Jubel bei Holstein Kiel © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

Holstein Kiel: Fans feiern die "Störche" und träumen vom Finale

Stand: 03.02.2021 12:18 Uhr

Nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen Darmstadt 98 und dem Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals träumen die Fans von Holstein Kiel schon vom Finale in Berlin. Im Autokorso feierten sie den Erfolg gegen die "Lilien".

von Christian Görtzen

Als im Stadion die Kieler Profis juchzend auf Simon Lorenz zustürmten und den Verteidiger für seinen entscheidenden Treffer zum 7:6-Sieg im Elfmeterschießen vor lauter Freude beinahe erdrückten, schallten vom Westring schon die ersten Hup-Töne herüber. Binnen weniger Minuten war aus einer der Hauptverkehrsstraßen der Landeshauptstadt längs der Spielstätte des Fußball-Zweitligisten eine Partymeile geworden, auf der nicht nur, aber weitgehend coronakonform gefeiert wurde.

Dutzende Autos schoben sich bei eisigen Temperaturen in einem langen Korso am Holstein-Stadion vorbei, um diesen Triumph - den zweiten im Elfmeterschießen nach dem Überraschungserfolg gegen Bayern München - zu zelebrieren. Das Hup-Konzert lieferte den heißen Beat an diesem frostigen Dienstagabend, Warnblinklichter sorgten für den Discokugel-Effekt.

Hüpfende Autofahrer und jede Menge "Störche"

Die Holstein-Fans schäumten über vor Freude - und bekamen hinter ihren Lenkrädern das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Mitfahrer hüpften auf ihren Sitzen, reckten die Hände aus den offenen Fenstern, Holstein-Fahnen und "Störche" als Stofftier - es war wohl auch ein kurzer Ausflug aus tristen Corona-Zeiten in eine andere Welt.

"Das Elfmeterschießen war der Hammer!"

Viele Fans rangen um Worte, konnten ihr Glück über das Erreichen des Viertelfinals kaum beschreiben. "Das ist der Wahnsinn!", rief ein junger Mann ins Mikrofon des NDR. Eine Frau atmete nochmal tief durch: "Ich musste leider arbeiten. Ich habe das Elfmeterschießen im Radio gehört. Es war ganz schlimm", sagte sie, und musste dann lächeln. "Das Elfmeterschießen war der Hammer!", jubelte ein anderer.

Lee zittert den Ball über die Linie

Weiß Gott, das war es! Mehr Spannung geht kaum - und aus Sicht der Kieler wohl auch nicht mehr Fortune. Ahmet Arslan setzte den Ball per Kontakt zum Innenpfosten ins Netz. Den Schuss von Janni Serra hätte Darmstadts Keeper Marcel Schuhen beinahe pariert, bei dem von Jae-Sung Lee rutschte dem ehemaligen Rostocker der Ball irgendwie unter seinem Körper hindurch ins Netz. Auch bei Lorenz' finalem Treffer wäre er mit den Fingern beinahe drangekommen. Den Kieler Elfmeterspezialisten war es danach egal, wie knapp es war.

Gelios: "Mussten mehr kämpfen als beim letzten Mal"

"Ich bin erleichtert", atmete Holstein-Keeper Ioannis Gelios durch. Durch seinen Patzer in der 86. Minute, den Serdar Dursun zum 1:1 genutzt hatte, musste Kiel in die Verlängerung. "Nach dem Fehler war ich noch mehr angespannt. Jetzt ist alles raus, jetzt bin ich komplett entspannt", bekannte er. "Heute mussten wir mehr kämpfen als beim letzten Mal. Bayern hat uns ein bisschen ins Spiel kommen lassen, Darmstadt hat uns auch in der Verlängerung noch gepresst."

Feier mit den Holstein-Fans - auf Abstand

Das Hupkonzert auf dem Westring genoss der Keeper. "Da kommen die Erinnerungen wieder hoch. So war es auch schon vor drei Wochen nach dem Spiel gegen die Bayern. Es freut mich, dass die Fans wieder hier sind, dass sie wenigsten so mit uns feiern können - auch wenn es ein großer Abstand zwischen uns ist."

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Während auf dem Westring schon die Fans von weiteren Heldentaten der "Störche" träumten und davon, "dass wir noch ein paar Siege sehen - bis wir in Berlin sind", wollte Holstein-Trainer Ole Werner noch nichts davon wissen.

Werner: "Da bist du dann Fan deiner Jungs"

Der 32-Jährige genoss den Augenblick. "Heute war das Glück auf unserer Seite in den entscheidenden Momenten. Ioannis hat den entscheidenden Ball dann gehalten", sagte Werner, der im Showdown der Partie von einer handelnen Person zum Beobachter wurde. "Im Elfmeterschießen bist du nicht mehr Trainer, da bist du Fan deiner Jungs und drückst die Daumen. Mehr kannst du nicht mehr tun."

Segler Herrmann lost Viertelfinale aus

Seine "Jungs" übernahmen wie schon gegen Bayern auch gegen die "Lilien" den Rest. Mit dem Ergebnis, dass Holstein Kiel zum zweiten Mal in seiner Vereinshistorie im Viertelfinale des DFB-Pokals steht und dank der schon sicheren zwei Millionen Euro an Prämien im Corona-Jahr einige Lücken im Etat schließen kann.

Die Runde der letzten acht Mannschaften, die auch schon Werder Bremen, Borussia Dortmund und Regionalligist Rot-Weiss Essen mit Trainer Christian Neidhart erreicht haben, wird am Sonntag in der Sportschau (ab 18.30 Uhr) vom Hamburger Weltumsegler Boris Herrmann ausgelost.

Bartels: "Der Wahnsinn geht weiter!"

Wer ist der Wunschgegner? Werner ist alles recht. "Jedes Los ist für uns gut. Das Erreichen des Viertelfinals ist für Holstein Kiel außergewöhnlich", sagte er. Offensivspieler Fin Bartels brachte es auf den Punkt: "Der Wahnsinn geht weiter!"

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 03.02.2021 | 19:30 Uhr

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