Militärschläge gegen Iran - vertagt auf 2013?

Der Iran bestreitet, den Bau von Atomwaffen anzustreben. In einem längeren Interview mit dem ZDF bekräftigte Staatspräsident Ahmadinedschad, dass sein Land keine Atombombe baue. Die Staatsführung in Teheran beharrt zugleich auf der zivilen Nutzung der Atomenergie. Das Nuklearprogramm wird stetig ausgebaut. Auch die Fähigkeit zur Urananreicherung.
IAEA-Report zum Iran
Die internationale Atomenergiebehörde IAEA legt regelmäßig Berichte zum iranischen Atomprogramm vor. Der im November vorgelegte Report wirft Teheran unter anderem vor, an der Konstruktion eines Atomsprengkopfes gearbeitet zu haben. Der Bericht zum Nachlesen:
Ablehnung der USA
Die USA und Israel bewerten das iranische Atomprogramm unterschiedlich. Nach Ansicht der Verantwortlichen in Washington hat Teheran noch keine Entscheidung für den Bau einer Nuklearwaffe getroffen. Das Weiße Haus setzt auf die Verschärfung der Sanktionen und hofft auf eine diplomatische Lösung. Militärschläge - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - hält man für falsch und gefährlich. Anders Israel. Jerusalem sieht sich unter Zeitdruck. Die Befürchtung: Die eigenen Streitkräfte könnten schon bald nicht mehr in der Lage sein, die unterirdischen Atomanlagen durch einen Militärschlag zu zerstören.
Militäroperation mit Risiken

Israel ist zwar die stärkste Militärmacht im Nahen Osten und verfügt über Atomwaffen. Experten haben aber Zweifel daran, dass die israelischen Streitkräfte ohne US-Unterstützung die über das gesamte Land verstreuten iranischen Atomanlagen nachhaltig zerstören könnten. Viele Einrichtungen liegen tief unter der Erde und werden zudem durch Luftverteidigungseinrichtungen gesichert. Luftangriffe würden Tage, wenn nicht Wochen dauern. Wegen der großen Distanz wären die Kampfflugzeuge auf Luftbetankung angewiesen.
Das militärische Kräfteverhältnis
Auszug aus Military Balance 2012:
Keine Anrainer
Israel und der Iran sind keine direkten Nachbarn. Bei einer Militäraktion müssten israelische Kampfflugzeuge eine längere Strecke zurücklegen. Dazu werden Tanker benötigt. Je nach Flugroute müssten beispielsweise der jordanische und der irakische Luftraum durchquert werden. Das wäre die kürzeste Verbindung. Eine andere Option wäre eine nördliche Route über die Türkei. Die Kampfjets könnten aber auch von Süden her durch Überfliegen Saudi-Arabiens und Kuwaits den Iran angreifen. Wird der Militärschlag durch die USA unterstützt, so könnten US-Maschinen von im Persischen Golf und im Mittelmeer stationierten Flugzeugträgern die iranischen Atomanlagen attackieren. US-Kriegsschiffe und U-Boote wären in der Lage, mit Marschflugkörpern iranische Einrichtungen anzugreifen.
Haltung Deutschlands

Deutschland sieht sich an der Seite Israels. Einen Militärschlag lehnt die Bundesregierung aber ab. Beim Berlin-Besuch des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak kündigte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Lieferung eines weiteren U-Bootes an. Es ist das inzwischen sechste Unterseeboot aus Deutschland für Israel und soll in der Lage sein, Atomwaffen zu tragen. Die Bundesregierung beteiligt sich mit rund 130 Millionen Euro an der Finanzierung.
Druck der Israel-Lobby

Die Regierung in Washington befürchtet, dass ein israelischer Militärschlag die USA zum Eingreifen zwingen könnte. Präsident Barack Obama möchte daher eine mögliche Militäraktion im Wahljahr 2012 verhindern. Die Israel-Lobby fordert die US-Unterstützung für Israel.
Auf der Jahreskonferenz des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) im März beschwor Obama die Gemeinsamkeiten mit Israel. Man werde einen atomaren Iran nicht hinnehmen.
Den Auftritt des US-Präsidenten auf der AIPAC-Konferenz können Sie sich hier auch als Video ansehen.
