Andreas Brehme - Mann für die entscheidenden Momente
Andreas Brehme schoss Deutschland 1990 mit seinem Elfmetertor gegen Argentinien zum WM-Titel und krönte damit seine beeindruckende Karriere, die im Hamburger Stadtteil Barmbek begonnen hatte.
Wenn es drauf ankam, war er zur Stelle - egal, ob mit links oder rechts. Gefeiert wird dafür in Deutschland ein Nordlicht, das seine größten Erfolge im Süden feierte: Andreas Brehme.
Ein Nationalspieler, der in seiner gesamten Karriere lediglich acht Tore in 86 Länderspielen auf seinem Konto verbuchen konnte, fünf davon jedoch bei Welt- und Europameisterschaften erzielte, kann getrost ein Mann für die entscheidenden Momente genannt werden. Erst recht, wenn drei dieser Treffer bei WM-Halbfinal- und Finalspielen zu Buche schlugen.
Der HSV verpasste die große Chance
Im Jahr 1980 entging dem Hamburger SV die Verpflichtung eines großen Talents: Ein Blondschopf aus dem Stadtteil Barmbek stellte sich im Probetraining vor. Doch die damaligen Verantwortlichen boten dem 20-Jährigen nur einen Amateurvertrag an - zu wenig für den jungen Andreas Brehme, der Größeres anstrebte. Auf Empfehlung des damaligen HSV-Profis Felix Magath wechselte Brehme zum Zweitligaclub 1. FC Saarbrücken. Magath hatte von 1972 bis 1976 selbst für die Saarländer gespielt, ehe er an die Elbe wechselte.
Vom Jungprofi zum Stammspieler
Bei seiner ersten Profistation avancierte Brehme sofort zum Stammspieler: In 36 von 38 Zweitliga-Partien der Saison stand er auf dem Platz und erzielte dabei drei Treffer. Den Abstieg der Saarländer konnte er jedoch nicht verhindern. Die Zweitliga-Saison 1980/81 lohnte sich für Brehme dennoch: Den Verantwortlichen des Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern war das Talent aus der unmittelbaren Nachbarschaft nicht entgangen.
Sie nahmen den Abwehrspieler unter Vertrag. Auch bei den Pfälzern setzte sich der Hamburger schnell durch. Seine Beidfüßigkeit und seine Torgefahr (Brehme traf in 301 Bundesligaspielen 50 Mal) sorgten schon bald für den nächsten Karriere-Sprung: Nach Einsätzen in der U21-Nationalmannschaft (drei Partien) und in der Olympia-Auswahl (zehn Einsätze) debütierte Brehme 1984 in der A-Nationalelf.
Von München nach Mailand mit Matthäus
Es folgte der in der Bundesliga für herausragende Spieler nahezu unvermeidbare Vereinswechsel: Der große FC Bayern München sicherte sich die Dienste des Vize-Weltmeisters von 1986. Ein Jahr später durfte Andreas Brehme mit den Münchnern seinen ersten Meistertitel feiern. Und wieder profitierte er von der Idee eines Mitspielers: Lothar Matthäus wechselte vom FC Bayern zu Inter Mailand und konnte die Italiener davon überzeugen, auch seinen Freund Brehme mitzuverpflichten.

Mit Inter wurde Brehme auch in der Serie A Meister und dort zugleich zum Fußballer des Jahres gewählt. Unvergessen in dieser Zeit und danach, wie er mit seinen Landsmännern Matthäus und Jürgen Klinsmann das deutsche Dreigestirn von Inter Mailand bildete, um national wie international für Furore zu sorgen.
Elfmeter links wie rechts
Das Jahr 1990 mit der Weltmeisterschaft in Italien brachte dann den Karriere-Höhepunkt Brehmes: In der 85. Minute des Endspiels von Rom trat der Verteidiger gegen Argentiniens Torwart Sergio Goycochea zum Elfmeter an. Freund und Mannschaftskapitän Matthäus hatte "gekniffen", aber Brehme schritt zum Punkt, als sei es die normalste Sache der Welt: "Ob ich mich daran erinnern kann, woran ich in diesem entscheidenden Moment gedacht habe? Nein, natürlich nicht. Ich habe überhaupt nichts gedacht. Ich wollte nur, dass der Ball reingeht", sagte er später einmal.

Der Rest ist Geschichte: Brehme traf, Deutschland versank im schwarz-rot-goldenen Freudentaumel. Das Interessante dabei: Brehme schoss mit rechts, dabei hatte er vier Jahre zuvor einen Elfmeter im WM-Viertelfinale gegen Mexiko noch mit seinem anderen Fuß verwandelt. Und noch eine Besonderheit: Brehme ist bis heute der einzige Spieler, der ein WM-Finale durch einen Strafstoß in der regulären Spielzeit entschieden hat.
Abstieg, Aufstieg, Meistertitel
Außergewöhnlich verlief die Karriere des Fußballprofis auch nach seiner Rückkehr aus Italien in die Bundesliga. Unvergessen sind für Deutschlands Fußballfans die Bilder innerhalb einer Woche im Sommer 1996, als Brehme mit seiner "großen Liebe" Kaiserslautern erst unter Tränen abstieg, um dann nur wenige Tage später in Berlin den DFB-Pokal zu gewinnen. Aus dieser Saison stammt auch Brehmes ebenso unvergessene Bewertung der misslichen Lauterer Lage: "Hast Du Scheiße am Fuß, hast Du Scheiße am Fuß." Ein Jahr später stiegen die Pfälzer dann wieder auf und holten als erstes und bislang einziges Team direkt die Meisterschaft. Brehme schaffte eben immer das, was viele verblüffte. Die Meisterschale gab es passenderweise am letzten Spieltag im Volksparkstadion - nach der Partie beim HSV.
Startrekord und Rausschmiss
Seine zweite Karriere begann vielversprechend. Im Sommer 2001 gewann Brehme als Teammanager der Kaiserslauterer die ersten sieben Bundesliga-Spiele in Folge, um damit einen Rekord aufzustellen, der erst 2012 von Bayern München gebrochen wurde. Doch das Blatt wendete sich: Nach dem Rücktritt des damaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich wurde Brehme entlassen, und der Hamburger hatte auch als Coach bei Zweitligist SpVgg Unterhaching sowie als Assistent von Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart keinen Erfolg.
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