Beobachter hält viele Abschiebungen in Hamburg für problematisch

Stand: 10.05.2023 19:54 Uhr

Am Hamburger Flughafen finden fast jeden Tag Abschiebungen statt. Regelmäßig ist ein sogenannter Abschiebebeobachter der Diakonie dabei.

Es sind zum Teil dramatische Szenen, die Hamburgs Abschiebebeobachter Moritz Reinbach in seinem Jahresbericht beschreibt. Knapp 160 Abschiebungen hat er am Hamburger Flughafen beobachtet, fast jede dritte schätzt er als problematisch ein. Zum Beispiel weil Kinder für ihre Eltern übersetzen mussten, oder weil die Versorgung von Kranken nicht gewährleistet war. Und auch diesen Fall kritisiert er: Eine schwangere Afghanin musste mit ihren drei kleinen Kindern per Taxi vom Flughafen zu ihrer Unterkunft zurückfahren, weil ihr Mann wegen Widerstands nicht abgeschoben werden konnte. 380 Euro musste die Frau für die Taxifahrt selbst bezahlen, weil die Rückfahrt nicht organisiert war.

Moritz Reinbach, Abschiebebeobachter am Flughafen Hamburg © Carl Philipp Schopf Foto: Carl Philipp Schopf
AUDIO: Abschiebebeobachter in Hamburg legt Bericht vor (1 Min)

Bericht des Abschiebebeobachters im Innenausschuss

Reinbach ist nur am Flughafen dabei, nicht wenn die Menschen abgeholt und ins Flugzeug gebracht werden. Das sei ein Manko, meint er. Kritisch bewertete Abschiebungen werden regelmäßig mit Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Behörden, der Kirche und anderen Organisationen besprochen. Die Abschiebebeobachtung des Diakonischen Werks wird von der Innenbehörde finanziert. Am Donnerstag wird der Bericht des Abschiebebeobachters im Innenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft vorgestellt.

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Ein Flugzeug hebt vor einem bewölkten Himmel ab. © dpa Foto: Philipp von Ditfurth

Mehr als 1.000 Abschiebungen in Hamburg im vergangenen Jahr

2022 wurden nach Angaben des Senats 1.020 Menschen aus Hamburg in ihre Heimatländer oder Drittländer abgeschoben. (28.01.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 10.05.2023 | 15:00 Uhr

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