Sendedatum: 30.03.2011 22:05 Uhr

Dirty Dozen - Ladies in Jazz: Billie Holiday

von Marianne Therstappen
Billie Holiday auf der Bühne mit der für sie typischen weißen Gardenie im Haar. © picture alliance / Everett Collection Foto: CSU Archives / Everett Collection
Die Jazzsängerin Billie Holiday.

Man nehme das schwergewichtige Buch "Wishing On The Moon" - das ist Billie Holidays Biografie, geschrieben von Donald Clarke - man lege irgendeine Scheibe auf von der zehn CDs umfassenden Sammlung "Lady Day The Complete Billie Holiday on Columbia 1933-1944" oder "The Complete Decca Recordings" oder "The Complete Verve Recordings" oder einfach ein "Best-of-Album"  mit Tenorsaxofonist Lester Young und Billie Holiday und betrachte eines der Schwarzweiß-Fotos, das Billie Holiday mit stark geschminktem Mund und weißer Gardenie im Haar zeigt - und nach Stunden des Entrücktseins in die nur noch in Dokumenten zugängliche Welt der Billie Holiday sieht und hört man die Gegenwart anders.  

 

God Bless The Child

(Billie Holiday, Arthur Herzog, jr.; 1941)

vom 10 CD Box-Set

Billie Holiday & Her Orchestra: Lady Day - The Complete Billie Holiday on Columbia (1933-1944)
Label: Col (Sony Music) / ASIN: B0029XIWCY
Neuauflage vom Oktober 2009

mit
Roy Eldridge (trumpet), Ernie Powell (clarinett, tenorsaxophone), Lester Boone, Jimmy Powell (altosaxophone), Eddie Heywood (piano), Paul Chapman (guitar), Grachan Moncur (bass), Herbert Cowens (drums)

Preis: 18,99 Euro (für 10-CD-Box, unverbindlich)

Ein Leben voll Gewalt und Schmerz

Am 7. April 1915 wurde Billie Holiday in Baltimore als Eleanora Fagan geboren, ein Kind, das sehr junge Eltern hatte. Die Mutter Sadie Fagan war Putzfrau, der Vater Clarence Holiday Musiker. Und er nahm seine Tochter erst ernst, als sie berühmt wurde. Billies Biografie ist erfüllt von Geschichten über Verlassenheit, Schmerz, Vergewaltigung, Prostitution, Drogenmissbrauch, Gefängnis, Liebe und Glamour.

Drogen und Alkoholkonsum rafften sie im Alter von 44 Jahren am 17. Juli 1959 dahin. Was sie an musikalischem Vermächtnis hinterließ, ist unerschöpflich. Sie sang ihren Blues. Sie sang die Songs, - damals für Musical-Shows komponiert -  als wären sie nie für die großen Shows, sondern nur für sie geschrieben worden. Und sie, die sich als völlig unpolitisch gab, sang 1939 den schwersten Song, der je über Lynch-Morde verfasst wurde: "Strange Fruit."

Sie machte Töne zu Perlen

Jeden Song, ganz gleich, welchen Text er hatte, machte Billie Holiday mit ihrer fast verletzten Stimme zu einer Kostbarkeit. Keinen Moment möchte man missen, jeden Ton gleich noch einmal hören. Von ihrer Stimme sagte sie selber, dass sie sie einsetzte wie ein Instrument, mit dem sie improvisierte, allerdings ohne je Scat zu singen. Schon darin unterschied sie sich von den Jazz-Sängerinnen auch aus ihrer Generation, die für die Zukunft Stil bildend waren.

Billie Holiday
Die Jazz-Sängerin Billie Holiday.

Umgeben und begleitet von allen Jazzgrößen vor allem der 30er- und 40er-Jahre interpretierte Billie Holiday absolute Klassiker. Sie schrieb auch eigene Songs. Und dabei stand ihr Autor Arthur Herzog zur Seite, auch bei dem Song "God Bless The Child." Es geht um ein zeitloses Thema: ums Geld und letztlich um Selbständigkeit, die man sich erarbeiten muss. Im Text heißt es: "Wer hat, bekommt mehr, wer nichts hat, wird verlieren. So steht es schon in der Bibel -  Gott segne das Menschenkind, das seinen eignen Willen hat."

God bless ...

Billie Holiday wusste nur zu gut, wie hart das Überleben war, als sie 1941 in New York mit einem Orchester unter ihrem Namen sang: "God Bless The Child, Who’s Got his Own."

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 30.03.2011 | 22:05 Uhr

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