Manze. Zurück am Pult - Andrew Manze
Andrew Manze kommt wieder nach Hannover. Im Gepäck hat er osteuropäische Musik. Darunter Dvořáks dritte Sinfonie und Szymanowskis zweites Violinkonzert, gespielt von Isabelle van Keulen, die dem Orchester durch eine langjährige Zusammenarbeit verbunden ist.
Wiedersehensfreude, und das gleich mehrfach: Wenn Andrew Manze kurz vor Ende der Spielzeit zur NDR Radiophilharmonie zurückkehrt, treffen eingespielte Partner aufeinander, was ebenso für die Dritte im Bunde gilt, die Geigerin Isabelle van Keulen. Sie ist schon einige Male mit Manze und dem Orchester aufgetreten, eine CD-Veröffentlichung inklusive. Diesmal steht das Violinkonzert Nr. 2 von Szymanowski auf dem Programm, eines der großen Solokonzerte des 20. Jahrhunderts.
Letzte Worte
Szymanowski schrieb sein zweites Violinkonzert für den Geiger Paul Kochanski, dem er schon sein erstes Violinkonzert gewidmet hatte. Und doch war diesmal alles anders: die traditionellere Anlage des Stücks, die bewusste Einbindung polnischer Volksmusik, vor allem aber die biografischen Umstände. Der schwer krebskranke Kochanski brachte die Uraufführung nur mit Mühe im Sitzen hinter sich und starb kurz danach. Aber auch für Szymanowski sollte dieses Violinkonzert sein letztes gewichtiges Wort als Komponist sein.
Unbändige Vitalität
Als Szymanowski 1937 starb, hatte die eine Generation jüngere Grażyna Bacewicz gerade ihre erste Saison als Konzertmeisterin des Polnischen Rundfunkorchesters hinter sich gebracht. Doch Bacewicz war weit mehr als nur Geigerin: Sie war auch Dirigentin, Dozentin und Autorin mehrerer Romane. Und sie war Komponistin. "Ich habe einen kleinen Motor in mir“, sagte sie über sich selbst, und von dieser unbändigen Vitalität sind auch viele ihrer Werke geprägt, besonders das neoklassische Konzert für Streichorchester.
Wenn der junge Dvořák experimentiert
Zum Konzertfinale ein Sprung von Polen ins Nachbarland Tschechien, zu einem Komponisten, dem sich Andrew Manze während seiner Zeit als Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie sehr selten gewidmet hat: Antonín Dvořák. Umso gespannter darf man auf Manzes Herangehensweise sein! Zumal Dvořáks Sinfonie Nr. 3 eine absolute Rarität in hiesigen Konzertsälen ist. Die Dritte ist ein Werk, das den jungen Dvořák beim Experimentieren zeigt, fasziniert von Wagner und den Deutschen, gleichzeitig fest mit beiden Beinen auf böhmischem Boden stehend.
Autor: Marcus Imbsweiler
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