"Bis heute mache ich ausgesprochen gern Musik"
Seit 1975 spielt Monika Worlitzsch in der Bratschengruppe der NDR Radiophilharmonie. Nach dem ersten Konzert im Ring Barock geht sie in den Ruhestand. Gern blickt sie auf ihre Zeit mit dem Orchester zurück.
Das "Deutsche Requiem" von Brahms, das die Bratschistin Monika Worlitzsch als vorletztes Konzert mit der NDR Radiophilharmonie spielte , ist "ihr liebstes Werk überhaupt". Lachend erzählt sie, wie sich damit für sie ein Kreis schließt: Das Requiem stand auch auf dem Programm des Abschiedskonzerts ihres Onkels mit dem Oldenburger Staatsorchester - allerdings fand sie es als Elfjährige damals "zum Sterben langweilig". Zunächst studierte sie Violine. Doch beim Besuch eines Instrumentensammlers war sie vom schönen Klang einer kleinen Bratsche so fasziniert , dass sie neben ihrem Geigen-Studium Bratschen-Unterricht bei Heinz-Otto Graf nahm. Auch wenn ihr ein Kollege attestierte: "Bratsche hast du doch nicht nötig". Nach einem kurzen Studium in Hamburg bekam sie sofort die Stelle in der NDR Radiophilharmonie.
Musikalische Neuentdeckungen
In den über vierzig Jahren in der NDR Radiophilharmonie hat sie einige Dirigentenwechsel miterlebt. Beeindruckt ist sie bis heute von der Arbeit mit Bernhard Klee. Die Proben mit ihm waren zwar nicht immer ein "Honigschlecken", "aber die Resultate fand ich persönlich unglaublich gut“, meint Monika Worlitzsch. Ist ihr unter Klee ein Fernsehkonzert mit Mahler-Liedern in bester Erinnerung, so fällt ihr bei Eiji Oue gleich ein Konzert für die Expo 2000 ein: Franz Schmidts Oratorium "Das Buch mit sieben Siegeln" war für sie eine großartige musikalische Neuentdeckung. Ebenso genießt sie die Programme mit Andrew Manze und ist dankbar, dass sie u. a. mit einer Sinfonie von Vaughan Williams Neuland entdecken konnte. Befragt nach herausragenden Solisten, hat Monika Worlitzsch das Violinkonzert von Brahms mit Henryk Szeryng unter der Leitung von Zdenĕk Mácal als ein "phänomenales Erlebnis" in Erinnerung. Besonders beeindruckt hat sie auch der amerikanisch-kubanische Pianist Jorge Bolet: "Er hat einen so zarten, sensiblen Schumann gespielt, es war umwerfend", schwärmt sie. Und vor kurzem begeisterte sie der Geiger James Ehnes, der "so ohne Allüren einfach wunderschön gespielt hat".
Familiäre Kammermusik
Für Monika Worlitzsch hatte die Tätigkeit in der NDR Radiophilharmonie auch privat Auswirkungen: Hier hat sie ihren Mann Volker kennengelernt, der bis vor wenigen Jahren noch 1. Konzertmeister des Orchesters war. Mit ihm und den Kollegen Friedemann Kober und Stephan Haack gründete die passionierte Kammermusikerin bereits 1978 das Joachim Quartett. Sie erinnert sich gern an die gemeinsamen Erfolge: Die vier gewannen den Wettbewerb des Deutschen Musikrats und erhielten mehrere Auszeichnungen für ihre Einspielungen. Gemeinsam mit ihren drei Kindern gründete die musikalische Familie im Jahr 2000 ein eigenes Quintett. Sohn Valentino ist inzwischen als Cellist sehr gefragt. Und als ihr Sohn Attila ausgerechnet die Tochter ihres Kollegen Friedemann Kober heiratete, wurde sogar eine Aufführung mit einem Gesamtfamilien-Oktett möglich. Tochter Yaltah hat die Geige zwar nicht zu ihrem Beruf gemacht, ist aber sehr aktiv in das Musikleben rund um Hamburg eingebunden.
Die Musik nicht ganz aufgeben
Vom Orchesterleben wird sich Monika Worlitzsch nicht so schnell verabschieden. Gern will sie erst einmal weiterhin bei anderen Orchestern Aushilfe spielen. Doch mit der neugewonnenen Zeit wird sie auch ihrer Leidenschaft für Literatur und Sprache nachgehen: Ihr Französisch "könnte eine Auffrischung vertragen", meint sie.
