Nach Brand in Uetersen: Museumsscheune wird wieder aufgebaut
Endlich haben die Bauarbeiten begonnen. Drei Jahre nach dem Brand wird die denkmalgeschützte Scheune auf dem Museumsgelände von Langes Tannen Uetersen wieder aufgebaut. Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Ein Zimmermann zieht einen sehr alten Nagel aus einem Balken, der mindestens 100 Jahre alt ist, möglicherweise sogar älter. Ein zweiter sägt den Balken durch. Dieser liegt direkt unterhalb der nagelneuen Dachkonstruktion. "Der muss weg", sagt Daniel Schreiber, "weil wir hier nachher unsere Dachrinne befestigen."
Als das Reetdach vor ziemlich genau drei Jahren brannte, erwischte das Feuer stellenweise auch die Unter-Konstruktion. Der Balken sei durch das Feuer kontaminiert. Außerdem sei der Balken von außen sichtbar, "deswegen machen wir den neu. Alle Hölzer, die hier angekokelt waren, haben wir weitestgehend ersetzt." Dort, wo der Brandschaden nicht so groß war, haben sie die Hölzer abgeschliffen. So soll möglich viel von dem Alten erhalten bleiben.
Zum Glück brannte nur der Dachstuhl
Thomas Butzlaff ist Architekt und mit seinem Team von der Stadt Uetersen damit beauftragt, die Scheune so wieder aufzubauen, dass sie hinterher so aussieht, wie das historische Original, Baujahr 1762. "Der ist allerdings über die Jahrhunderte immer wieder erneuert und verändert worden", sagt er. Von 1762 ist nur ein einziger Balken an der vorderen Fassade erhalten. Der sei glücklicherweise noch da. Vor gut drei Jahren war der Dachstuhl der Ausstellungsscheune des Museum Langes Tannen in der Nacht auf den 10. Oktober abgebrannt.
"Ein Teilschaden, wie in diesem Fall, ist für uns Architekten immer eine größere Herausforderung, als ein kompletter Neubau." Architekt Thomas Butzlaff
Die Übergänge müssten stimmig sein, sagte Architekt Butzlaff. Dafür hat er eng mit Antje Metzner vom Kreis zusammengearbeitet. Die Diplom-Ingenieurin mit Fachrichtung Architektur arbeitet für die untere Denkmalschutzbehörde und sorgt dafür, dass möglichst nach historischen Vorbild gearbeitet wird. "Das sind oft nur Nuancen", sagt sie. Zum Beispiel bei Fachwerk mit den sogenannten ziegelsichtigen Steinen. Gerade erst haben sich Denkmalschützerin und Architekt für beigen Muschelkalk entschieden, ein historischer Mörtel.
Ein Reetdach wird es nicht mehr geben

Alle Handwerker bekommen genaue Vorgaben. Die Zimmerer werden das Dach beispielsweise mit roten Hohlfalzziegeln mit Geradschnitt decken, so wie Dachdecker auch vor Hunderten Jahren die Dächer von Scheunen in dieser Region gedeckt haben. Die gleichen Ziegel liegen auch auf dem Dach des Waschhauses gegenüber, neben der Scheune. Passend also. "Ein Reetdach wird es nicht mehr geben," sagt Thomas Butzlaff. Nachdem die Stadt das historische Ensemble mit Herrenhaus, Scheune, Remise, Waschhaus und Mühle 1984 geschenkt bekam, hatte man die Scheune mit Reet gedeckt, "obwohl nie ein Reetdach drauf war."
1990 war die Scheune dann zum ersten Mal abgebrannt und bekam wieder ein Reetdach. Jetzt haben alle Beteiligten entschieden, dass Dach so wieder aufzubauen, wie es ursprünglich war, auch wenn es dafür möglicherweise Kritik geben werde. Reet sei einfach zu riskant, so Butzlaff. "Wir können ja froh sein, dass beim Brand niemand verletzt wurde."
Die Katastrophe als Chance für Neues

Museumsleiterin Ute Harms ist vorbeigekommen, um nach dem Stand der Bauarbeiten zu schauen. Thomas Butzlaff und sie besprechen heute die Arbeiten, die im Innenraum anstehen. Hier müssen alle Oberflächen, die Balken, die Wände gesäubert werden. Für sie war der Brand vor drei Jahren ein Schock. Aber dann hat sie sich mit der Situation arrangiert, hat die Ausstellungsmöbel im Schlafzimmer des Herrenhauses eingelagert und das Haus kurzerhand zum Ausstellungshaus gemacht - vorübergehend. Seitdem hat sie elf Ausstellungen gezeigt. Das sei beim Publikum und auch bei der Künstlerschaft Schleswig-Holsteins sehr gut angekommen, erzählt die Museumsleiterin. "Ich will nicht sagen, dass sie mir die Bude einrennen, aber Langes Tannen ist als Ort für Ausstellungen deutlich attraktiver geworden." Insofern sei die Katastrophe auch eine Chance für Neues gewesen.
Noch stehe das Konzept für die Zukunft beider Häuser nicht fest, so Harms. Fest steht: "Wir sind keine Galerie, sondern ein Museum mit einer Sammlung", und die werde sie in Zukunft auch zeigen, aber nicht in einer Dauerausstellung wie vor dem Brand. "Ich will Künstler und Kunsthandwerker einladen, sich für Ausstellungen mit den Sammlungsstücken künstlerisch auseinanderzusetzen, sich darauf in ihren Werken zu beziehen." Das hatte sie schon mit der Kieler Künstlerin Anke Müffelmann im vergangenen Jahr so gemacht. "Das war eine tolle Ausstellung", schwärmt Harms. Möglicherweise wird sie Teile der Sammlung auch unter Themenschwerpunkten wie "Spielzeug des 19. Jahrhunderts" oder Möbel zum Thema "Bürgerliche Wohnkultur" zeigen. Aber die erste Ausstellung in der Scheune wird zur Geschichte des Museums selbst sein, denn das feiert im kommenden Jahr 40. Geburtstag.
Endlich wieder mehr Platz
Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. "Dann geht es an den Innenausbau", sagt Thomas Butzlaff. Es wird dann im Dach der Scheune einen Arbeitsraum geben, ein WC für die Künstlerinnen und Künstler und ein Depot-Raum, beheizt und belüftet. Darauf freut sich Ute Harms besonders. Endlich hat sie dann genug Platz.
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