Kommentar zur Energiekrise: "Moorburg wieder hochfahren"
Wie geht Hamburg mit der Tatsache um, dass Energie knapp und immer teurer wird? Die Politik im Rathaus ist gefordert. Eine echte Herausforderung, aber Krisenmanagement ist keine Hexerei, meint Kerstin von Stürmer in ihrem Kommentar.
Was sind die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Politik? Zum einen durchdachtes und schnelles Handeln in Krisensituationen und zum anderen eine transparente Kommunikation von Entscheidungen. Beides scheint in Hamburg gerade nicht angesagt, im Gegenteil. In der Energiekrise geht es im Streit um ein Wiederanfahren des Kohlekraftwerks Moorburg mehr und mehr um ideologische Positionen statt um Sachpolitik.
Schnelles Handeln erforderlich
Schon die Entscheidung, das modernste Kohlekraftwerk Deutschlands 2021 vom Netz zu nehmen war zumindest grenzwertig. Das Kraftwerk war damals gerade mal sechs Jahre alt. Und jetzt, in Zeiten der Energiekrise, wo Kreativität und schnelles Handeln erforderlich sind, zählt offenbar wieder nur Ideologie statt Pragmatismus. Man streitet im Senat über die Frage, ob wir die Energie aus Moorburg überhaupt brauchen oder nicht. Und der zuständige Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos), der ein Wiederanfahren durchaus positiv sieht, bleibt ohne Unterstützung vom Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Wo ist Tschentscher?
Ja, wo ist Tschentscher eigentlich in einer Zeit, in der sich die Hamburgerinnen und Hamburger Sorgen machen, ob Energie und Geld reichen werden, um warm über den Winter zu kommen? In Berlin zum Beispiel hat die Senatsverwaltung gerade entschieden, die Beleuchtung von 200 Sehenswürdigkeiten abzuschalten, um Strom zu sparen. Es wird viele dieser Schritte, kleine und große, auch in Hamburg brauchen - nur muss man damit endlich mal anfangen.
Pragmatismus über Ideologie stellen
Stellen wir Pragmatismus über Ideologie und fahren - mit dem nötigen guten Willen und der gehörigen Portion Anstrengung des Betreibers Vattenfall - Moorburg wieder hoch. Das Kraftwerk wird dann zwar erst in einigen Monaten wieder Strom liefern, aber auch das wäre in jedem Fall einer der wichtigen Schritte zur Krisenbewältigung. Ein Schritt, der am Ende auch uns Hamburgerinnen und Hamburger mitnimmt und zeigt, dass Politik in der Krise handlungsfähig ist.