THW-Star Sagosen kritisiert WM-Bedingungen: "Ein großer Witz"
Sander Sagosen hat die Bedingungen bei der Handball-WM heftig kritisiert. Norwegens Topstar vom THW Kiel bezeichnete die Blase in Ägypten als Witz. Man könne die Frage nach einer Turnier-Absage stellen.
"Ich weiß nicht, ob man das überhaupt eine Blase nennen kann", sagte der 25-Jährige vor dem Auftaktspiel der Norweger am Donnerstag (20.30 Uhr) gegen Ex-Weltmeister Frankreich: "Alles bis jetzt war ein großer Witz." In den ersten Stunden in Gizeh habe er sich an den "Wilden Westen" erinnert gefühlt, sagte Sagosen. Seine Mannschaft befinde sich in einem "Schockzustand".
Frage nach Turnier-Absage "kann man stellen"
Im Vorfeld war er nicht für eine Absage, sondern hatte "große Hoffnungen", sagte Kiels Rückraum-Ass. Aber nach seinen Erfahrungen nun vor Ort, "kann man die Frage danach stellen". Im Hotel der Norweger, in dem auch die deutsche Mannschaft sowie sechs weitere Nationen untergebracht sind, würden etwa die Menschen ohne Mundschutz ein und aus gehen, die Teams essen zusammen. Alle im Vorfeld abgegebenen Versprechen würden nicht gehalten.
Sagosen kritisiert die Veranstalter der Mammut-WM mit 32 Teams innerhalb kurzer Zeit damit bereits zum zweiten Mal. Dass bei den Spielen zunächst Fans zugelassen werden sollten, hatte der THW-Profi als "völlig peinlich" und "zu dumm" bezeichnet. Am Montag hatte der Weltverband IHF seine Zuschauer-Pläne begraben.
DHB sieht "Verbesserungspotenzial"
Auch im Lager der deutschen Handball-Nationalmannschaft wachsen die Sorgen. Der Deutsche Handballbund (DHB) sprach mit Blick auf das Teamhotel von "Verbesserungspotenzial" und nahm am Mittwoch Kontakt zum Weltverband IHF auf. "Wir müssen in einigen Dingen nachjustieren", berichtete DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Dazu gehöre eine stärkere Separierung bei den Mahlzeiten im Teamhotel. "Da wollen wir mit Nachdruck erreichen, dass weitere Räumlichkeiten geöffnet werden, um das Risiko in diesem Bereich weiter zu minimieren", betonte der 44-Jährige.
Zudem nehme es manch einer vom Hotel-Personal beim Tragen der Maske nicht so genau, da hänge der Mund-Nasen-Schutz schon einmal am Kinn. Der DHB selbst habe die Spieler daher mit FFP2-Masken "zugeschüttet", sagte Kromer.
Gislason: "Ist uns anders zugesagt worden"
"Das sind Umstände, die wir uns anders vorgestellt hatten und die uns anders zugesagt worden sind. Das ist so, es scheint nicht möglich, daran etwas zu ändern", sagte Bundestrainer Alfred Gislason. So habe der DHB einen eigenen Koch mit nach Ägypten geflogen, dieser könne aufgrund fehlenden Arbeitsplatzes aber nicht tätig werden. Auch beim Essen begegne man anderen Teams, bestätigte der Isländer. "Die Corona-Diskussion hängt über der WM - ob man will oder nicht", so Gislason.
