Semyon Bychkov & Christina Nilsson
Berührende Musik, erschütternde Inhalte: Semyon Bychkov dirigiert Dmitrij Schostakowitschs Sinfonie Nr. 8, Christina Nilsson singt Richard Strauss’ "Vier letzte Lieder" - am 18. und 21. September in der Elbphilharmonie.
Musik über den Ernst des Lebens
Krieg, Verzweiflung, Trauer, Abschied, Tod - die Werke dieses Konzertprogramms handeln von sehr ernsten Angelegenheiten und sind daher nicht gerade "leichte Kost". Doch wo ginge uns Musik näher, wo erlebten wir sie intensiver als in der Auseinandersetzung mit genau diesen tragisch aktuellen Themen? - Nach seiner krankheitsbedingten Absage im Januar holt Maestro Semyon Bychkov seine Rückkehr zum NDR Elbphilharmonie Orchester nach und lässt Dmitrij Schostakowitschs gewaltige Achte Sinfonie auf Richard Strauss' wehmütige "Vier letzte Lieder" treffen.
Schostakowitsch 8: Denkmal für Individualisten
Schostakowitschs Sinfonie entstand 1943, unmittelbar nach dem Sieg der sowjetischen Truppen über die Deutschen in Stalingrad. Offiziell wollten Stalins Kulturideologen in dieser angeblichen "Stalingrad-Sinfonie" wenn schon keine Siegesfeier, dann wenigstens ein würdiges Gedenken an die Opfer des Krieges erblicken. Wer Schostakowitsch aber kennt, ahnt, dass mehr in seiner Musik steckt! Wovon etwa künden die verzweifelten Aufschreie im Trauermarsch des ersten Satzes, und was soll die unerbittliche, brutal trampelnde Motorik des dritten Satzes? Es scheint, als rücke der Komponist noch ganz andere Opfer in den Fokus: diejenigen, die wie er von Ausgrenzung, Freiheitsbeschränkung und psychischer wie physischer Gewalt betroffen waren …
Strauss: Vier letzte Lieder - Romantischer Abschied
Auch Richard Strauss hatte die Schrecken und Leiden des Zweiten Weltkriegs mit eigenen Augen gesehen, als er fünf Jahre später seine "Vier letzten Lieder" schrieb. Mit diesem abgeklärten, traumhaft-traurig-schönen Alterswerk nahm der 84-Jährige 1948 gleichsam Abschied von der Welt, wie er sie kannte. Das Nahen des eigenen Tods im Bewusstsein, wählte der "letzte Romantiker" der europäischen Musikgeschichte vier Gedichte von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff zur Vertonung aus, in denen sich alles um die Vergänglichkeit dreht. Mit atemberaubend schönen Orchesterklängen und Gesangslinien blickte der Grandseigneur dabei auch auf sein eigenes Schaffen zurück. Im Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters übernimmt die schwedische Sopranistin Christina Nilsson, die hier zuletzt mit ihrer voluminös leuchtenden Stimme in den "Gurre-Liedern" überzeugte", die Solopartie.
Autor: Julius Heile
