Eine Mitarbeiterin macht einen Corona-Schnelltest bei einem Mann an einer Teststation auf dem Gelände einer Tankstelle in Hamburg. © picture alliance / dpa Foto: Christian Charisius

Neue Corona-Testregeln: Kritik von Ärzten und Teststationen

Stand: 01.07.2022 14:53 Uhr

Seit Donnerstag (30.6.) kosten die Corona-Tests in den Teststationen im Land Geld. Kostenlos gibt es sie nur in Ausnahmefällen. Kritiker sagen, der Nachweis dieser Ausnahmen sei nicht klar geregelt.

Die neuen Regeln für die Corona-Bürgertests sorgen für immer mehr Kritik. Seit Donnerstag sind diese nur noch in Ausnahmefällen kostenlos. Dazu zählen Besucher von Pflegeheimen oder Krankenhäusern, Kontaktpersonen von Infizierten, Frauen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten und Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Doch die Einführung der neuen Regeln läuft offenbar nicht ganz reibungslos - und das sorgt für Unmut bei den Betreiber der Testzentren in Schleswig-Holstein.

Corona-Teststationen müssen ihre IT-Systeme umstellen

Die neue Verordnung sei viel zu kurzfristig in Kraft getreten, ärgert sich Tobias Lagmöller, der elf Teststationen in Schleswig-Holstein betreibt. Es brauche mehr Zeit, unter anderem um IT-Systeme umzustellen. Aber nicht nur der Zeitpunkt der Veröffentlichung, auch die Verordnung selbst steht in der Kritik. So sei völlig unklar, wie nachgewiesen werden soll, dass jemand zum Beispiel tatsächlich Angehörige im Krankenhaus besuchen will. Eine Überlegung aus dem Bundesgesundheitsministerium ist offenbar, dass man sich vom Krankenhaus eine Bescheinigung für den geplanten Besuch geben lässt und damit dann zum Testzentrum geht. Ob sich das in der Praxis durchsetzen wird, bezweifeln die Testzentren-Betreiber.

Kassenärztliche Vereinigung: "Manipulation möglich"

Die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH), die die Bürgertests bisher abrechnet, hält die Ausnahmen für nicht kontrollierbar. Sie nennt die Testverordnung intransparent, zu kompliziert, nicht vermittelbar und sie öffne Manipulationen Tür und Tor. "Wir gehen nicht davon aus, dass die Testmenge zurückgeht, weil die Anspruchsberechtigung, ein Ausnahmefall zu sein, letztlich von jedem Bürger geltend gemacht werden kann", sagte die KVSH-Vorstandsvorsitzende Monika Schliffke.

Wie es mit den Teststationen im Land weitergeht ist unklar. Das Kieler Labor Krause beispielsweise will die Testzentren weiter offenhalten, andere Anbieter glauben aber, dass man mit den Bürgertests bald kein Geld mehr verdienen kann.

Westküstenklinikum: Mit heißer Nadel gestrickt

Kritik kommt auch vom Westküstenklinikum. "Die neue Testverordnung ist mit heißer Nadel gestrickt. Wir konnten uns nicht vorbereiten", sagte der Geschäftsführer Martin Blümke. Sollten die Kassenärztliche Vereinigung tatsächlich die Finanzierung nicht mehr übernehmen, wäre das das Aus für die Testzentren. "Bei der Verordnung hätte man darauf achten können, dass die Besuchenden im Testzentrum eine Selbsterklärung abgeben - und nicht erst den Weg ins Krankenhaus machen müssen, um sich hier bescheinigen zu lassen, dass sie jemanden besuchen wollen - und dann in ein Testzentrum, zu gehen." Es sei schon eine skurrile Idee, die Kliniken, die eh gerade am Limit arbeiteten, mit so einer Zusatzaufgabe zu belasten. "Es ist ja auch skurril, dass unsere Patienten und die Besuchenden getestet werden, aber es in Schleswig-Holstein keine Testpflicht mehr für Mitarbeitende in den Kliniken gibt. Das passt alles nicht zusammen", sagte Blümke.

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