Stand: 17.09.2012 09:38 Uhr

Günter Mahlmann: Fördern und fordern

von Utz Rehbein, NDR.de
Günter Mahlmann © imago/Otto Krschak Foto: Otto Krschak
Keiner saß so lange auf der HSV-Trainerbank wie Günter Mahlmann.

Kein anderer Trainer in der 125-jährigen HSV-Geschichte war so lange im Amt wie der 1908 geborene Braunschweiger Günter Mahlmann - und keiner sammelte so viele Titel: 13. In den acht Jahren zwischen 1954 und 1962, in denen Mahlmann für die Rothosen-Ligamannschaft verantwortlich war, zählten allerdings die Norddeutsche Meisterschaft und der Nord-Pokal auch noch dazu. Mahlmann führte den HSV dreimal in vier Jahren ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Nach zwei Niederlagen 1957 (1:4 gegen Dortmund) und 1958 (0:3 gegen Schalke 04) gewann der HSV 1960 den Titel durch ein 3:2 über Köln.

Vom Jugendcoach zum Herrenteam

Die Jungmannschaft vom HSV 1954: Links im Trenchcoat Klaus Stürmer. In der Mitte links neben Trainer Günther Mahlmann steht Jürgen Werner, rechts Uwe Seeler. © privat Foto: Privat
Die "Jungmannschaft" des HSV im Jahr 1953 mit Klaus Stürmer (l.), Jürgen Werner (5.v.l.), Trainer Günter Mahlmann (5.v.l.) und Uwe Seeler (4.v.r.)

Bedeutender als Medaillen und Pokale war Mahlmanns Rolle als Förderer und Lenker der Spielergeneration um Uwe Seeler. Als Jugendcoach begleitete der als barsch im Umgang geltende Mahlmann den Jungstar und seine Altersgenossen Jürgen Werner, Uwe Reuter und Gerd Krug durch ihre "Jungmannen"-Zeit. Zusammen mit Martin Wilke übernahm er 1954 das Herrenteam vom unbeliebten und erfolglosen Georg Knöpfle. Erste Amtshandlung Mahlmanns, der sich zunächst mehr ums große Ganze kümmerte und die Arbeit auf dem Trainingsplatz Wilke überließ: Er warf seine Jungspunde, Seeler war noch keine 18 Jahre alt, ins kalte Oberliga-Wasser. Dabei ging er alles andere als zimperlich um mit den jungen Schutzbefohlenen. Schon bald stellten sich bei Seeler ernsthafte Rücken-, bei Sturmpartner Klaus Stürmer Knieprobleme ein. Selbst Seeler-"Vadder" Erwin, der seine Söhne gewiss nicht in Watte zu packen pflegte, beklagte sich irgendwann beim Vereinsarzt, dass Uwe sich verheizen lasse. Mahlmann, den Uwe später als "Glücksfal" bezeichnete, sah die Sache im Rückblick mit den Augen der Kriegsgeneration: "Wichtig war, dass es ganze Kerle wurden - keine Versager."

Psychologisches Geschick

Uwe Seeler im Jahr 1955 © imago/kicker Foto: kicker
Von Günter Malhmann entscheidend gefördert: Der junge Uwe Seeler.

Bei aller Unerbittlichkeit zeigte der gelernte Studienrat im richtigen Moment psychologisches Geschick im Umgang mit den Jung-Kickern und schien auch ein Händchen für gruppendynamische Prozesse zu besitzen. Die Mannschaft war weit entfernt vom "Elf Freunde"-Klischee, was auf dem Trainingsplatz öfter in Spannungen zwischen der Studentenclique (Werner, Krug, Reuter) und Fußballrealo Seeler äußerte. Charly Dörfel hat sich in einem Interview an einen Zusammenstoß erinnert, in dem der notorisch meckernde Seeler von den intellektuellen Tricksern mit den Worten beschieden wurde: "Du Arsch, geh mal nach vorne und mach deine Torschussübungen." Trotzdem hielt die Zweckgemeinschaft - Mahlmanns größtes Verdienst.

Hart auch gegen sich selbst

Seine berüchtigte Härte indes richtete der hagere und wortkarge Coach lange Zeit auch gegen sich selbst. Als er sein Amt 1962 an Kollege Wilke abgab, war er buchstäblich fertig. Nerven und Magen versagten den Dienst und zwangen zu totaler Abstinenz in Sachen Zigaretten, Bier und Fußball. Am Ende war Mahlmann den Belastungen des Spiels selbst vor dem Fernseher nicht mehr gewachsen. Günter Mahlmann, der noch ein paar Jahre in der HSV-Geschäftsstelle arbeitete, starb am 22. August 1975.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 28.04.2009 | 21:25 Uhr

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