Sendedatum: 09.02.2018 | 15:20 Uhr
1 | 5 Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin und Autorin: "Mir persönlich geht es immer auch darum, zu schauen, was der koranische Geist ist, der göttliche Geist, was darin offenbart ist. Und das dann in die heutige Zeit zu übertragen. Denn der erste Impuls war es damals, Frauenrechte zu stärken und Frauen zu emanzipieren. Das muss heute weitergedacht werden."
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2 | 5 Viele Muslime und Theologen, unter ihnen auch Samet Er, verstehen diese Sure nicht als Ermutigung zur Vielehe. Für den Osnabrücker hat der Koran einen reformierenden, bzw. progressiven Charakter. "Das heißt, dass er immer seiner Zeit voraus war, und die Menschen immer psychologisch, pädagogisch oder politisch nach vorne getrieben hat und nicht andersrum."
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3 | 5 Samet Er koordiniert das Imamweiterbildungsprojekt am Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück: "Ich habe im Rahmen meines Studiums der Islamischen Theologie gelernt, dass der Koran immer nur die äußeren Grenzen festlegt und die inneren Grenzen allen gesellschaftlichen Akteuren überlässt. So wurde im Koran die damals unbegrenzte Zahl der Ehefrauen auf maximal vier beschränkt. Daher würde ich den Vers heute niemals aus dem Kontext reißen, sondern mir den Kontext, die Weisheit und den damaligen Status anschauen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, wird vieles verständlicher."
© Samet Er
4 | 5 Der 33 Jahre alte Informatiker Sami Khokhar gehört zur Gemeinde der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Hamburg: "Ja, im Islam ist die Polygamie erlaubt, jedoch nur unter Vorbehalt. Es geht hier nicht um die sexuelle Befriedigung, sondern darum, mit bestimmten Situationen klarzukommen. Zum Beispiel, um nach einem Krieg Frauen sozial abzusichern. Unter uns jungen Muslimen spielt das Thema keine große Rolle. Außerdem würde meine Frau mir zu Hause die Hölle heiß machen, wenn ich mit der Idee um die Ecke kommen würde."
© Sami Khokhar
5 | 5 Sineb El Masrar ist Journalistin und Autorin: "Polygamie ist rechtlich zwar nicht in Deutschland anerkannt, bei vielen jungen Muslimen aber durchaus Praxis. Denn um Geschlechtsverkehr im traditionellen Sinne vollziehen zu können, werden solche Ehen in Moscheen oder von Hobbyimamen geschlossen. Gerne zugeben wollen vor allem diese Frauen das nicht. Rechtlich und sozial sind sie immer Ehefrauen zweiter Klasse."
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