Nach Kabelbränden in Hamburg: Bahnverkehr wieder aufgenommen

Stand: 09.09.2023 12:33 Uhr

Nach Kabelbränden an Gleisen an drei verschiedenen Orten in Hamburg wurde der Fernverkehr der Deutschen Bahn am Sonnabendmittag wieder vollständig aufgenommen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag ist die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin wieder freigegeben. "Die Fernverkehrszüge fahren wieder in beide Richtungen", erklärte ein Bahnsprecher. Zuvor wurde am Sonnabendmorgen der Regionalverkehr von Berlin in Richtung Hamburg wieder aufgenommen. In den Vormittagsstunden mussten Technikerinnen und Techniker an den beschädigten Anlagen noch Restarbeiten ausführen.

Dutzende Züge ausgefallen

Ein Sabotageakt hatte am Freitag den Fernverkehr der Deutschen Bahn zwischen Hamburg und Berlin schwer beeinträchtigt. Bei den Bränden in Allermöhe, Hausbruch und Lokstedt wurden nach Angaben der Feuerwehr unter anderem Versorgungsleitungen für Signal- und Kommunikationstechnik beschädigt. Es fielen mehr als 30 Züge komplett oder teilweise aus. Das große Chaos an den Hauptbahnhöfen in Hamburg und Berlin blieb allerdings aus.

Polizei: Brände vorsätzlich gelegt

Die Brände wurden nach Angaben der Ermittlerinnen und Ermittler zwischen 2.30 und 4 Uhr von Lokführern gemeldet. Die Polizei geht davon aus, dass die Brände vorsätzlich gelegt wurden und vermutet ein politisches Motiv als Hintergrund. Deshalb ermittelt nun auch der Staatsschutz. Die Polizei bittet Zeuginnen und Zeugen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sich unter der Telefonnummer (040) 4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.

Mehrere Feuerwehrmänner begutachten einen Kabelschacht an Bahngleisen in Hamburg. © TV News Kontor
AUDIO: Kabelbrände bei der Bahn: Politischer Hintergrund vermutet (1 Min)

Bekennerschreiben aufgetaucht

Am Freitag tauchte auch ein Bekennerschreiben auf der linken Plattform Indymedia auf. "In der Nacht des 7. September haben wir in Hamburg Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur sabotiert", heißt es darin. "Einige Liter Benzin in den Kabelschächten an den Schienen sollten zu möglichst langfristigen Ausfällen oder Einschränkungen beim Transport von zum Beispiel im Zuge neokolonialer Ausbeutung und erdzerstörendem Extraktivismus beschafften Rohstoffen führen." Allerdings bezieht sich das Schreiben vor allem auf den Güterverkehr. Bei der Tat sollte es demnach um Streckenabschnitte gehen, die nicht für den Personenverkehr genutzt werden. Dennoch war am Freitag der Personenverkehr zwischen Berlin und Hamburg stark gestört. Der Polizei ist das Bekennerschreiben bekannt. Es werde in die Ermittlungen einbezogen, sagte ein Sprecher.

Sicherheitschef der Deutschen Bahn verurteilt Anschlag

Der Sicherheitschef der Deutschen Bahn hat den mutmaßlichen Anschlag auf die Infrastruktur in Hamburg "auf das Schärfste" verurteilt. "Menschen, die mit uns reisen möchten - mit einem der klimafreundlichsten Verkehrsmittel - sind massiv von Zugausfällen und Verspätungen betroffen und erreichen ihre Ziele nicht", sagte Hans-Hilmar Rischke am Freitag.

Wissing: "Anschläge sind eine Form von Terrorismus"

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats. "Solche Anschläge sind eine Form von Terrorismus", sagte Wissing. "Wir können nur von Glück sprechen, dass kein Mensch körperlichen Schaden erlitten hat." Solche Anschläge erschwerten neben dem Personenverkehr auch die sichere Versorgung mit zum Teil lebensnotwendigen Gütern.

Faeser will mehr Kameraüberwachung

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will die Bahntrassen zukünftig besser schützen. Der "Bild am Sonntag" sagte sie: "Wir müssen unsere Bahn-Infrastruktur noch besser schützen. Daher verstärken wir die Videoüberwachung: Bis nächstes Jahr erhöhen wir die Zahl der Kameras an Bahnanlagen von 9.000 auf 11.000."

Hohe Nachfrage bei Bussen und Mietwagen

Zahlreiche Reisende waren am Freitag auf Busse und Mietwagen umgestiegen. "Wir sehen zwischen Hamburg und Berlin eine erhöhte Nachfrage nach FlixBus-Tickets", sagte FlixBus-Sprecher Sebastian Meyer der Nachrichtenagentur dpa. Auch die Autovermietungen sprachen von größeren Nachfragen auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 08.09.2023 | 13:00 Uhr

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