DIE REPORTAGE
Freitag, 24. Januar 2020, 21:15 bis
21:45 Uhr
Samstag, 25. Januar 2020, 08:30 bis
09:00 Uhr
Der Wolf ist zurück in Norddeutschland. Was bedeutet das für Schäfer, Landwirte und Dorfbewohner? Wie gefährlich ist der Wolf tatsächlich? Viele Schäferinnen und Schäfer fürchten um ihre Existenz, Landwirte fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Während die Wissenschaft noch versucht, das Verhalten des neuen Mitbewohners zu erforschen, verlieren viele Menschen auf den Dörfern die Geduld. Sie gründen Bürgerinitiativen und veranstalten Mahnwachen. "Der Wolf hat in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft nichts zu suchen", sagen viele.
"Ein Märchen wird Realität"
Landwirt Klaus Otto Magnussen aus Rethwisch bietet sich ein schreckliches Bild, als er morgens auf seine Schafweide kommt. Viele Tiere haben tiefe Wunden. Der herbeigeeilte Tierarzt, der in den vergangenen Wochen im Kreis Steinburg häufiger zu solchen Einsätzen gerufen wurde, muss die Schafe einschläfern. "Früher kannten wir den Wolf nur aus dem Märchen, jetzt ist er Realität - auch in Schleswig-Holstein", erzählt der Tierarzt.
Folgeschäden sind verheerend
"Ich wurde zwar entschädigt, existenzbedrohend ist aber nicht der Tod der Tiere, sondern die Folgeschäden. Die Herde ist traumatisiert. Gestresste Tiere bringen weniger oder gleich tote Lämmer zur Welt", so Magnussen. Die Familie Magnussen ist der Meinung, dass ein Wolf in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft mit Weidetierhaltung nichts zu suchen habe. Tierschützer sehen das anders. Doch Familie Magnussen musste erleben, wie ein Wolf trotz eines hohen Elektrozauns auf die Weide gelangte.
Die Ausbreitung des Wolfes wird dokumentiert
Das wundert den Wildtierbiologen Raoul Reding nicht. Er kennt den Wolf genau und ist in Niedersachsen Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft, zuständig fürs Monitoring. Derzeit gibt es in Niedersachsen etwa 250 Wölfe und 22 Wolfsrudel. In ganz Deutschland sind es 73 Rudel und geschätzt 1.000 Tiere. NDR Reporter Stefan Weisse begleitet Reding durch den Wald, als er Wildfotofallen aufstellt, um Wölfe nachzuweisen. Mit dabei sind Wissenschaftler von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Sie haben ein Pilotprojekt gestartet, um die Ausbreitung der Wölfe zu dokumentieren. Die Wölfe sollen mit einer Falle gefangen und "besendert" werden.
Landwirte machen Druck auf die Politik
Auf der Halbinsel Eiderstedt wehren sich die Landwirte Olaf Dircks und Peter Theodor Hansen mit einer Bürgerinitiative gegen den Wolf. "Wir müssen Druck auf die Politik ausüben und uns dafür einsetzen, dass die Gesetze geändert werden. Die Landwirtschaft kann nicht mit dem Wolf leben." Das NDR Team erlebt eine hochemotionale Mitgliederversammlung und ist auch dabei, als bei Dircks Lämmer geboren werden. Seine Schafe sind auf dem kilometerlangen Deich für den Küstenschutz im Einsatz. Hier sei eine hohe Elektroumzäunung zum Schutz der Tiere unmöglich. Hansen, der schon 13 Lämmer durch den Wolf verloren hat, fährt jetzt nachts an seinen Weiden wieder hupend Streife, um den Wolf zu vertreiben.
- Redaktionsleiter/in
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- Redaktion
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- Autor/in (Drehbuch)
- Stefan Weiße
