Eine Frau steht vor einer Gedenktafel für die Opfer des Zugunglücks von Eschede. © dpa Foto: Gregor Fischer

Eschede - "Erinnerungen heilen und den Geist stärken"

Stand: 05.06.2023 09:15 Uhr

Das Zugunglück in Eschede vor 25 Jahren. 101 Menschen sterben, 105 werden verletzt. Vor Ort sind viele Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger im Einsatz gewesen. Was sind ihre Erinnerungen?

von Pastor Oliver Vorwald

Dass etwas passiert sein muss, ist zu hören. Am 3. Juni 1998 fliegen etliche Hubschrauber in der Mittagszeit über das Predigerseminar in Celle. Ein warmer Tag, der Flieder blüht. Wir sind damals mitten in der Ausbildung, Klinikseelsorge. Täglich Besuche im Krankenhaus. Zuhören, Schweigen aushalten, manchmal ein Gebet. Im Lauf des Tages erfahren wir vom Zug-Unglück in Eschede.

Mindestens 100 Tote und über 200 Verletzte, das das ist die vorläufige Schreckensbilanz des schweren Zugunglücks in Niedersachsen. Tageschau vom 3. Juni 1998

50 Pastoren und Pfarrer helfen beim Zugunglück in Eschede

Wir werden nicht geschickt, wahrscheinlich weil wir noch zu unerfahren sind. Dafür machen sich 50 Pastorinnen und Pfarrer auf den Weg, die gerade in Celle tagen, evangelisch-katholisch. Unter ihnen ausgebildete Notfallseelsorger. In Eschede sind Tausende Rettungskräfte im Einsatz, auch Einwohnerinnen und Einwohner helfen. Sie erleben Szenen, die nur schwer auszuhalten sind. Die eingestürzte Brücke, ineinander verkeilte Waggons. Tote, Verletzte, traumatisierte Menschen. In der Tagesschau beschreibt ein Seelsorger die Aufgabe, was sie tun können:

Dass die einfach, teilweise weinend, da standen jetzt in der Nacht und dass wir sie einfach an die Hand nehmen konnten und sagen: 'Erzähl, was bewegt dich?' Und dann kommt das raus, die Bilder des Grauens, die Ängste auch davor. Superintendent Dirk Hölterhoff

Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele

Da sein, zuhören. Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele. Ein Anfang. Erstversorgung vor Ort. Aber die weitere, tiefergehende Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse braucht viel mehr Zeit. Fachkräfte. Psychologinnen und Psychologen. Seit 2001 erinnert eine Gedenkstätte am Südrand von Eschede an das Zug-Unglück. 101 Kirschbäume, eine Wand mit den Namen der Opfer. An der Gedenkfeier am 25. Jahrestag des Zugunglücks von Eschede nimmt auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister teil. Er wird für die Opfer, die Angehörigen, die Rettungskräfte und die Menschen vor Ort beten.

Wir bringen dir die Trauer der Angehörigen, der Mütter und Väter, der Töchter, Brüder, Freunde. … Wir bringen dir die Eindrücke der zahlreichen Helfer und Einsatzkräfte. … Heile ihre Erinnerungen und stärke sie mit deinem Geist. Wir denken an die Menschen, die hier in Eschede leben. Das Unglück ist mit ihrem Lebensort verbunden. … Behüte ihre gedenkende Gemeinschaft an diesem Ort. Amen. Landesbischof Ralf Meister

 

Weitere Informationen
Eine Frau steht vor einer Gedenktafel für die Opfer des Zugunglücks von Eschede. © dpa Foto: Gregor Fischer

Zugunglück in Eschede vor 25 Jahren: Hunderte gedenken der Opfer

Sie versammelten sich am Samstag am Mahnmal, das an die getöteten Menschen erinnert. Auch Verkehrsminister Wissing war dabei. mehr

Die Unglücksstelle der ICE-Katastrophe bei Eschede aus der Vogelperspektive © dpa Foto: Ingo Wagner

Zugunglück in Eschede: Erinnerung an die Tragödie vor 25 Jahren

Ein ICE prallt gegen eine Brücke, 101 Menschen sterben. Der NDR blickt auf das schwerste Bahnunglück der Bundesrepublik zurück. mehr

Eine Frau steht vor Bahngleisen in Eschede. © NDR Foto: Paula Winkler

Zugunglück Eschede – 25 Jahre danach

Die Journalistin Miriam Arndts hat bei dem Zugunglück ihre Mutter verloren. Zum Jahrestag der Katastrophe erzählt sie ihre Geschichte und trifft andere Betroffene. mehr

Trümmer des ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" liegen auf den Gleisen bei Eschede. © dpa - Bildfunk Foto: Ingo Wagner

ICE-Unglück von Eschede: Ein Superzug rast in die Katastrophe

Am 3. Juni 1998 sterben bei Eschede 101 Menschen, mehr als 100 weitere werden teils schwer verletzt. Ein Dossier. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 03.06.2022 | 09:15 Uhr

Info

Die Evangelische und Katholische "Kirche im NDR" ist verantwortlich für dieses Onlineangebot und für die kirchlichen Beiträge auf allen Wellen des NDR.