Wie das Phänomen YouTube funktioniert
Längst hat YouTube die Spielregeln der Medienwelt verändert. Mehr als Hundert deutsche YouTube-Kanäle haben schon über eine Million Abonnenten. Sie erzielen Quoten, von denen manche Fernsehmacher nur träumen. Neun von zehn junge Nutzer in Deutschland sind auf Videoplattformen wie YouTube unterwegs, das geht aus der Online-Studie von ARD und ZDF hervor. Die jungen YouTube-Stars sind für die Zuschauer nahbare Idole.
Oguz Yilmaz war Teil des Komiker-Trios "Y-Titty", dem einst größten YouTube-Kanal Deutschlands. "Für die Fans war ich nicht der unerreichbare Star, sondern so etwas wie der Typ von nebenan", sagt Yilmaz.
Stars zum Anfassen
Einige YouTuber stehen im engen Austausch mit ihren Fans. Die 14-jährige Jackie Alice zum Beispiel nutzt YouTube wie ein Tagebuch. Für viele Zuschauer übernimmt sie dabei die Rolle der großen Schwester. "Wenn irgendjemand ein Problem hat, dann schreibt er mir das und dann versuche ich zu helfen", erzählt die Schülerin. Sie fühlt sich mit ihren Zuschauern auf Augenhöhe, sie will gemeinsam mit ihnen erwachsen werden.
Trügerisches Kumpel-Image
Das unterscheidet YouTube vom klassischen Fernsehen: Es ist wie ein soziales Netzwerk, wo sich Fans mit Fans und Fans mit Idolen austauschen. Umso größer ist die Verantwortung der neuen Idole.
Nicht immer geben YouTuber gute Vorbilder ab. Einige verbreiten Hass und Intoleranz. Im vergangenen Jahr wurde ein deutscher YouTuber wegen Volksverhetzung verurteilt. In diesem Oktober fiel gegen den YouTuber ApoRed ein Urteil wegen Körperverletzung.
YouTuber verdienen durch Werbung
Ihr Kumpel-Image können YouTuber auch für Werbezwecke nutzen. Einige überreden ihre Fans, teure Fanartikel zu kaufen. Ohne solche Einnahmen könnten YouTuber nicht von ihrer Arbeit leben. "Für viele ist YouTube ein Job wie jeder andere", erklärt Hannah Thalhammer. Sie steht für ihren eigenen Kanal vor der Kamera und berät Firmen, die mit YouTubern Werbung machen.
Mechanismen verstehen
Zum Geldverdienen machen viele Videomacher sogenannte Produktplatzierungen. Das heißt, sie plaudern über Markenprodukte und werden dafür bezahlt. Junge Zuschauer brauchen viel Medienkompetenz, um mit diesen neuen Werbeformen klarzukommen.
"YouTube wird von klassischen Medien zu wenig beachtet", findet Videoblogger Paul vom YouTube-Kanal "Ultralativ". Der Student kommentiert mit seinem Kommilitonen Fynn die Kultur von YouTube in Deutschland. Sie finden: Eltern und Jugendliche wissen zu wenig über die Mechanismen von YouTube. Dabei habe die Plattform einen immensen Einfluss auf die Jugendkultur.
