Judo-Legende mit Traumjob: Frank Wieneke
Frank Wieneke hat deutsche Judo-Geschichte geschrieben: Er wurde als Athlet 1984 in Los Angeles überraschend Olympiasieger. 2008 führte er als Trainer Ole Bischof in Peking zum großen Triumph.
Mit seinen Erfolgen steht er in einer Reihe mit Franz Beckenbauer und Heiner Brand, die als Spieler und Trainer Titel feierten - doch seinen Namen kennen nur Experten: Frank Wieneke wurde 1984 in Los Angeles Judo-Olympiasieger und führte als Trainer seinen Schützling Ole Bischof 2008 in Peking ebenfalls zur Goldmedaille.
Sensationelles Olympia-Gold in L.A.
Wienekes Durchbruch erfolgte 1984. Der blutjunge Wolfsburger kam als fast unbeschriebenes Blatt nach Los Angeles. Sensationell kämpfte sich Wieneke ins olympische Finale, düpierte Ex-Weltmeister Neil Adams aus England per Schulterwurf. Das Bild des jungen Deutschen, der bei der Nationalhymne seinen Tränen freien Lauf ließ, brannte sich ein. "Es ist beeindruckend, wieviele Leute das heute noch in Erinnerung haben", sagt der zweifache Familienvater. Es war der Start in ein neues Leben: "Ich habe mir gesagt: Frank, jetzt kannst Du machen, was Du willst." Wieneke schmiss sein Vermessungstechnik-Studium, schrieb sich an der Kölner Sporthochschule ein. Kurz nach Olympia 1988 hatte er sein Diplom in der Tasche. In Seoul holte Wieneke Silber - für ihn die größte Leistung und zugleich auch die bitterste Niederlage. "Dass ich in zwei olympischen Finals Medaillen gewinne, fasse ich bis heute nicht", sagt Wieneke. Im Goldduell unterlag er dem Polen Waldemar Legien. Eine Unachtsamkeit, 16 Sekunden vor Schluss. "Darüber ärgere ich mich immer noch, das hängt ein Leben lang nach."
Auch als Trainer erfolgreich
Das Karriereende kam drei Jahre später: "Ich wollte mein drittes Olympia. In der WM-Vorbereitung habe ich mich aber schwer verletzt. Ich habe erkannt: Diese Energie hast Du nicht mehr." Im Dezember 1991 klingelte Wieneke bei Bundestrainer Heiner Metzler durch, teilte seinen Abschied mit. Er wurde Nachwuchscoach am Kölner Bundesleistungszentrum, nach dem Olympia-Debakel 2000 in Sydney stieg er zum Bundestrainer auf und fand in Bischof seinen Nachfolger als Olympiasieger im Halbmittelgewicht. "Ich habe immer auf Nachhaltigkeit hingearbeitet. In den acht Jahren als Bundestrainer kamen die Erfolge von denjenigen, die ich lange Zeit betreut habe wie Ole oder Andreas Tölzer. Das macht mich stolz", erklärt Wieneke.
Traumjob in der Trainerausbildung
In der Kölner Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) arbeitet Wieneke inzwischen als Referent, koordiniert den Ablauf der höchstmöglichen Trainerausbildung in Deutschland. "Das geht weit über Judo hinaus, betrifft alle Sportarten. Wir vermitteln das Handwerkszeug für künftige Bundestrainer", sagt Wieneke. Auch bei der Ausbildung von Fußball-Trainern wie Torsten Frings, Vahid Hashemian, Steffen Baumgart oder Frank Fahrenhorst vermittelt Wieneke sein Know-how - etwa bei den Themen Zweikampfhärte und Fallprävention. "Ich bin absolut glücklich, kerngesund, habe eine tolle Familie und einen Traumjob. Letztlich hat Los Angeles 1984 mein Leben komplett verändert. Ohne den Olympiasieg säße ich nicht hier", sagt der 50-Jährige. Seine Laufbahn als Bundestrainer endete 2008 mit Ole Bischofs Olympia-Gold. Dem Verband, der den auslaufenden Vertrag verlängern wollte, gab er einen Korb: "Ich wollte nie mit einem Misserfolg, sondern auf dem Höhepunkt aufhören."