Stand: 28.02.2017 12:23 Uhr

Uli Stein - Rebell, Idol, Lautsprecher

Uli Stein hat in seinem Leben schon so manche Schlagzeile produziert. Doch obwohl der frühere Nationaltorhüter mittlerweile beim Schreiben seines Alters die Sechs voranstellen muss, ist der ewig streitbare Querkopf des deutschen Fußballs noch lange nicht im Ruhestand. Dies bekam zuletzt auch sein Ex-Club Hamburger SV zu spüren. Keine drei Wochen ist es her, da war Ulrich "Uli" Stein mal wieder voll in seinem Element. Im NDR 2 Interview knöpfte sich der extrovertierte Ex-Keeper seine große Liebe HSV vor und ging nach dem erneut schwachen Saisonstart der Hanseaten verbal auf Angreifer Pierre-Michel Lasogga und Kapitän Rafael van der Vaart los. Lasogga könne nicht Fußball spielen und hätte "bei uns früher wahrscheinlich nur das Ballnetz getragen". Und bei Spielmacher van der Vaart habe man "immer das Gefühl, der HSV spielt Zehn gegen Elf, wenn van der Vaart spielt".

Mit dem HSV gewann er Meisterschaft, Pokal, Europacup

Nicht viele dürfen sich derart heftige Kritik an der Elbe erlauben - Stein kann. Der gebürtige Hamburger spielte zwischen 1980 und 1987 sowie in der Saison 1994/95 für den HSV, erlebte die ganz großen Zeiten des Clubs. Der Torhüter gewann mit den Hanseaten 1983 den Europapokal der Landesmeister, wurde zweimal deutscher Meister (1982 und 1983) und holte den DFB-Pokal (1987) - Erfolge, von denen die Hamburger heute allenfalls träumen. Ein Leisetreter war Stein nie. Stein sagt, was er denkt, und macht, was er will - das war schon zu seiner aktiven Zeit so.

Beckenbauer als "Suppenkasper" bezeichnet

Uli Stein (Archivbild aus dem Jahr 1987) © Witters Foto:  Wilfried Witters
AUDIO: Uli Stein wird 60! (4 Min)

Legendär und unvergessen ist bis heute die "Suppenkasper-Affäre" bei der Weltmeisterschaft 1986. Weil ihm Toni Schumacher im Tor vorgezogen wurde, betitelte Stein den damaligen Teamchef Franz Beckenbauer beim Mittagessen im mexikanischen Quartier Mansion Galindo in Querétaro im Kollegenkreis in Anlehnung an einen Werbespot, in dem der Kaiser in den 1960er-Jahren für Fertigsuppen geworben hatte, als "Suppenkasper". Durch die Indiskretion eines Mitspielers landete der Vorfall schließlich bei der obersten Heeresleitung - Stein wurde vom damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger und auf Initiative von Beckenbauer unverzüglich nach Hause geschickt. Es war das unrühmliche Ende der Steinschen Nationalmannschaftskarriere. Eine Rückholaktion durch Beckenbauer scheiterte vor der WM 1990 am Veto der DFB-Oberen.

"Ich würde es wieder so machen", sagte Stein dem "Hamburger Abendblatt": "Ich war damals fast 32, keiner konnte ahnen, dass ich noch bis 42 spiele. Worauf sollte ich warten?" Bis zum Ende seiner langen Karriere bestritt der sechsmalige Nationalspieler für den HSV, Eintracht Frankfurt und Arminia Bielefeld 512 Bundesliga-Spiele. Damit belegt er Platz zehn in der Liste der Rekordspieler.

Zitate von Uli Stein

"Bei der WM 1990 muss Franz Beckenbauer vor dem Finale 13 Spielern versprochen haben, dass sie spielen. Als er gemerkt hat, das sind zwei zuviel, hat er seinem Co-Trainer gesagt, 'sag den beiden mal, dass sie nicht dabei sind'. Er war nicht in der Lage, schwierige Entscheidungen den Leuten selber mitzuteilen."
(Interview mit NDR 2 im Oktober 2014)

Beim Supercup schlug er Wegmann k.o.

Für einen beispiellosen Eklat sorgte Stein mit seinem Faustschlag gegen Jürgen "Kobra" Wegmann im Finale des Supercups 1987. Als der Bayern-Stürmer Stein an jenem Abend des 28. Julis 1987 zum zweiten Mal überwunden hatte, knockte der Keeper ihn kurzerhand aus und kassierte dafür die Rote Karte. Beim HSV wurde er danach entlassen. Seine hohe Emotionalität und den unbändigen Ehrgeiz hat Stein bis heute nicht verloren. Ob als Torwarttrainer von Aserbaidschan, als der er an der Seite von Berti Vogts arbeitete, oder als Fußball-Fan vor dem Fernseher. Noch heute bricht der innere Vulkan immer wieder aus, wenn der Anpfiff ertönt. "Dann bin ich ein anderer Mensch, ich rege mich über den Schiedsrichter auf, schimpfe. Aber das gehört für mich dazu", sagte der passionierte Golfer zuletzt und monierte: "Leider haben wir im Fußball nicht mehr viele solcher Typen, die mit Emotionen dabei sind, die sich für den Verein aufopfern." Stein vermisst echte Kerle. Kerle wie ihn.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 22.10.2014 | 14:25 Uhr

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