Stand: 11.12.2017 12:00 Uhr

Nachgefragt: Seong-Jin Cho

Pianist Seong-Jin-Cho im Porträt © Deutsche Grammophon Foto: Harald Hoffmann
Er gewann als erster Koreaner den berühmten Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau und öffnete sich dadurch viele Türen zu den großen Konzertsälen Europas: der Pianist Seong-Ji Cho.

Mit Seong-Ji Cho kommt im Dezember ein wahrer Shooting Star der Pianisten-Szene in die Elbphiharmonie. Cho gilt als einer der unverwechselbarsten Künstler seiner Generation und ist im Begriff, eine steile Weltkarriere zu starten. Vor seinen Konzerten mit Krzysztof Urbański in Hamburg und Kiel hat Julius Heile mit ihm gesprochen.

Seong-Ji Cho, Sie geben in dieser Woche Ihr Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester. Welche Erwartungen haben Sie?

Seong-Jin Cho: Ich freue mich unheimlich auf dieses Debüt, vor allem weil ich schon immer ein Fan des NDR Elbphilharmonie Orchesters war. Ich besitze viele der Aufnahmen mit Günter Wand und höre immer wieder gerne seine Interpretationen der Bruckner-Sinfonien. Natürlich freue ich mich aber auch sehr, erstmals in der neuen Elbphilharmonie zusammen mit Maestro Krzysztof Urbański zu musizieren.

Wie beeinflusst denn ein Konzertsaal grundsätzlich Ihr Klavierspiel?

Cho: Mein Auftritt wird immer von der Akustik, dem Flügel und dem Publikum beeinflusst: Wenn die Akustik des Saals gut ist, der Flügel in einem guten Zustand ist und das Publikum ernsthaft zuhört, dann fühle ich mich wirklich gut und kann mich umso besser auf die Musik, die ich mache, konzentrieren.

Sie werden in den Konzerten Rachmaninows berühmtes Klavierkonzert Nr. 2 spielen. Welchen Zugang haben Sie zu diesem Werk? Wann haben Sie es erstmals gespielt? Und was fasziniert Sie daran?

Cho: Dieses Stück habe ich im Jahr 2012, also vor fünf Jahren, zum ersten Mal gespielt. Es ist ein wirklich zutiefst romantisches Werk und zugleich sehr russisch. Für mich ist russische Musik, insbesondere Rachmaninow, voll unmittelbarer, purer Emotion. Natürlich ist das Zweite Klavierkonzert ein sehr populäres Stück, aber ich versuche, meine ganz persönliche Stimme zu haben, und höre daher auch keine Aufnahmen anderer Pianisten.

Sie waren der erste Koreaner, der den berühmt-berüchtigten Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau gewonnen hat. Danach wurden Sie in Ihrem Heimatland wie ein Popstar gefeiert. Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

Cho: Ich betrachte mich nicht als Popstar. Und ich kümmere mich nicht darum, was andere Menschen in mir sehen. Aber es ist richtig, dass ich nach dem Erfolg beim Chopin-Wettbewerb sehr viele Konzerte in Europa spielen konnte. Also kann ich auf jeden Fall sagen, dass dieser Wettbewerb mir sehr viele neue Möglichkeiten eröffnet hat.

Wenn Sie das koreanische und das deutsche Publikum einmal vergleichen: Was sind auffällige Unterschiede?

Hmm… Ich glaube, das koreanische Publikum ist leidenschaftlicher, das deutsche dafür ernsthafter.

Sie sind gebürtiger Koreaner, haben in Paris studiert und reisen als international gefragter Pianist durch die halbe Welt. Wo fühlen Sie sich zu Hause?

Ich bin im August nach Berlin gezogen und finde, dass das eine wirklich gute Idee war. Ich mag es, in Berlin zu leben, und kann schon jetzt sagen, dass ich mich zu Hause fühle, wenn ich nach Konzerten dorthin zurückkomme.

Und zum Schluss noch die Frage nach Ihren Stücken für die berühmte "einsame Insel". Was würden Sie mitnehmen?

Dahin würde ich Johann Sebastian Bachs "Wohltemperiertes Klavier" mitnehmen. Aber ich müsste noch überlegen, welchen Band. Vielleicht Teil 2…

Die Fragen stellte Julius Heile.

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