"Grindel leuchtet": Hamburger erinnern an ermordete Juden
Zum 84. Jahrestag der Pogromnacht erinnerten die Menschen in Hamburg am Mittwoch wieder an die ermordeten Juden und Jüdinnen in ihrer Stadt.
Besonders im Grindelviertel, wo früher sehr viele Juden und Jüdinnen gelebt haben, stellten die Menschen wieder Kerzen an die Stolpersteine, die vor den Häusern auf die ehemaligen jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner hinweisen. Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit seinem Stolperstein-Projekt europaweit an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft - seit 2002 auch in Hamburg. Mittlerweile gibt es 6.386 Stolpersteine im gesamten Stadtgebiet.
Offizielle Gedenkfeier in der Zentralbibliothek
In Heimfeld gingen Jüdinnen, Juden und Interessierte abends mit Musik von Stolperstein zu Stolperstein und am Ende gab es in der Pauluskirche ein Konzert mit von den Nazis damals verbotenen Klängen. Die offizielle Gedenkfeier der Jüdischen Gemeinde fand in der Zentralbibliothek am Hühnerposten statt. In einer Diskussion ging es um den Widerstand der Juden damals und um Rache-Aktionen an Nazis nach dem Krieg gehen - ein Thema, das kaum bekannt ist.
Pogromnacht vor 84 Jahren
Am 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen in der Pogromnacht Synagogen in ganz Deutschland angezündet. Auch in Hamburg wurden etliche jüdische Einrichtungen zerstört, darunter die Bornplatz-Synagoge am Joseph-Carlebach-Platz in der Nähe der Universität. Das Bethaus war bis 1938 das Wahrzeichen jüdischen Lebens in der Hansestadt, das größte jüdische Gotteshaus Norddeutschlands und soll nun wieder aufgebaut werden.
Zentralrat der Juden warnt vor verblassendem Gedenken
Die Pogromnacht gilt als Beginn des Holocausts, des Völkermords an den Jüdinnen und Juden. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnte davor, dass das Gedenken verblassen könnte. Nach einer aktuellen Umfrage will fast die Hälfte der Deutschen einen "Schlussstrich" unter das Holocaust-Gedenken ziehen.