Städtetag fordert mehr Aufklärung über Blackout-Risiken
Deutschlands Städte fordern, die Bevölkerung besser über mögliche Folgen von Energieknappheit oder Sabotage zu informieren.
Der Deutsche Städtetag hat einen Blackout als ein "realistisches Szenario" eingeschätzt. Man müsse sich darauf einstellen, dass verschiedene Krisensituationen aufeinandertreffen, warnte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, jüngst in der "Süddeutschen Zeitung". "Eine funktionierende Notversorgung mit Wasser und Wärme ist nur über maximal 72 Stunden möglich." Hinzu komme, dass die Menschen in Deutschland "bisher unerfahren mit Krisen und Katastrophen" seien. "Deshalb ist eine kontinuierliche, transparente und niedrigschwellige Aufklärung über mögliche Risiken wichtig. Kampagnen zur Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit müssen deutlich stärker und breiter ausgerollt werden", sagte Dedy.
Landrat: Schnelle Hilfe nicht für jeden Bürger möglich
Der Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg (SPD), glaubt, dass die Bürgerinnen und Bürger Mecklenburg-Vorpommerns auf eine Krisensituation nicht ausreichend vorbereitet sind - "jedenfalls nicht so, wie sie es sein sollten", sagte de SPD-Politiker NDR MV Live. Er sei kein Freund von Panikmache, "aber es ist ein schmaler Grad zwischen vorbereitet zu sein und Panikmache". Die Menschen müssten sich darauf einstellen, für drei, vier Tage Essen zuhause zu haben. Der Landkreis sei auf verschiedene Krisenszenarien vorbereitet. "Aber klar ist: Wir können am Ende, in einer wirklichen Krisenlage nicht jedem Bürger sofort und gleich helfen."
"Vorräte regelmäßig erneuern"
Andreas Walus, Leiter des Landesamts für Brand- und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommerns, sagte NDR MV Live, ein Zusammenbruch der Stromversorgung in halb Europa sei nicht sehr wahrscheinlich. Ein möglicher Ausfall in einer Region hingegen werde in der Notfall-Planung ständig einbezogen. "Ob ein Stromausfall wirklich zu einer Katastrophe wird, hängt natürlich auch von uns selbst ab. Je mehr wir auch privat vorsorgen", so Walus, "desto weniger wird aus einer Ausnahmesituation eine akute Gefahr". Auch er riet allen Bürgern, einen gewissen Vorrat anzulegen, diesen aber auch regelmäßig aufzubrauchen und zu erneuern.
Auswirkungen über den Stromausfall hinaus
Herbert Saurugg, Experte für Krisenvorsorge, warnt davor, die Risiken eines Blackouts zu unterschätzen. Ein Stromausfall über einige Stunden könne sich über mehrere Tage auswirken. Ohne Strom würden auch Tankstellen, Geldautomaten und gegebenfalls die Wasserversorgung nicht funktionieren. Zum Beispiel brauche es einige Zeit, die Telekommunikation wieder hoch zu fahren. Das wiederum beeinflusse zum Beispiel auch die Produktion und den Transport von Waren.
Krisenstab und Kommunen planen zusammen
Mecklenburg-Vorpommern bereitet sich unterdessen auf eine mögliche Gasmangellage im Winter vor. An entsprechenden Plänen arbeite der mehr als 70-köpfige Krisenstab des Landes, in dem auch die Kommunen mitwirkten, berichtete Innenminister Christian Pegel (SPD) in der vergangenen Woche im Landtag. Die Themen reichten dabei von der Treibstoffversorgung über die Kommunikation des Katastrophenschutzes bei Stromausfall bis hin zur Einrichtung von Wärmeräumen und zu Überlegungen, wie ein ausgefallenes Gasnetz wieder in Betrieb zu setzen sei.
Minister empfiehlt Notvorrat
Pegel empfahl der Bevölkerung, sich einen gewissen Notvorrat anzulegen. Er selbst habe einen solchen. "Selbst für den Fall, dass im Winter mal drei Tage lang wegen zu viel Eis der Supermarkt nicht erreichbar ist, gibt es einfach eine Grundversorgung bei uns im Haushalt."