NDR Elbphilharmonie Orchester
Freitag, 12. März 2021, 20:00 bis
22:00 Uhr
Benannt hat sich das Evrus Piano Trio nach dem griechischen Gott des Ostwindes. Nicht nur, weil es dem Klaviertrio-Repertoire frischen Wind einhauchen möchte - zwei der drei Musikerinnen stammen aus östlichen Ländern: die Pianistin Tinatin Gambashidze aus Georgien im Südkaukasus, die Geigerin Ljudmilla Minnibaeva aus dem zentralasiatischen Tadschikistan. Begegnet sind sie sich während des Studiums in Hamburg, wo sie auch die Cellistin Bettina Bertsch kennengelernt haben. Ljudmilla Minnibaeva und Bettina Bertsch sind langjährige Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters.
Spätwerk eines 31-Jährigen
Franz Schuberts Klaviertrio B-Dur D 898 ist ein Spätwerk. Das Grand Trio D 898 hat der Komponist erst in seinem Todesjahr vollendet. Es handelt sich um Kammermusik von Ausmaßen, die selbst jene Grenzen sprengen, mit denen Beethoven die Gattung erweitert hat. Ähnlich wie in Schuberts G-Dur-Streichquartett, seinem Streichquintett und seinen späten Klaviersonaten ist die Tendenz zum Symphonischen nicht zu überhören. Die einzelnen Themen werden in diesem Klaviertrio, das zu Schuberts reifsten Werken zählt, zu Themenblöcken ausgedehnt und die Durchführungstechnik streift die entlegensten Tonarten.
Instrumentaler Schwanengesang
Mit einer Aufführungsdauer von etwa 40 Minuten ist das Klaviertrio B-Dur vergleichsweise lang. Bei aller Monumentalität bekennt sich Franz Schubert tief zur lyrischen Gefühlssprache der Romantik. Der insgesamt heitere Charakter des Trios ist vordergründig. Unter der Oberfläche kommt es zu Eruptionen von dramatischer Gewalt. Nicht umsonst sprach bereits Robert Schumann von einer "zürnenden Himmelserscheinung", die über das damalige Musiktreiben hinweggegangen sei.
Dramaturgische Expressivität
Das zweite Klaviertrio des Abends stammt aus der Feder von Mieczysław Weinberg, eines sowjetischen Komponisten polnisch-jüdischer Herkunft, der in Dmitri Schostakowitsch einen Freund und Mentor gefunden hatte. Anders als ein Großteil seiner Familie war Weinberg antisemitischen Pogromen und dem Zugriff der Nationalsozialisten nur knapp entronnen. Er floh schließlich in die Sowjetunion und wurde dort ein anerkannter Komponist. Das Thema des Leids und des Krieges blieb prägend in Weinbergs Schaffen. Dennoch ist seine Musik vielseitig: Das Klaviertrio a-Moll aus dem Jahr 1945 ist voller erfindungsreicher Motive und fesselt mit seiner starken Ausdruckskraft. Es vereint ein martialisches Thema mit einer elegischen Aria und überrascht mit hochemotionalen Wendungen.
Moderation: Philipp Cavert
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