Karenztag: Diskussion um ersten Krankentag schlägt hohe Wellen

Stand: 08.01.2025 18:06 Uhr

Allianz-Chef Oliver Bäte hat eine Debatte losgetreten. Sein Vorschlag: Arbeitnehmer sollen bei Krankheit am ersten Tag kein Geld mehr bekommen. Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter in Mecklenburg-Vorpommern sehen das eher kritisch.

Leiden die Arbeitgeber in MV unter zu vielen kranken Angestellten? Lars Schwarz, Präsident der Vereinigung der Unternehmerverbände MV, sagt im NDR Interview indirekt: Ja. Die Krankenstände seien in Deutschland höher als in anderen europäischen Ländern und in Mecklenburg-Vorpommern höher als im Bundesdurchschnitt. Fehlende Mitarbeiter erhöhten die Arbeitsbelastung für die restliche Belegschaft und nicht zuletzt würden die steigenden Versicherungsbeiträge wiederum die Lohnnebenkosten erhöhen.

Dass die Diskussion angestoßen wird, wie der Krankenstand sinken kann, sei ein guter Effekt dieses Vorschlags. Man brauche Gesundheitsförderung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite werde die telefonische Krankschreibung zum Beispiel laut Schwarz von einigen offenbar doch "ausgenutzt". Im Schnitt fehle jeder Arbeitnehmer hier im Land pro Jahr mehr als 20 Tage. Tendenz: steigend.

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Die Folgen einer Karenztag-Regelung wären allerdings aus Gewerkschaftssicht fatal. Gerade Arbeitnehmer, die nicht so viel verdienen, müssten sich krank zur Arbeit schleppen, damit die eigene Gesundheit gefährden und vielleicht noch Kollegen anstecken, es gebe also eher noch mehr Fehltage, sagt Laura Pooth, die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord. Viel effektiver sei es, wenn Chefs sich mehr um den Gesundheitsschutz kümmern würden. Der hohe Krankenstand hänge auch mit Arbeitsverdichtung, Digitalisierung und psychischer Belastung zusammen - da könnten die Chefs mehr tun, damit zumindest Arbeit nicht krank mache, heißt es vom DGB Nord.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 08.01.2025 | 19:30 Uhr

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