"Wünsch Dir Deinen NDR": Mit Lisa Mattheis durch die Kunsthalle Emden
Rund 75 Kunstwerke rund um das Thema "Mythos Wald" stellt die Kunsthalle in Emden zur Zeit aus. Bei der Aktion "Wünsch Dir Deinen NDR" hatten einige Hörerinnen und Hörer Gelegenheit, sich von der Direktorin Lisa Mattheis führen zu lassen.
Wenn ein Baum fällt, füllt das Geräusch den ganzen Raum. Erst knarzt, dann kracht es. Eben noch fest stehend - stürzt er plötzlich hinab. Nur ein paar gelbe Blätter gleiten hinterher, sanft, in die Schneise, die er schlägt. Für einen Moment hält Kunsthallen-Direktorin Lisa Mattheis die Luft an. Ganz bewusst lässt sie das, was dort in der Videoinstalltion geschieht, auf die Besucherinnen und Besucher wirken. Dann erst beginnt sie die Installation zu erklären." Diese Arbeit zeigt diese beiden großen Pole: der Wald als privater Schutzraum. Und zum anderen das Unvorhersehbare", erklärt sie die Installation. Im Rahmen von "Wünsch Dir Deinen NDR" führt Direktorin Lisa Mattheis persönlich durch die Ausstellung.
Wald als Schutz- und Angstraum
Während des Zweiten Weltkriegs versteckte sich die Familie des jüdischen Künstlers Ori Gersht im polnischen Grenzwald, erzählt die Direktorin: Der Wald als Schutzraum. "Zum anderen aber auch eben dieser Angstraum. Dass hinter jedem Knacken Bedrohung durch die Nationalsozialisten lauert", schildert Mattheis. Die Videoinstallation stehe ganz bewusst gleich am Anfang der Ausstellung. "Wir nennen die Ausstellung 'Mythos Wald - das Flüstern der Blätter' und man ist direkt im ersten Raum mit diesen beiden Extremen aus Stille und lautstarken Geräuschen konfrontiert."
Auf den Krach folgt die Stille
Eine Art magischer Sog scheint von einem rechteckigen Glaskasten auszugehen, der im nächsten Raum auf einem Sockel steht. Obwohl man fast meinen kann, er schwebe. "Mariele Neudecker präsentiert uns hier in diesem Aquarium eine Miniaturansicht des Waldes. Eine Miniatur-Landschaft. Gegossen und geformt aus einem Kunststoff", sagt die Direktorin. "Das Besondere an dieser Arbeit ist die Atmosphäre, die davon ausgeht." Diffuses Licht erhellt die Stämme, aschfahl in blauem Nebel. Äste, wie Schimmelpilze unterm Mikroskop: grüngräulich, stumpf, gestutzt. "Man kann sich darin verlieren und hat das Gefühl, man steht in einer Art Spiegelraum und sieht den Wald bis in die Unendlichkeit."
Gewischtes Dickicht
Die Wand im nächsten Raum ist breit und hoch und weiß. Sie gehört nur einem einzigen Kunstwerk. Von weiter weg betrachtet, mutet es an wie eine großformatige Fotografie. Erst bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass Künstler Robert Longo das Dickicht eben nicht fotografiert, sondern gewischt und geschmiert hat: mit Kohle und Graphit.
Besucherin Doris Krupp löst sich aus der Gruppe und nähert sich vorsichtig an. Nun werden Moos, Tannennadel, dünne Äste und deren Schatten, die das Gegenlicht wirft, sichtbar. "Wenn man weiter weg steht und dann nah ran geht - diese Stimmung finde ich schon tief beeindruckend. Ich könnte mir gut vorstellen, auch hier so alleine zu sein, um diese Stimmung aufzunehmen." Sie will nochmal herkommen, abseits des Rundgangs. Bis zum 31. Oktober läuft die Ausstellung "Mythos Wald" in der Kunsthalle Emden noch.