Klassik Kompakt: Pierre Bleuse
Internationales Musikfest Hamburg: Pierre Bleuse, der neue Chef des Ensemble Intercontemporain, dirigiert am 17. Mai in der Stundenkonzertreihe "Klassik Kompakt" Werke von Charles Ives und Claude Debussy.
Gralshüter der Moderne
Seit der Saison 2023/2024 ist der Franzose Pierre Bleuse Chefdirigent beim Pariser Ensemble Intercontemporain. Als Nachfolger großer Musiker wie Pierre Boulez oder Peter Eötvös ist er damit hauptamtlicher Gralshüter der Moderne. Das NDR Publikum konnte den gelernten Geiger unter anderem schon beim Festival "Elbphilharmonie Visions" 2025 erleben. Für "Klassik Kompakt" hat Bleuse nun zwei wegweisende Werke des 20. Jahrhunderts im Gepäck, die je auf ihre eigene Art Bilder, Eindrücke und Stimmungen heraufbeschwören.
Klangpanorama mit Hufschlag
Was hört man, wenn man nachts im dunklen Central Park sitzt? In Charles Ives’ "Central Park in the Dark" von 1906 schieben sich verschiedene Klangschichten, gespielt von räumlich getrennt sitzenden Orchestergruppen, übereinander: Von Ferne tönt Ragtime-Musik herüber, Pferdewagen klappern vorbei, Streicher legen einen nächtlich-weichen Klangteppich aus. Alles zusammen ergibt ein tief gestaffeltes, multiperspektivisches Klangpanorama eines nächtlichen Parkbesuchs.
Triptychon mit Volksliedern
Musikalische Impressionen von England, Spanien und vom Frühling beschwört Claude Debussy in seinen drei "Bildern" ("Images") für Orchester herauf. Dafür zieht er englische Gigues, spanische Folklore und französische Volkslieder heran. Und auch bei Debussy gibt es – wie bei Ives – im zweiten Bild eine stimmungsvolle Nachtszene: "Les parfums de la nuit" (Die Düfte der Nacht). Doch beim Großmeister des orchestralen Impressionismus bleibt dies alles nur Andeutung und flüchtige Ahnung. Debussy verzaubert, indem er kunstvoll zu verschleiern weiß.
Autor: Julius Heile
