Welt der Musik

200. Todestag des Dichters und Komponisten E. T. A. Hoffmann

Sonntag, 26. Juni 2022, 18:00 bis 19:00 Uhr

Der am 24. Januar 1776 in Königsberg geborene E. T. A. Hoffmann wuchs nach der Scheidung der Eltern mit seiner Mutter, Großmutter und mehreren Tanten auf. Er bekam eine fundierte musikalische Ausbildung. Sein Lehrer kam aus der Tradition von Johann Sebastian Bach. E. T. A. Hoffmann gab sich selbst den Namen Amadeus, aus Verehrung für Wolfgang Amadeus Mozart. Mit 16 Jahren studierte Hoffmann in der Familientradition Jura.

Kupferstich von E.T.A. Hoffmann © picture alliance / akg-images
Kupferstich von E.T.A. Hoffmann
Erste Stationen

Nach seinem zweiten Staatsexamen mit der Note "Vorzüglich" suchte er sich sein Referendariat am Kammergericht in Berlin aus. Nach seinem dritten Staatsexamen wurde Hoffmann auf eine Stelle als Gerichtsassessor in Posen versetzt. Dort lernte er Marianne Thekla Michaelina Rorer-Trzcińska kennen, die er 1802 heiratete.

Karnevalsscherz führt zur Versetzung

Während des Kanrnevals 1802 verteilten maskierte Personen Karikaturen von bekannten Gesichtern der Gesellschaft. Da der zeichnerisch begabte Hoffmann leicht als Urheber ermittelt werden konnte, wurde er in die kleine Stadt Plock versetzt. Neben seiner ihn oft langweilenden Arbeit lebte er in der für ihn gleichwertigen inneren Welt der Kunst. "Die Wochentage bin ich Jurist und höchstens etwas Musiker, sonntags am Tage wird gezeichnet, und abends bin ich ein sehr witziger Autor bis in die späte Nacht."

Station in Warschau

Seine hervorragenden Zeugnisse brachten ihn als Jurist in das damals zu Preußen gehörende Warschau. In Warschau erlangte Hoffmann mit seinen Kompositionen einen Ruf als kunstfertiger Musiker. 1806 marschierten französische Truppen in Warschau ein. Die preußischen Regierungsbeamten sollten einen Eid auf Napoleon ablegen.

Leben als Künstler Musikschriftsteller in Berlin und Bamberg

Hoffmann lehnte den Eid ab und zog nach Berlin, um von der Kunst zu leben. Aber nach dem Krieg hungerten viele Menschen in Berlin. Deshalb zog Hoffmann mit seiner Frau nach Bamberg, um dort als Kapellmeister, Dramaturg und Dekorationsmaler am Schauspiel zu arbeiten. Er schrieb seine erste Erzählung mit musikalischem Inhalt, "Ritter Gluck". Und verfasste die heute noch in der musikwissenschaft anerkannten Rezensionen über Beethovens 5. Symphonie und das Klaviertrio op. 70. "Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt, die ihn umgibt und in der er alle bestimmten Gefühle zurücklässt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben." E. T. A. Hoffmann. In dieser Zeit entstand auch eine seiner bekanntesten literarischen Figuren: der Kapellmeister Johannes Kreisler. "Viele behaupteten, Spuren des Wahnsinns an ihm bemerkt zu haben, und wirklich hatte man ihn mit zwei übereinander gestülpten Hüten und zwei Rastralen, wie Dolche in den roten Leibgürtel gesteckt, lustig singend zum Tore hinaushüpfen gesehen, wiewohl seine näheren Freunde nichts Besonderes bemerkt, da ihm gewaltsame Ausbrüche, von irgendeinem innern Gram erzeugt, auch schon sonst eigen gewesen."

Rückkehr in den Staatsdienst

Nach dem Sieg Preußens über Napoleon kehrte Hoffmann nach Berlin in den preußischen Staatsdienst zurück. 1816 wurde dort seine Oper Undine mit großem Erfolg uraufgeführt. "Ein in sich abgeschlossenes Kunstwerk, wo alle Teile und Beiträge der verwandten und benutzten Künste ineinanderschmelzend verschwinden, und auf gewisse Weise untergehend - eine neue Welt bilden." - Carl Maria von Weber. Der Verdienst durch die populäre Oper war für Hoffmann aber äußerst kärglich.

Immediat-Untersuchungskommission

Nach der Niederlage Napoleons herrschte in Deutschland das Metternichsche System der politischen Restauration. Hoffmann wurde als Beamter in der Immediat-Untersuchungskommission zur "Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und gefährlicher Umtriebe" eingesetzt. "Wie Du mich kennst, magst Du Dir wohl meine Stimmung denken, als sich vor meinen Augen ein ganzes Gewebe heilloser Willkür, frecher Nichtachtung aller Gesetze, persönlicher Animosität, entwickelte! Hier war es an der Zeit, auf gesetzlichem Wege mit aller Strenge zu strafen und zu steuern. Aber stattdessen traten Maßregeln ein, die nicht nur gegen die Tat, sondern gegen Gesinnungen gerichtet waren." E. T. A. Hoffmann.

Er widerlegte unter strikter Anwendung der prozessrechtlichen Normen die abwegigen polizeilichen Tatvorwürfe. Und schrieb das groteske Märchen "Meister Floh", in welchem er sich über einen Beamten im Innenministerium lustig macht. Ein Spitzel verriet, dass Hoffmann in seiner Erzählung aus einer echten Ermittlungsakte zitiert hatte. Im Disziplinarverfahren gegen ihn, verteidigte sich Hoffmannn selbst, konnte aber vor Gericht aufgrund seiner schweren Krankheit nicht mehr persönlich erscheinen. Am 25. Juni 1822 verstarb E. T. A. Hoffmann.

Eine Sendung von Barbara Giese.

 

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Kupferstich von E.T.A. Hoffmann © picture alliance / akg-images

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