Warum unterscheiden sich Teilnehmerzahlen auf Demos?
Die Polizei zählt 4.000 Teilnehmer einer Demonstration, der Veranstalter meldet mehr als 20.000 - wie entstehen die Unterschiede? Und welche Zählweisen wenden Veranstalter und Behörden an?
Seit Wochen unterscheiden sich die Angaben von Polizei und Veranstalter von Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen zum Teil erheblich. Während der Veranstalter der Rostocker Demonstration am Montag, Jens Kaufmann, zum Beispiel von "mehr als 20.000" Teilnehmern spricht, gibt die Polizei die Zahl der Demonstrierenden mit 4.000 an. Ähnlich in Greifswald: Dort meldete der Veranstalter mehr 1.000 Menschen, die auf der Demonstration gewesen seien. Die Polizei spricht von 600.
Unterschiedliche Zählweisen auf beiden Seiten
Polizei und Veranstalter wenden verschiedene Zählweisen an: Auf Seite der Polizei kommen je nach Teilnehmerzahl und Verteilung der Demonstrierenden unterschiedliche Verfahren zum Einsatz. Auf den Demonstrationen in Rostock überblicken die Einsatzkräfte wegen großer Teilnehmerzahlen die Gruppen nicht nur vom Boden, sondern auch aus der Luft. Das heißt: "Mit dem Hubschrauber verschaffen wir uns einen Überblick über die Gruppen", sagt Dörte Lembke, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Rostock.
Situationen zu dynamisch für genaue Zahlen
Unten verteilen sich an der gesamten Demonstrationsstrecke Polizeikräfte, die die Menge in Blöcke aufteilen und hochrechnen. Dabei könne es teilweise zu Abweichungen kommen: "Eine genaue Zählung können wir nicht immer vornehmen - dafür ist die Situation meistens viel zu dynamisch", erklärt Lembke. Deshalb werden die Teilnehmenden mehrmals in regelmäßigen Abständen gezählt. Trotzdem könne aufgrund des regelmäßigen Zu- und Abgangs die geschätzte Teilnehmerzahl um rund 1.000 Menschen schwanken.
Gezählt wird mithilfe von Rastern
Auf der kleineren Demo in Greifswald benötigte die Polizei keine Drohne oder Hubschrauber: "Den Marktplatz konnten wir auch so gut überblicken", sagt Ben Tuschy, Pressesprecher der Polizeiinspektion Anklam. Hier versammelten sich am Montag Maßnahmengegner sowie Befürworter. Vor Ort zählten die Einsatzkräfte mithilfe von Rastern: "Pro Quadratmeter haben wir die Teilnehmer gezählt - und dann auf die Gesamtfläche hochgerechnet", meint Tuschy. Dazu kamen bei dem Demozug durch die Stadt einzelne Zählungen.
Veranstalter werten Videos aus
Die Veranstalter verfahren zum Teil anders. "So richtig zählen wir immer erst nach der Demo", sagt Andreas Pieper, der die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in Greifswald angemeldet hat. Demnach werde von einigen Teilnehmenden Videos und Streams aufgezeichnet, die im Nachhinein ausgewertet werden. Anhand der erstellten Videos könne man eine gesamte Teilnehmerzahl ermitteln.
