Festival 3. Der Cellist Truls Mørk beim Schumann-Tschaikowsky-Festival
Chefdirigent Stanislav Kochanovsky steht am Pult der NDR Radiophilharmonie mit Tschaikowskys "Manfred"-Sinfonie und der gleichnamigen Ouvertüre von Schumann. Außerdem ist Truls Mørk mit Schumanns Cellokonzert zu erleben.
"Byronismus" war im frühen 19. Jahrhundert fast eine Modeerscheinung, eine Mischung aus Weltschmerz und Rebellion gegen die Gesellschaft, ausgelöst durch die Schriften des britischen Literaturstars Lord Byron. Der starb zwar schon 1824, aber seine Poesie wirkte weiter, bis hinein in die Zeiten eines Robert Schumann und Peter Tschaikowsky.
Der Faust der Romantik
Wenn es einen Byronisten in Reinform gibt, dann Manfred, Held des gleichnamigen Dramas Byrons. Eine tragische Figur, einsam durch Schuld, quasi ein romantischer Faust. Schon Robert Schumann faszinierte dieser gebrochene Charakter so sehr, dass er ihn auf die Bühne brachte, als Mischung aus Oper, Melodram und Kantate. Das bekannteste Stück daraus ist die Ouvertüre, die Manfreds Auflehnung gegen das Schicksal eindrucksvoll in Töne setzt.
Der Geächtete
Und Peter Tschaikowsky? Der identifizierte sich geradezu mit Byrons ruhelosem Helden: gesellschaftliche Ächtung, unterdrückte Gefühle, der Verlust von engen Freunden - all diese Erfahrungen flossen in eine viersätzige Sinfonie ein. Diese zählt zu Tschaikowskys ausdrucksstärksten und emotional tiefgründigsten Partituren.
Seelenschau
Zwischen diesen beiden programmatischen Werken heißt es: Bühne frei für Truls Mørk, einen der großen Cellisten unserer Zeit, der in Hannover schon mehrfach zu Gast war. Als Festivalbeitrag hat er Schumanns Violoncellokonzert a-Moll im Gepäck, eines jener Spätwerke, die eher Seelenschau als brillante Selbstdarstellung sind. Byronist bleibt man eben sein Leben lang!
Autor: Marcus Imbsweiler
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