Das Phänomen Boris Herrmann: Ein Lichtblick in der Corona-Krise
Wer hätte gedacht, dass ein Segelprofi einmal die Schlagzeilen bestimmen würde? Dass Hunderttausende tagtäglich den aktuellen Stand einer Segelregatta abrufen? All das hat Boris Herrmann erreicht.
Ein Kommentar von Matthias Steiner
Der 39-Jährige hat Historisches geleistet. Er ist direkt in die Geschichtsbücher des Sports gesegelt. Mehr als elf Millionen Einträge im Netz sprechen eine deutliche Sprache. Aber was ist der Grund für diesen gigantischen Erfolg?
Es ist die Person Boris Herrmann. Er hat uns mitgenommen auf seine Weltumseglung. Er hat uns an seinem Seelenleben teilhaben lassen. An seinen Ängsten, an seiner Einsamkeit auf dem Meer. Er hat die körperlichen und psychischen Strapazen für uns greifbar gemacht. Wir konnten uns im gemütlichen Wohnzimmer gruseln, konnten dabei sein auf See, ohne zu frieren.
Ein charismatischer und ehrlicher Sportler
Als charismatischer und vor allem ehrlicher Sportler hat der Hamburger Menschen erreicht, die sich bisher überhaupt nicht für den Segelsport interessiert haben. Und dabei hat er nicht vergessen, seine Botschaft in die Welt zu tragen - den Kampf gegen den Klimawandel. Aktuelle CO2-Daten von seinem Schiff in der ARD direkt vor der Tagesschau - noch vor Wochen wäre das undenkbar gewesen.
Positive Abwechslung in der Corona-Krise
Es klingt bizarr, aber auch die Corona-Krise hat zu seinem Erfolg beigetragen. In den schweren Zeiten der Pandemie hat Boris Herrmanns Reise eine der wenigen positiven Abwechslungen geboten.
Dass er auf dem Weg zu einer sportlichen Sensation wenige Meilen vor dem Ziel durch die Kollision ausgebremst wurde, tut seinem Erfolg keinerlei Abbruch. Sieger der Herzen ist er auch auf Rang fünf.
Bleibt einzig die Frage, warum man sich eine Solo-Nonstop-Weltumsegelung freiwillig antut. Ich weiß es nicht - aber warum klettern Menschen auf den Mount Everest, warum absolvieren sie einen Ironman? Wahrscheinlich, um sich selbst und anderen zu beweisen, dass Unmögliches möglich ist.
Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar geben die persönliche Sicht der Autorin / des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sich Kommentare bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.
