Tödlicher Unfall in Malchin: 23-Jährige zu Geldstrafe verurteilt

Stand: 12.11.2024 16:55 Uhr

Rund zwei Jahre nach dem Unfalltod einer 23 Jahre alten Fußgängerin in Malchin hat das Amtsgericht Neubrandenburg die heute 23-jährige Unfallverursacherin wegen Fahrerflucht zu einer Geldstrafe in Höhe von 6.300 Euro verurteilt. Anhaltspunkte für eine fahrlässige Tötung oder unterlassener Hilfeleistung habe es nicht gegeben.

Nach dem Unfalltod einer Studentin vor zwei Jahren in Malchin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) ist die 23-jährige Unfallverursacherin am Dienstag wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort verurteilt worden. Das Amtsgericht Neubrandenburg verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 6.300 Euro. Die angeklagte Neubrandenburgerin soll die Studentin am ersten Weihnachtsfeiertag 2022 gegen 22.30 Uhr auf der B104 mit ihrem Auto erfasst haben und danach weitergefahren sein. Passanten fanden die junge Frau am nächsten Morgen tot.

Angeklagte will kaputte Frontscheibe nicht bemerkt haben

Die Angeklagte kam am Dienstag mit einem Aktenordner vor dem Gesicht in den Saal, versuchte trotz heftiger Tränen zu sprechen. Zum Prozessbeginn sagte sie vor Gericht im Beisein von Angehörigen der getöteten Studentin umfassend aus. Demnach könne sie sich an einen dumpfen Knall während ihrer Fahrt erinnern. Sie habe angenommen, den Bordstein oder eine Mülltonne berührt zu haben. Sie habe zwar bemerkt, dass das Licht an ihrem Auto defekt war, sei aber zu ihrem Freund nach Güstrow (Landkreis Rostock) weitergefahren. Erst dort hätten sie und ihr Freund die Schäden am Auto entdeckt - unter anderem war die Windschutzscheibe auf der Beifahrerseite im unteren Bereich stark beschädigt. Ihr Freund habe gemeint, dass es ein Wildunfall gewesen sei, so die Angeklagte.

Unfallfahrzeug wurde massiv beschädigt

Nach Aussagen des technischen Sachverständigen war die Angeklagte zum Unfallzeitpunkt mit einer Geschwindigkeit zwischen "50 bis 60 Kilometer pro Stunde" unterwegs. Auf Fotos war zu sehen, dass das Fahrzeug massiv beschädigt wurde, unter anderem war die Motorhaube stark demoliert, das rechte Scheinwerferlicht zerbrochen und die Windschutzscheibe auf der Beifahrerseite zerborsten.

Angeklagte fuhr zurück zur Unfallstelle

Am selben Abend war die Angeklagte nach eigenen Angaben zurück nach Malchin gefahren, habe an der fraglichen Stelle jedoch keine Unfallspuren entdeckt. Zu dem Zeitpunkt lag die tote 23-Jährige etwa 20 Meter weiter unentdeckt unter einem Baum, wohin sie nach dem Aufprall geschleudert wurde. Laut Rechtsmedizin war die Studentin unmittelbar nach dem Unfall gestorben.

Getötete war auf dem Weg nach Hause

Auch eine Freundin der zu Tode gekommenen Studentin sagte am Dienstag aus. Sie berichtete von der vergeblichen Suche nach ihrer Freundin in Malchin. Die Studentin sei damals am Abend des ersten Weihnachtstages zunächst bei einer Familienfeier bei ihrem Onkel in Malchin gewesen und habe von dort zu ihrem unweit gelegenen Elternhaus gehen wollen, um sich frisch zu machen für ein Treffen mit Freunden. Auf dem Weg vom Haus des Onkels zum Elternhaus passierte der tödliche Unfall.

Erst am nächsten Tag bei Polizei gemeldet

Die Angeklagte erfuhr eigenen Angaben nach erst am nächsten Tag von Freunden und aus Medien von dem tödlichen Unfall in Malchin. Daraufhin habe sie sich bei der Polizei gemeldet. Bereits in den Vernehmungen sagte sie damals aus, sie habe einen Knall an ihrem Fahrzeug bemerkt, habe das aber nicht mit einem Unfall in Verbindung gebracht.

Polizei werte Handys aus

Die Polizei wertete die Handys der Angeklagten sowie des Unfallopfers aus. Danach verschickte die 23-jährige Studentin auf Italienisch eine Sprachnachricht auf WhatsApp, als sich der Unfall um 22.21 Uhr und 29 Sekunden ereignete. Der zuständige Polizeibeamte sagte als Zeuge aus, dass ein dumpfes Geräusch in der Sprachnachricht zu hören sei, das als Zeitpunkt der Kollision gewertet werden könne. Nach Angaben des Sachverständigen hätte der Unfall bei einer Geschwindigkeit von 35 km/h vermieden werden können. Nach Worten der Richterin gab es aber an dem Abend keinen zwingenden Grund, langsamer als die erlaubten 50 km/h zu fahren.

Keine Anhaltspunkte für fahrlässige Tötung

Die Angeklagte habe den Unfall kausal, aber nicht schuldhaft verursacht, so Richterin Juliane Söhnchen in der Urteilsverkündung. Das Gericht folgte mit dem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Angeklagte erhält nach zwei Jahren ihre Fahrerlaubnis zurück. Anhaltspunkte für eine fahrlässige Tötung oder unterlassene Hilfeleistung gab es auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht. Einige Angehörige verließen aus Protest bereits während der Plädoyers den Saal. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Weitere Informationen
Eine Statue der Justitia. © picture alliance / David-Wolfgang Ebener/dpa | David-Wolfgang Ebener Foto: David-Wolfgang Ebener

Nach tödlichem Unfall in Malchin: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Bei dem Unfall im Dezember 2022 wurde eine Frau in Malchin überfahren und verletzt zurück gelassen. mehr

In Malchin ist am Montagmorgen eine Frau tot am Straßenrand aufgefunden worden. Mittlerweile sind Kerzen und Blumen an der Unfallstelle niedergelegt worden. © NonstopNews Rostock Foto: Stefan Tretropp

Nach Unfall in Malchin: Schnelle Hilfe hätte die Frau nicht gerettet

Nach dem tödlichen Unfall einer 23-Jährigen gibt es neue Erkenntnisse. Sie war am ersten Weihnachtstag in Malchin angefahren worden. mehr

In Malchin ist am Montagmorgen eine Frau tot am Straßenrand aufgefunden worden. Mittlerweile sind Kerzen und Blumen an der Unfallstelle niedergelegt worden. © NonstopNews Rostock Foto: Stefan Tretropp

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung nach Unfall in Malchin

Eine 23-Jährige wurde am ersten Weihnachtsfeiertag in Malchin angefahren und starb. Gegen eine 21-Jährige Autofahrerin wird jetzt ermittelt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.11.2024 | 06:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Mann sitzt mit einem Glas Bier an einem Tisch und raucht eine Zigarette. © Colourbox

Suchtbericht: Alkohol bleibt in MV ein schwerwiegendes Problem

Als problematisch sieht Gesundheitsministerin Stefanie Drese vor allem die "unkritische Einstellung der Gesellschaft zum Alkoholkonsum". mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern