Haas wirbt um Verständnis für Zverev: "Es ist verdammt schwer"
Alexander Zverev ist Deutschlands bester Tennisspieler seit Langem, hat aber hierzulande einen schweren Stand. Ex-Profi Tommy Haas, der wie Zverev aus Hamburg stammt, versucht zu vermitteln.
Der 24-jährige Zverev spielt seit Jahren in der Tennisweltspitze mit. Der Weltranglisten-Vierte liefert bei fast jedem Turnier konstant gute Leistungen ab - und gewann jüngst bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille. Für Deutschland und besonders für seine Heimatstadt Hamburg, wurde der 1,98-Meter-Mann nicht müde zu betonen.
Denn trotz seiner herausragenden Leistungen werden viele Tennisfans nicht "warm" mit dem in Monte Carlo lebenden Superstar. Ein neuer Boris Becker? Ein neuer Michael Stich? Mitnichten! Besonders von den deutschen Medien fühlt sich Zverev nicht genügend gewertschätzt.
Haas stand selbst früh im Rampenlicht
Ob es an seinem Auftreten oder seinen Schlagzeilen abseits des Tennisplatzes liegt, sei dahingestellt. Haas, der mittlerweile Turnierdirektor in Indian Wells ist, wo Zverev dieser Tage spielt, warb am Freitag (Ortszeit) allerdings um Verständnis für Zverev. "Ich will das nicht immer alles verteidigen, aber wenn man jung ist und schon so früh Erfolg hat und alle irgendwie einem einen roten Teppich hinlegen, ist es auch verdammt schwer", sagte der 43 Jahre alte ehemalige Weltranglisten-Zweite, der selbst früh in seiner Karriere gefeiert worden ist.
Zverev begrüßt ATP-Ermittlungen ausdrücklich
Zuletzt war Zverev einmal mehr in die Negativ-Schlagzeilen geraten, weil die ATP angekündigt hat, die Gewaltvorwürfe einer Ex-Freundin gegen den Superstar genau zu untersuchen. "Ich weiß, dass die Medien das so drehen, dass es eine schlechte Entwicklung ist für mich - aber ich bin tatsächlich recht glücklich darüber, weil das hoffentlich dazu führt, dass das Thema dann erledigt ist", erklärte Zverev in Kalifornien.
Die schweren Vorwürfe hatte er selbst stets als unwahr und verleumderisch bezeichnet. Deshalb habe er lange um die Einleitung einer solchen Untersuchung gebeten. "Die ATP hat, um ehrlich zu sein, ein Jahr zu lange gewartet. Es ist für mich sehr schwer, meinen Namen reinzuwaschen, und nur mit so etwas kann ich das komplett tun."
Haas: Zverevs Laufbahn schon jetzt "phänomenal"
Haas gibt zu bedenken: "Obwohl all diese Sachen passieren, macht er das ja noch immer phänomenal. Man hat das Gefühl, auf dem Tennisplatz fühlt er sich fast am wohlsten." Er sei "auf jeden Fall Sascha-Zverev-Tennis-Fan".
Die Beurteilung einer Person aus der Ferne sei zudem oft schwer. "Es ist immer leicht, wenn man jemanden im Fernsehen sieht, ob das jetzt im Sport ist oder im Entertainment-Business und sagt: Das ist komisch, das gefällt mir gar nicht, ich verstehe nicht, warum er das macht", sagte Haas. Er selbst habe diesen Fehler auch oft gemacht. "Und dann lernt man den Menschen kennen und fragt sich: Was habe ich mir denn da für Gedanken gemacht? Weil es komplett anders ist."
Zverev habe bereits eine herausragende Laufbahn hingelegt. "Wenn er jetzt aufhören würde, könnte man schon sagen: Was für eine Karriere. Und das kann nicht jeder sagen", betonte Haas. "Der Bursche ist gerade 24. Das ist schon wirklich phänomenal."
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