Polizist in Hamburg angefahren: Angeklagter gesteht vor Gericht

Stand: 29.11.2024 06:54 Uhr

Ein Polizist wollte im September 2023 in Altona ein Auto anhalten, doch der Fahrer gab Gas und fuhr den Beamten an. Seit Donnerstag muss sich deshalb ein 19-Jähriger vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Er räumte die Tat ein.

Dem Angeklagten wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft soll der junge Mann am 15. September vergangenen Jahres eine Aufforderung zum Anhalten ignoriert und den Polizisten angefahren haben.

Polizist bricht sich den Arm

Es war kurz vor 23 Uhr, als der damals noch 18-Jährige mit dem Carsharing-Wagen auf eine Absperrung stieß. Auf der Max-Brauer-Allee hatte es zuvor einen Unfall gegeben. Ein Polizist sperrt danach die rechte Spur ab. Der Angeklagte aber gab Gas, fuhr auf die linke Spur und hielt auf einen anderen Polizisten zu. Der Polizist soll laut Anklage noch mit einer Taschenlampe auf sich aufmerksam gemacht haben. Im letzten Moment rettete er sich mit einem Sprung auf die Motorhaube und stürzte von dort aus auf den Boden. Dabei brach er sich einen Unterarm, außerdem erlitt er Prellungen und Schürfwunden. Nach dem Unfall flüchtete der Autofahrer. Laut Anklage hatte er unter dem Einfluss von Marihuana und ohne Fahrerlaubnis am Steuer gesessen.

NDR 90,3 Gerichtsreporterin Elke Spanner. © NDR Foto: Screenshot
AUDIO: Polizist angefahren: 19-Jähriger in Hamburg vor Gericht (1 Min)

19-Jähriger räumt die Tat ein

Die Anklage lautet auf versuchten Mord zur Verdeckung einer Straftat und gefährliche Körperverletzung. Weitere Anklagepunkte sind gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Unfallflucht sowie Fahren ohne Fahrerlaubnis. Der 19-Jährige räumte die Tat ein. Doch er behauptet, den Polizisten gar nicht gesehen zu haben, bis dieser plötzlich auf seiner Motorhaube war. Ein versuchter Mord sei das nicht gewesen, sagte der Anwalt des Angeklagten.

Carsharing-Auto illegal gemietet

Den Wagen hatte der damals noch 18 Jahre alte Fahrer am Vortag illegal gemietet. Über einen Messengerdienst seien ihm die Daten eines Carsharing-Accounts zur Verfügung gestellt worden. Von wem und wie die Mietkosten bezahlt wurden, sagte der Angeklagte nicht. Als Heranwachsender könnte er nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden. Das Gericht hat sieben weitere Verhandlungstermine bis zum 20. Januar angesetzt.

Schwarzmarkt für illegale Carsharing-Accounts in Hamburg

Für den Kauf solch illegaler Carsharing-Accounts hat sich in Hamburg offenbar ein richtiger Schwarzmarkt gebildet. Für etwa 200 bis 300 Euro gibt es sie - ohne eigenen Führerschein. Die Hamburger Polizei bestätigt NDR 90,3, dass ihr das Problem bekannt ist. Wie viele Autofahrerinnen und Autofahrer auf diese Weise unterwegs sind, ist allerdings unbekannt. Man könne aber von einem großen Dunkelfeld ausgehen, heißt es. Die Polizei steht zu dem Thema auch bereits in Kontakt mit den Carsharing-Anbietern, um deren Wagen es geht.

Ole Wackermann und Maiken Nielsen stehen vor einem Hintergrund, der den Hamburger Hafen und die Elphilharmonie am Abend zeigt, und lächeln in die Kamera. © NDR; picture alliance / Westend61 | Willing-Holtz Foto: Arman Ahmadi
AUDIO: Podcast Hamburg Heute: Carsharing ohne Führerschein - neue Masche? (10 Min)

 

Weitere Informationen
Ein verletzter Polizist wird von einer Kollegin behandelt. © NonstopNews

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 29.11.2024 | 07:00 Uhr

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