Die Mädchen mit der Gitarre
Eine Sendung von Elise Landschek.
Sie heißen Annett Louisan, Anna Depenbusch oder Alin Coen. Ihr Markenzeichen: deutsche Texte, meist über Liebe, Einsamkeit und andere große Gefühle. Ihnen geht es nicht um Protest und Politik wie ihren Vorgängerinnen in den siebziger Jahren.
Auf Plakaten und live auf der Bühne inszenieren sich die Musikerinnen mit frechem Augenaufschlag und kokett kurzem Kleidchen. Sie strahlen damit ein Lebensgefühl aus, das vielen jungen Menschen – vorwiegend in den Großstädten – entspricht: Selbstbewusst, individuell, ein bisschen frech, aber doch ganz schön angepasst.
Dieses Image verkauft sich auf dem Musikmarkt bestens.
Kritikerinnen entdecken in der Vermarktungsstrategie altbekannte Rollenmuster. Die Liedermacherin Ulla Meinecke kennt das Musikgeschäft seit Jahrzehnten. Sie beobachtet bei den Auftritten einiger Musikerinnen eine weit verbreitete Trenderscheinung: "Gucken sie sich die Mode an. Rüsche, Taille hoch, selbst führende Pariser Modehäuser verkaufen jetzt Handtaschen, bei denen man vermutet, die Besitzerin sei sechs". Doch es gibt auch Frauen, die aus dieser Bewegung bewusst ausscheren - oder es zumindest versuchen.
NDR Info Musik-Experte Peter Urban begrüßt die Entwicklung und freut sich über "alle möglichen selbstbewussten Frauen, die sich hinsetzen und selbst Musik machen". Mit Grausen erinnert er sich an die frühen Neunziger Jahre, als der Echo für die beste nationale Gesangs- oder Popleistung immer an Blümchen vergeben wurde. "Das waren Zeiten, die einem Land, dass auch Nena hervorgebracht hat, eigentlich unwürdig waren." Insofern gibt es einen riesigen Nachholbedarf, der jetzt aufgeholt wird.
Das Frauenforum am Sonntag, 02. Oktober um 17.30 Uhr auf NDR Info.
Hinweis: Aus musikrechtlichen Gründen kann die Sendung leider nicht als Podcast zur Verfügung gestellt werden.