Corona und Olympia: Hockeyspielerin Stapenhorst im Zwiespalt
Wegen der Corona-Pandemie fährt Deutschland das öffentliche Leben im November herunter. Für Profisportler und potenzielle Olympia-Fahrer geht es allerdings relativ normal weiter. Ein Zwiespalt, der Hockey-Nationalspielerin Charlotte Stapenhorst sehr beschäftigt.
"Der Verstand sagt einem: Wie kann es sein, dass das ganze Land in einen Lockdown light geht und wir das Privileg haben, weiterzumachen? Ist das gerechtfertigt?", sagt die Bundesliga-Stürmerin des UHC Hamburg dem NDR. "Und dann denkt man immer wieder: Okay, wir bereiten uns auf Olympia vor und das ist nun mal das größte Sportereignis der Welt. Da kann man solche Sondergenehmigungen schon bekommen und auch nutzen."
Drei Tore für den UHC Hamburg gegen Mülheim
Die Bundesliga-Rückrunde hat die 25-Jährige mit dem UHC gerade abgeschlossen. Im letzten Spiel fegten die Hamburgerinnen Uhlenhorst Mülheim mit 9:0 vom Platz. Die viermalige deutsche Meisterin (dreimal Feld, einmal Halle) erzielte drei Treffer. Erst im Frühjahr 2021 folgen Gruppenphase, Viertelfinale und Final Four. Ob und wenn ja in welcher Form ab Anfang Dezember die Bundesliga-Hallensaison stattfinden kann, steht noch in den Sternen.
Lehrgang und Pro-League-Spiele in England
Mit der Nationalmannschaft läuft die Vorbereitung auf die verlegten Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August 2021) weiter. "Es sind nur noch acht Monate, man kann jetzt nicht noch länger warten", sagt die Bronzemedaillengewinnerin von Rio 2016. Das bedeutet: Am Freitag geht es für die Architektur-Studentin nach England, in die Nähe von London. Bis zum 18. November steht im Bisham Abbey Sports Centre ein Lehrgang für Stapenhorst und Co. an, samt zwei Pro-League-Spielen gegen Großbritannien (14. und 15. November). In England wird wegen der steigenen Corona-Zahlen ab Donnerstag ebenfalls das öffentliche Leben heruntergefahren.
Bubble? "Wir studieren oder arbeiten alle nebenher"
Mit den "Danas", wie sich die deutsche Nationalmannschaft der Frauen bezeichnet, wird die Hamburgerin auf der anderen Seite des Kanals in einer Bubble Hockey spielen, ohne Kontakt zum "normalen Leben". Den wird Stapenhorst - anders als Vollprofis wie beispielsweise Fußball-Nationalspieler - bei ihrer Rückkehr aber gar nicht vermeiden können. "Wir studieren oder arbeiten alle nebenher. Ob wir diesen Lehrgang stattfinden lassen, ist ein Zwiespalt, den wir auch als Mannschaft besprochen haben."
Stapenhorst: "Denke nur noch im Zwei-Wochen-Rhythmus"
Anfang kommenden Jahres wird die 25-Jährige wieder vor derselben Frage stehen. Vom 25. Januar bis 11. Februar ist mit Blick auf Tokio ein Nationalmannschafts-Lehrgang in Malaysia und Singapur geplant. "Damit wir uns ein bisschen an die hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnen." Ob der stattfinden kann, weiß zurzeit keiner. Der Hockey-Bund plant deswegen zweigleisig, mit Backup-Trainingslagern in Deutschland. "Weil man einfach nicht weiß, ob wieder alles zugemacht wird", so Stapenhorst, die es sich abgewöhnt hat, langfristig zu planen. "Ich bin jetzt schon soweit, dass ich nur noch im Zwei-Wochen-Rhythmus denke."
Tokio 2021? "Nicht um jeden Preis"
So gesehen sind die Sommerspiele in Tokio noch sehr weit weg. Geht es nach den Organisatoren, sollen sie im Sommer 2021 auf jeden Fall stattfinden. Stapenhorst sieht das differenzierter: "Man muss abwegen, was zu diesem Zeitpunkt in Japan gesellschaftlich vertretbar ist. Ich finde nicht, dass man es um jeden Preis durchdrücken muss."
