrelangen Bau - und Umbauarbeiten zog Rachmaninow schließlich im Jahr 1934 mit seiner Frau in die "Villa Senar" ein. "Senar" bedeutet: SErgej, NAtalja (seine Frau) und R wie Rachmaninow. Dort fand er endlich wieder Erholung zwischen seinen Tourneen als Pianist, die meist im Herbst in den USA und im Frühjahr in Europa stattfanden. In Hertenstein komponierte er seine auch heutzutage viel gespielte "Rhapsodie über ein Thema von Paganini" und seine 3. Sinfonie. Im August 1939 brach Rachmaninow zu seiner Herbst-Tournee in die USA auf. Am 1. September begann der zweite Weltkrieg. Rachmaninow kehrte sicherheitshalber nicht mehr nach Europa zurück und lebte bis zu seinem Tod in den USA. Er starb am 28. März 1943 in Beverly Hills.

Villa Senar heute Sitz der "Sergei Rachmaninoff Foundation"

Lange Zeit hat Rachmaninows Enkel, Alexandre Conus - Rachmaninow, die Villa bewohnt. Er starb 2012, hatte im Jahr 2000 die "Sergei Rachmaninoff Foundation" gegründet. Alexandre Conus gestattete öfters Besuche in der Villa seines Großvaters und es wurden sogar Aufnahmen auf Rachmaninows Flügel gemacht: Michail Pletnjow spielte auf dem Instrument die CD "Hommage à Rachmaninoff" ein. Seit dem 1. Juni 2022 ist Andrea Loetscher die Leiterin der "Sergei Rachmaninoff Foundation". Von Hause aus Flötistin, engagiert sie sich intensiv für die Zukunft der Stiftung und hat weitreichende Pläne für regelmäßige Konzerte und vielseitige Events in und um die "Villa Senar", die nach umfangreichen Restaurierungen am 1. April erstmals geöffnet wird.

Für unsere Sendung am 26. März gab Andrea Loetscher ein ausführliches und sehr informatives Interview zum Thema "Rachmaninow in Hertenstein".

Eine Sendung von Thomas Böttger.

 

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