Festspiele MV: Weniger Zuschauer, aber tolle Konzerte zur Halbzeit
Der Weg zurück zur Normalität ist nicht leicht. Zwar ziehen die Festspiele MV eine positive Halbzeitbilanz und blicken auf gelungene Konzerte. Doch die Kartenverkäufe bleiben hinter der Vor-Corona-Zeit zurück.
Das BBC Symphony Orchestra in Redefin, Götz Alsmann in der Klosterruine Dargun, Emmanuel Tjeknavorian mit der Mozartgeige in Ulrichshusen - die erste Hälfte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ist für diesen Sommer bereits vorbei. Ein Festspielsommer fast wie vor der Corona-Pandemie. Aber eben nur fast. Zwar gab es keine Einschränkungen mehr für die Besucher, doch die sind noch nicht wieder so zu den Konzerten geströmt wie noch vor drei Jahren.
BBC Symphony Orchestra mit zweijähriger Verspätung
Manche Künstler, wie die Musikerinnen und Musiker des BBC Symphony Orchestra, kamen mit zweijähriger Verspätung. Andere wie der Violinist Emmanuel Tjeknavorian treten wie geplant bei den Festspielen MV auf. "Die Konzerte, die ich bis jetzt gespielt habe - es ist alles so passiert, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber ich war sehr fokussiert, sehr motiviert und gut vorbereitet. Insofern waren die Konzerte aus meiner Sicht für mich sehr erfolgreich. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass das Publikum das genauso empfunden hat", freut sich Emmanuel Tjeknavorian.
Ein Höhepunkt: die Mozartgeige in Ulrichshusen
Nicht zuletzt das Wochenende rund um die Mozartgeige in Ulrichshusen begeisterte das Publikum und den 27-jährigen Wiener gleichermaßen: "Das waren lauter Höhepunkte in der Tat. Ich mochte auch die Veranstaltungen, wo ich hauptsächlich über die Mozartgeige oder über das Leben von Leopold Mozart und sein Schaffen gesprochen habe. Auch diese Veranstaltungen waren unvergesslich für mich."
Intendantin Haselböck zieht positive Bilanz
Festspielintendantin Ursula Haselböck zieht eine positive Halbzeitbilanz: "Ich bin prinzipiell sehr zufrieden, weil wir wunderschöne Konzerterlebnisse hatten. Es waren zufriedene Künstlerinnen und Künstler, die gerne zurückkommen. Es war ein strahlendes Publikum, das die Konzerte genossen hat. Das ist natürlich eine Gesamtstimmung, die alle zufrieden macht. Wenn die zweite Hälfte so weitergeht, vielleicht noch etwas mehr Leute in die Konzerte kommen, bin ich am Ende der Saison überglücklich und freue mich auf die kommenden Jahre hier."
15.000 Besucher weniger als 2019

Im bislang letzten Corona-freien Festspielsommer 2019 kamen in der ersten Hälfte 40.000 Besucher. Vor drei Jahren waren zu diesem Zeitpunkt 44 Konzerte komplett ausverkauft und es gab eine 80-prozentige Auslastung. Und 2022? "Wir hatten acht wunderbar ausverkaufte Konzerte von insgesamt 63 Konzerten und bis jetzt 25.000 Besucherinnen und Besucher in unseren Konzerten. Das ist eine Zahl, auf die wir gerade unter diesen Umständen sehr stolz sein können", bilanziert Haselböck. "Wir merken natürlich prinzipielle eine Zurückhaltung, vor allem was den längeren Vorverkauf angeht. Wir haben eine deutlich stärkere Abendkasse an jedem der Konzerte, was er auch eine schöne Entwicklung ist und Hoffnung gibt."
Preisträger in Residence geht positiv in zweite Halbzeit
Der Preisträger des Festspielsommers, Emmanuel Tjeknavorian, ist nicht nur ein begnadeter Violinist, sondern auch ein großer Fußballfan. Er blickt so auf die erste Halbzeit in MV: "Wenn ich das Wort Halbzeit höre, dann weiß ich als ein eingefleischter Fußballfan, dass nach der Halbzeit noch alles möglich ist. Das heißt, man darf sich nicht zu früh freuen. Ich muss sagen, in den letzten Tagen bin ich immer als ein glücklicher Mensch ins Bett gefallen nach vielen Proben und Konzerten. Und mit diesen positiven Gefühlen und Emotionen bin ich auch aufgestanden."
Haselböck: Tjeknavorian hat die Herzen erobert
Intendantin Ursula Haselböck ist vor allem von den Musikerinnen und Musikern begeistert: "Künstlerisch bin ich überglücklich. Das war eine wunderschöne erste Hälfte vor allem rund um Emmanuel Tjeknavorian, unserem Preisträger in Residence, der die Herzen Norddeutschlands wirklich im Sturm erobert hat und mit viel Charme diese erste Hälfte des Festspielsommers gestaltet hat", erklärt die Intendantin.
"Ich freue mich umso mehr auf die vielen Konzerte, die noch mit ihm kommen, wo er auch wieder als Dirigent zu erleben sein wird und auch an der Geige. Ich blicke auf wunderschöne Wochenenden mit Patricia Kopatchinskaja rund um das Thema Wald in Ulrichshusen zurück. Die Mozart-Geige war zu Gast, also durchaus ein Highlight dieses Festspielsommers." Und so stehen bis zum 18. September noch zahlreiche Konzerte und andere Veranstaltungen auf dem Programm des Festspielsommers 2022. Ob in Scheunen, Kirchen und Schlössern, oder unter freiem Himmel - Musik liegt in der Luft.
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