die nordstory - Radweg von Meer zu Meer

Die Grenzroute zwischen Deutschland und Dänemark

Montag, 12. Juni 2023, 15:00 bis 16:00 Uhr

Die immer wieder die Ländergrenze querende Grenzroute ist Deutschlands nördlichster und Dänemarks südlichster Radweg. "die nordstory" folgt ihm, im Zickzack, mit dem Wind, rund 120 Kilometer von West nach Ost, vom Nationalpark Wattenmeer bis zur Flensburger Förde.

Am Wegesrand warten erstaunliche Landschaften, Städte und Dörfer, Restaurants und Schlafplätze. Und mit ihnen immer wieder besondere Begegnungen.

Eine Rast am historischen Hof Sibbershusum

Ihr Hof liegt ganz im Westen und unmittelbar an der "Grenzroute": Stefan und Annika Hansen. © NDR/Uli Patzwahl
Ihr Hof liegt ganz im Westen und unmittelbar an der "Grenzroute": Stefan und Annika Hansen.

Die erste Rast nach der Nordsee könnte der Automat mit kühlen Getränken und frischen Eiern sein. Er steht am Eingang des historischen Hofes Sibbershusum, den Annika und Stefan Hansen mit Liebe und ein bisschen anders führen als frühere Generationen. Statt Schweinemast stehen abgezählte Highlandrinder auf der Weide, das Getreidefutter wird selbst angebaut und die Hühner laufen frei. Jedes Ei im Automaten sieht anders aus.

Trümmertorte im alten Zollhaus

Das dänische Grenzhaus auf der Deichkrone - erster Grenzübertritt auf der "Grenzroute". © NDR/Uli Patzwahl
Das dänische Grenzhaus auf der Deichkrone - erster Grenzübertritt auf der "Grenzroute".

Nebenan im Café Zollhaus haben sich Ralph und Jens Teßmann das Paradies geschaffen, das sie früher auf Sylt als Feriengäste aus Nordrhein-Westfalen immer gesucht haben: im alten Zollhaus aus rotem Backstein, allein in der weiten Landschaft, mit Strandkorb auf der Terrasse und mit: "Trümmertorte"! Für diese werden die beiden längst geliebt in den Dörfern der Umgebung zwischen Hoyer in Dänemark und Neukirchen in Deutschland.

Viele Gäste aus Dänemark

Ein historischer Ort: Der Gasthof Grenzkrug in Rosenkranz. © NDR/Uli Patzwahl
Ein historischer Ort: Der Gasthof Grenzkrug in Rosenkranz.

Eine friedliche Grenze, das lernen die Radfahrer*innen schnell, eine Grenze, über die man sich besucht. "90 Prozent meiner Gäste sind Dänen. Und 70 Prozent davon wollen meine Putenkeule", sagt Silvia Brodersen im Grenzdorf Rosenkranz. Das ist die Spezialität im Grenzkrug, den Silvia Brodersen mittlerweile allein bewirtschaftet. Aber wenn es drauf ankommt, an den Wochenenden, kommen die beiden Töchter aus Flensburg, Sarah und Julia, und bedienen so schnell und fleißig, dass ihre Mutter sogar den Saal öffnet. Und das Haus füllt sich wie damals beim Grenzbesuch der dänischen Königin.

Gelebte Grenzgeschichte

Grenzroute oder Graenseruten? Das Schild zum Radweg von Meer zu Meer, entlang der deutsch-dänischen Grenze. © NDR/Uli Patzwahl
Grenzroute oder Graenseruten? Das Schild zum Radweg von Meer zu Meer, entlang der deutsch-dänischen Grenze.

So schlängelt sich der Film nach Osten, verharrt im dänischen Tondern und im deutschen Ladelund mit ihrer gemeinsamen Bücher-ohne-Grenzen-Initiative, kommt der Geschichte der Region im dänischen Rens auf die Schliche, wo im Museum Mellem Slesvigs Grænser daran erinnert wird, dass die heutige Grenze durch eine Volksabstimmung 1920 festgelegt wurde. Und wo es am Wochenende immer eine Tasse Kaffee gibt für Radfahrerinnen und Radfahrer. So wie es bei Tischler Udo Clausen knapp südlich der Grenze immer ein Bett oder einen Stellplatz auf der liebevoll gepflegten Wiese gibt, wenn es schon dunkel wird und die Radtouristen hier in der Mitte der Strecke einfach keine Unterkunft finden.

Finale an der Flensburger Förde

Das Ziel ist erreicht: Die "Grenzroute" endet an der Flensburger Förde. © NDR/Uli Patzwahl
Das Ziel ist erreicht: Die "Grenzroute" endet an der Flensburger Förde.

Die Grenzroute ist Bühne für das Zugvögelspektakel "Schwarze Sonne" mit Hunderttausenden von Staren, streift "alte" Landschaften wie die Süderlügumer Binnendünen und erreicht schließlich nach der ersten und letzten nennenswerten Steigung in Kupfermühle das andere Meer, die Ostsee bei Flensburg. Das Ende der Strecke.

In der Flensburger Roten Straße könnte man zum Abschluss der Tour noch ein Fischbrötchen essen und dann ganz zum Schluss diese Kuriosität probieren: Im Rumhaus Braasch ist in Coronazeiten ein ganzes Fass Rum liegen geblieben und aus Versehen nicht nach sechs Monaten, sondern erst nach zwei Jahren geöffnet worden. "Schmeckt anders, aber… schmeckt!", sagt Walter Braasch.

Weitere Informationen
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Autor/in
Uli Patzwahl
Produktionsleiter/in
Angela Hennemann
Redaktion
Katrin Glenz
Andrea Jedich
Leitung der Sendung
Norbert Lorentzen

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