Manchester United : FC Sevilla

Fazit:
Am Ende fühlt sich das für Manchester United wie eine Niederlage an. Das 2:2 gegen den FC Sevilla schien lange nicht vorstellbar. Die Hausherren waren im ersten Durchgang die bessere Mannschaft, führten verdient mit 2:0. Auch nach Wiederbeginn ließen die Red Devils vor 72.825 Zuschauern lange nichts anbrennen, hatten selbst die Gelegenheiten, das Ergebnis noch komfortabler zu gestalten. Doch schlichen sich dann auch Nachlässigkeiten ein. War man sich etwa zu sicher? Sevilla fehlte es über weite Strecken an Durchschlagskraft. Zwar bemühten sich die Andalusier stetig, wurden aber eben kaum gefährlich. Bezeichnenderweise waren es zwei Eigentore, die den Gästen spät den Ausgleich bescherten. Zudem musste Manchester die Schlussminuten in Unterzahl bestreiten, weil nach der Verletzung von Lisandro Martínez nicht mehr gewechselt werden durfte. Auch dadurch stand das Team von Erik ten Hag nur noch hinten drin und legte sich in der Nachspielzeit noch selbst ein Ei ins Nest.

Bei United schauen sie jetzt ziemlich bedröppelt drein. Über 80 Minuten lang schien das eine souveräne Angelegenheit zu sein. Und plötzlich ist die gute Ausgangsposition völlig dahin. In Unterzahl gibt es keine Reaktion der Red Devils mehr.

Lisandro Martínez kann nicht weiterspielen. Seine beiden argentinischen Weltmeisterkollegen Gonzalo Montiel und Marcos Acuña im Sevilla-Trikot tragen ihren Landsmann von United vom Platz. Wechseln darf Erik ten Hag nicht mehr.

Schon in der Entstehung des Treffers hat sich Lisandro Martínez ohne gegnerische Einwirkung am rechten Fuß wehgetan und wird jetzt behandelt.

Anschließend werden die Red Devils mal wieder gefährlich, greifen über rechts an. Im Sechzehner angekommen, leitet Marcel Sabitzer mit der Hacke zu Wout Weghorst weiter. Mit dem Rücken zum Tor hat dieser mehrere Optionen, legt zu Tyrell Malacia ab. Dessen Linksschuss wird von Fernando abgeblockt.

Nach einem ungenauen Zuspiel tut sich Jesús Navas im Bemühen um den Ball weh. In solchen Szenen passieren oft die schlimmsten Verletzungen. Hier geht es glimpflich aus, der erfahrene Spanier kommt schnell wieder auf die Beine.

Dann schwimmen sich die Red Devils frei. Letztlich flankt Tyrell Malacia aus dem linken Halbfeld. So sehr sich Wout Weghorst auch müht, an diesen Ball kommt der Niederländer nicht ran.

Doch so richtig in die Box schaffen es die Andalusier nicht, also schießt Ivan Rakitić aus der zweiten Reihe. Dem Rechtsschuss fehlt es allerdings gehörig an Präzision.

In dieser Phase wirken die Gäste sehr agil. Sevilla möchte den Ehrentreffer, arbeitet sich sehr nah an den gegnerischen Sechzehner heran und hält sich dort recht ausgiebig.

Nachdem Gonzalo Montiel auf den Rasen zurückgekehrt ist, hat er noch Gesprächsbedarf. Wout Weghorst zeigt sich wenig beeindruckt. Doch noch ist eine Menge Zeit auf der Uhr, da wird es noch einige Begegnungen und Zweikämpfe geben.

Dann setzt Wout Weghorst im Zweikampf mit Gonzalo Montiel den rechten Arm ein, trifft den Gegenspieler mit der Hand seitlich am Kopf. Der argentinische Weltmeister geht theatralisch zu Boden und lässt sich im Anschluss noch behandeln.

Nach einem Rückpass lässt sich Keeper Bono enorm viel Zeit für den langen Ball. Und da stürmt Wout Weghorst heran, blockt das Spielgerät in der Tat auch ab, bekommt es dann aber nicht unter Kontrolle. Die Kugel springt ins Toraus.

Antony an den Pfosten! Dann starten die Hausherren wieder einen solch schnellen Gegenangriff. So gelangt Antony rechts in die Box, schüttelt dort Marcão mit einem Haken zur Mitte ab und schießt mit dem linken Fuß oben an den linken Pfosten.

Manchester lauert tatsächlich momentan nur noch auf Konter, überlässt dem Kontrahenten darüber hinaus die Initiative.

Jetzt suchen die Gastgeber den schnellen Gegenangriff. Der wird nicht konsequent zu Ende gespielt. Auf links erläuft dann Anthony Martial den Ball. Die Flanke landet in den Armen von Bono, der da aber durchaus auf der Hut sein muss.

Angesichts dieser Gemengelage bleiben Torraumszenen derzeit aus. Die Hausherren können damit erst einmal leben. Für Sevilla geht es darum, vielleicht schon heute etwas vom Rückstand wettzumachen, um sich nicht all die Arbeit für das Rückspiel in einer Woche aufzuheben.

Und so entwickelt sich momentan wieder eine Phase der Neutralisation. United muss nicht mehr auf Teufel komm raus nach vorn spielen. Die Red Devils können durchaus abwarten, was sich noch so an Umschaltmomenten bietet.

Darüber hinaus gestaltet sich die Anfangsphase des zweiten Spielabschnitts recht offen. Sevilla lässt nichts unversucht, das Resultat freundlicher zu gestalten. Aber natürlich hat United auch noch einen dritten Treffer im Sinn.

Nach einem Zuspiel von Casemiro zieht Antony halbrechts an der Strafraumgrenze mit dem linken Fuß ab. Der Ball streicht knapp am langen Eck vorbei.

Harry Maguire übernimmt auch gleich die Kapitänsbinde, die bislang stellvertretend Bruno Fernandes trug.

Halbzeitfazit:
Nach 45 Minuten führt Manchester United im Viertelfinalhinspiel der Europa League im heimischen Old Trafford gegen den FC Sevilla mit 2:0. Insgesamt handelt es sich um ein verdientes Ergebnis. Die Hausherren waren von Beginn an in der Partie, strahlten gleich Gefahr aus. Die Red Devils verzeichneten die größeren Spielanteile, erwiesen sich als zweikampfstärker, was insbesondere zu einer guten Defensivleistung führte. Daraus ergaben sich immer wieder Umschaltsituationen, mit denen man dem Gegner richtig wehtat. Sevilla wollte mitspielen, tat das aber ohne Überzeugung und Entschlossenheit. So ließen die Andalusier lange Zeit die Durchschlagskraft vermissen. Erst eben in der Nachspielzeit wies das Team von José Luis Mendilíbar nach, dass man hier durchaus auch für ein Tor gut wäre.

Erste Chance für Sevilla! Eine Ecke sorgt dann noch für Gefahr. Von der rechten Seite bringt Ivan Rakitić den Ball herein. In der Mitte geht Tanguy Nianzou zum Kopfball. Das ist die erste richtig gute Torchance der Gäste. David De Gea reißt die Fäuste hoch und pariert stark. Die Szene bleibt heiß, weil die Kugel hoch aufsteigt. Dann aber wird ein Offensivfoul von Érik Lamela gegen Raphaël Varane abgepfiffen.

In der Schlussphase der ersten Hälfte geht es eher zerfahren zu. Auf beiden Seiten gibt es allenfalls Stückwerk. Zumindest verleiht das den Gästen ein wenig Zutrauen, wieder selbst etwas mehr zu tun. Das könnte aber auch wieder eine trügerische Sicherheit sein.

Um den fälligen Freistoß in Strafraumnähe kümmert sich Ivan Rakitić. Der Rechtsschuss des Kroaten fliegt über die Querlatte und zwingt David De Gea nicht zum Eingreifen.

Nach dem Eckstoß von Bruno Fernandes kommt erneut Casemiro im Sechzehner zum Abschluss. Diesmal ist Bono gefordert, hat mit dem wenig platzierten Kopfball aber wenig Probleme.

United marschiert weiter. Diesmal steht dem Linksschuss von Casemiro ein Gegenspieler im Weg. Das ist Marcão, der zur Ecke klärt.

Vorn wird ein Schussversuch von Gonzalo Montiel abgeblockt. Und schon geht die Post in die andere Richtung ab. Von der rechten Seite flankt Aaron Wan-Bissaka. Per Kopf macht Anthony Martial das Ding richtig scharf. Am Torraum kommt Bruno Fernandes zum Abschluss und scheitert an der starken Parade von Bono. Im Falle eines Tores wäre eventuell eine Abseitsstellung von Marcel Sabitzer geahndet worden.

Natürlich bleibt den Andalusiern nichts anderes übrig, die müssen ja etwas versuchen. Viel Überzeugung lässt sich dabei nicht erkennen. Unübersehbar wissen die Jungs von José Luis Mendilíbar um die Gefahr, die von den schnellen Gegenstößen Manchesters ausgeht. Das hat man heute schon schmerzlich erfahren.

Jetzt zeigen sich die Gäste mal wieder. Nach einer Flanke von Óliver Torres holt sich Nemanja Gudelj den Kopfball, setzt diesen aber rechts neben das Gehäuse von David De Gea.

Nun zeigt Sevilla sehr wohl Wirkung. Eine nennenswerte Reaktion bleibt aus. So kontrolliert United momentan das Geschehen nach Belieben.

Den Bestrebungen der Spanier entspringt eine Ecke. Mit dieser befasst sich erneut Ivan Rakitić. Ertrag bleibt allerdings auch hierbei aus.

Sevilla zeigt sich wenig beeindruckt. Die Andalusier sind inzwischen gut im Spiel und sammeln weitere Spielanteile ein.

Nach einem Zuspiel von Jadon Sancho zieht Antony links in der Box ab. Den Linksschuss pariert Sevillas Keeper Bono.

Dann führen die Bemühungen der Gäste zu ihrem ersten Eckball. Das ist eine Sache Ivan Rakitić. In Folge von dessen Hereingabe wird erst ein Schuss von Érik Lamela abgeblockt. Und dann steht dem Distanzschuss von Gonzalo Montiel ein Teamkollege im Weg.

Durch die intensivere Beteiligung Sevillas neutralisieren sich beide Mannschaften derzeit. Man bearbeitet sich zunehmend zwischen den Strafräumen.

Jetzt beteiligen sich die Gäste erstmals aktiv an dieser Partie, schaffen es tief in die gegnerische Hälfte. Und nach einem Einwurf gelangen die Andalusier sogar in den Sechzehner, bleiben dort aber hängen.

Erneut sorgt Antony für Aufregung, tritt auf der rechten Seite an und bedient Anthony Martial. Dieser taucht rechts in der Box auf und holt den ersten Eckstoß der Partie raus. Um den kümmert sich im Anschluss Bruno Fernandes, beschwört damit aber keine Gefahr herauf.

Schon ist der Ball im Tor! Früh gehen die Hausherren drauf, erobern den Ball. Antony steckt den Ball auf halblinks in den Lauf von Jadon Sancho durch. Dieser hat freie Bahn in den Sechzehner und versenkt das Spielgerät im Tor. Doch schon ist die Fahne oben, der Pfiff ertönt. Die Abseitsposition bestätigt sich dann auch.

Drei Pflichtspiele haben beide Klubs schon gegeneinander ausgetragen. Dabei ist Sevilla noch ungeschlagen. Zunächst setzten sich die Andalusier 2018 im Achtelfinale der Champions League durch, spielten daheim 0:0 und gewannen in Manchester 2:1. Im Jahr 2020 traf man sich in Köln zum Halbfinale der Europa League. Auch hier behielt Sevilla mit 2:1 die Oberhand und holte kurz darauf den Titel.

Seit Saisonbeginn ist United in der Europa League unterwegs, musste als punktgleicher Gruppenzweiter Real Sociedad nur wegen eines mehr kassierten Gegentreffers den Vortritt lassen. Auch danach sammelten die Engländer reichlich spanische Erfahrungen, schalteten in den Playoffs den FC Barcelona aus (2:2, 2:1). Und in Sevilla war das Team aus Manchester ebenfalls schon. Real Betis wurde mit 4:1 und 1:0 bezwungen. Auch die Red Devils haben die Europa League bereits gewonnen (2017). Vor zwei Jahren setzte es im Endspiel in einem legendären Elfmeterschießen (11:12) gegen den FC Villarreal eine Niederlage.

Manchester hat in dieser Saison bereits einen Titel gewonnen und sich als League-Cup-Sieger für die nächste Saison zumindest schon einmal die Teilnahme an der Europa League gesichert. Im FA Cup sind die Red Devils auch noch dabei (Halbfinale). Und zu Hause ist United ohnehin eine Macht. In Old Trafford wurden während der laufenden Spielzeit gerade zwei Pflichtspiele verloren. Und diese Niederlagen gehen auf August (Brighton) und September (Real Sociedad) zurück. Seither stehen 26 Partien ohne Niederlage zu Buche, von denen 23 gewonnen wurden.

Als Rekordsieger in diesem Wettbewerb haben die Andalusier mit ihren sechs Titeln während der vergangenen Jahre eine gewisse Kompetenz nachgewiesen. Das überdeckt vielleicht ein wenig die derzeitigen Probleme des Vereins. Von einer stabilen Form ist Sevilla weit entfernt. Die internationale Saison hatte man ja einst in der Champions League begonnen, war aber nach nur einem Sieg als klar abgeschlagener Gruppendritter gescheitert. So ging es eine Etage tiefer weiter. Und auch dort hatte die Mannschaft auswärts nichts zu bestellen. Das Weiterkommen wurde stets mit guten Heimspielen klar gemacht. Es gilt heute also, sich eine passable Ausgangsposition fürs Rückspiel in der kommenden Woche zu verschaffen.

In diesem Viertelfinale begegnen sich der momentan Vierte der englischen Premier League und der Dreizehnte der spanischen Primera División. Während United also national noch alle Chancen besitzt, sich sogar für die Champions League zu qualifizieren, schaut es für Sevilla mit europäischem Fußball in der kommenden Saison eher schlecht aus. In der Liga abgeschlagen, aus dem nationalen Pokal im Viertelfinale ausgeschieden, besteht allenfalls noch Hoffnung, sich als Europa-League-Sieger ein Startrecht für die Königsklasse zu erwerben.

Aufseiten der Hausherren nimmt Erik ten Hag im Vergleich zum letzten Pflichtspiel am vergangenen Samstag gegen Everton (2:0) drei Veränderungen vor. Anstelle von Harry Maguire (Bank), Scott McTominay und Marcus Rashford (beide verletzt) rücken Raphaël Varane, Casemiro und Anthony Martial in Manchesters Startelf. Stattliche sieben Umstellungen gibt es bei den Gästen nach dem 2:2 gegen Celta Vigo. So sind Torwart Marko Dmitrović, Jesús Navas, Loïc Badé, Bryan Gil, Suso, Youssef En-Nesyri (alle Bank) und Pape Gueye (nicht im Kader) nicht in Sevillas Anfangsformation zu finden. Dafür schickt José Luis Mendilíbar heute Keeper Bono, Gonzalo Montiel, Tanguy Nianzou, Marcão, Ivan Rakitić, Óliver Torres und Lucas Ocampos von Beginn an auf den Platz.