Na dann Prost! Ausstellung in Wismar über das Bierbrauen
Norddeutschland blickt auf eine jahrhundertelange Tradition des Bierbrauens zurück. Im Wismarer Phantechnikum widmet sich eine Sonderausstellung der Geschichte des Biers und seiner Herstellung im Norden.
Die Hansestädte von Bremen über Wismar und Rostock bis nach Danzig waren das europäische Zentrum des Bierbrauens. "Der Norden Deutschlands war eigentlich allen Regionen weit voraus. Und da wiederum die Hansestädte, weil sie Bier für den Export gebraut haben und zwar in Größenordnungen, dass manche mittelgroße Brauereien heute neidvoll dahin schauen, was für einen Ausstoß die Städte hatten", sagt der Industriehistoriker Ingo Sens.
Mit dem Dreißigjährigen Krieg endete diese Erfolgsgeschichte zunächst im 17. Jahrhundert. Erst mehr als 200 Jahre später, Mitte des 19. Jahrhunderts, etabliert sich wieder das Bierbrauen in Mecklenburg und Vorpommern: "Gebraut werden durfte in der Stadt - Schnaps auf dem Dorf. Die Gutsbesitzer und Domänenpächter durften kein Bier außer für den eigenen Bedarf brauen. Und umgekehrt war es in der Stadt: Die Städte durften Bier brauen und das durfte im Land verkauft werden. Die Verkehrsbedingungen waren so, dass große Transportwege nicht zurückgelegt werden konnten. So kann man davon ausgehen, dass in jeder Stadt ein oder zwei Brauereien waren."
Ausstellung "Es fließt in Strömen" gibt umfassenden Brauerei-Überblick
Die Schau "Es fließt in Strömen" im Wismarer Phantechnikum gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Bierbrauens in Mecklenburg und Vorpommern. Zu sehen ist beispielsweise eine Mikrobrauerei von 1996, die der Rostocker Heyo Mennenga erfunden hat. Und natürlich sind in der Ausstellung auch jede Menge Bierflaschen der verschiedensten Brauerei zu sehen: "Wir haben einen Bruchteil von dem, was es an Brauereien gab und die eigene Flaschen in Auftrag gegeben haben, präsentiert. Man kann aber sehen, wie viele Brauereien es gegeben hat, die die Aufschriften fest auf den Flaschen hatten. Nicht so wie heute, wo die Bierflasche ein Papieretikett hat. Damals hatte jede Brauerei ihre eigenen geprägten Flaschen", sagt Menno Dirks, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Phantechnikum.
Er entdeckte bei einem Besuch im Kunstmuseum Schwaan ein eher etwas ungewöhnliches Gemälde: "Das Bild hängt hier, weil der Maler Otto Bartels bei diesem Stillleben eben auch eine Bierflasche von der Rostocker Brauerei Mahn&Ohlerich dargestellt hat. Und wir haben genauso eine Flasche als Objekt auch hier ausgestellt." 1942 malte der gebürtige Schwaaner Otto Bartels sein "Stillleben mit Brathering, Bier und Radieschen". Das Kunstmuseum Schwaan hat das Gemälde der Ausstellung in Wismar als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Von der Privat- zur Staatsbrauerei
Aus der Rostocker Brauerei "Mahn&Ohlerich" wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR der volkseigene Betrieb "Rostocker Brauerei". Im August 1967, so ist es in der Ausstellung dokumentiert, brannte die Brauerei ab. "Für die Urlauber im Ostseebezirk und speziell im Großraum Rostock brach eine mehrwöchige segensreiche Zeit an, denn man bekam plötzlich Bier aus allen Teilen der DDR und sogar tschechisches Bier", sagt Ingo Sens. Zudem habe sich die Staatsführung in Ost-Berlin dazu entschlossen, diese Brauerei wieder aufzubauen.
"Es wurden große Mengen von Devisen in die Hand genommen, um Technik im westlichen Ausland aufzukaufen und innerhalb ganz kurzer Zeit war die Brauerei wieder aufgebaut. Die Produktion war 1968 wieder voll hergestellt und die Brauerei galt in den frühen 70er-Jahren als die modernste im gesamten Ostblock." Heute, so weiß Ingo Sens zu berichten, ist Rostock neben Stralsund und Lübz der einzige Ort im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, der seit dem 19. Jahrhundert ununterbrochen eine Brauerei hat.
Na dann Prost! Ausstellung in Wismar über das Bierbrauen
Von der Hanse bis in die DDR: Im Phantechnikum widmet sich eine Ausstellung der Geschichte des Biers und seiner Herstellung im Norden.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
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phanTechnikum
Zum Festpl. 3
23966 Wismar
- Öffnungszeiten:
- Di-So 10-17 Uhr
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