Virtuosität trifft auf Gesanglichkeit
Die NDR Radiophilharmonie arbeitet mit dem Dirigenten Simon Gaudenz an einer neuen CD: Mit dem mehrfach ausgezeichneten finnischen Klarinettisten Christoffer Sundqvist als Solisten spielen sie das 2. und 3. Klarinettenkonzert von Louis Spohr ein.
Für den Dirigenten ist es wie für den Solisten die erste Zusammenarbeit mit der NDR Radiophilharmonie: "Ich war erstaunt, wie schnell wir uns zusammengefunden haben. Es brauchte ein paar Minuten zum Kennenlernen, aber wir haben sofort einen gemeinsamen Klang gefunden." Ganz begeistert ist er von der Lebendigkeit in der Darstellung, der Transparenz und Beweglichkeit, die das Orchester mitbringt. "Man spürt bei jeder Note ihre Musizierlust." Dankbar ist Gaudenz auch, dass die Musiker bei allen Ideen gleich Feuer und Flamme sind: So wurde seine Anregung, Naturhörner und Naturpauken zu verwenden, gleich in die Tat umgesetzt - auch wenn das eine zusätzliche Herausforderung bedeutet, wie Tonmeisterin Rita Hermeyer bestätigt. Die andere Klanglichkeit dieser Instrumente beschreibt Gaudenz als "körniger, heller, direkter und sprechender", was sehr inspirierend sei, "die Konzerte werden dadurch sehr farbig und beweglich".
Aufbrausende Dramatik und zauberhafte Melodien
Auch wenn die Klarinettenkonzerte Spohrs nicht zum Standardrepertoire gehören, hält der Dirigent sie für "sehr substantielle Musik". Während Spohr in der Klarinettenstimme die Grenzen des Instruments teilweise überschreitet, ist der Orchesterpart sehr ausgewogen. Rita Hermeyer betont die musikalischen Kontraste: "Das ist natürlich Virtuosentum pur, quer durch alle Register, technisch eine sehr große Herausforderung. Aber es gibt auch sehr schöne melodische Parts, in den langsamen Sätzen sind zauberhafte Melodien." Für den Dirigenten besteht die größte Herausforderung darin, die Begleitung interessant zu machen und auch das "Widerborstige" herauszuholen. "Für mich kommt der Klang eindeutig von Beethoven - wobei das Gesangliche hinzukommt."
Geballtes Fachwissen
An Fachwissen kann es gar nicht fehlen: Interessanterweise kommen sowohl der Dirigent als auch die Tonmeisterin ursprünglich von der Klarinette. "Man kennt die Schwierigkeiten, aber der Solist beherrscht sie unglaublich gut. Er ist unheimlich flexibel, gestaltet sehr inspiriert und inspiriert auch das ganze Orchester, so dass das Ganze sehr lebendig wird", schwärmt Rita Hermeyer. Und Simon Gaudenz ist ganz begeistert, wie leicht Christoffer Sundqvist die anspruchsvollen Solostimmen spielt und sogar noch ad hoc Verzierungen einbaut.
Fortsetzung folgt
Erste Klangeindrücke machen schon sehr gespannt auf das Ergebnis dieser Aufnahmetage. Geplant ist, alle vier Klarinettenkonzerte Spohrs auf CD einzuspielen, die Fortsetzung folgt in einem Jahr. Eine Gesamteinspielung der sinfonischen Werke hat die NDR Radiophilharmonie bereits herausgebracht.
