Aminata Touré gibt ein Interview © NDR Foto: NDR Screenshots
Aminata Touré gibt ein Interview © NDR Foto: NDR Screenshots
Aminata Touré gibt ein Interview © NDR Foto: NDR Screenshots
AUDIO: Touré: Wurden Chats auf dem Diensthandy gelöscht? (1 Min)

Touré: Wirbel um gelöschte Chats auf dem Diensthandy

Stand: 18.01.2024 15:29 Uhr

Das vorzeitige Ende von Staatssekretärin Samadzade im Sozialministerium wirft weiter Fragen auf. Die Opposition hatte Akteneinsicht beantragt. Dabei kam heraus: Es fehlen Chats auf dem Handy von Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Touré (Grüne).

Ende Oktober hatte die ehemalige Staatssekretärin im Sozialministerium Marjam Samadzade vorzeitig ihren Hut genommen, nachdem sie einen israelkritischen Post aktiv auf Instagram weiterverbreitet hatte. Die Opposition im Landtag wollte die Hintergründe und Vorgänge genau nachvollziehen und beantragte Akteneinsicht. Bei Nachfragen im Innen- und Rechtsausschuss wurde jetzt bekannt, dass die Akten möglicherweise unvollständig sind. Chats auf dem Diensthandy von Sozialministerin Touré sollen teilweise gelöscht sein.

Handy löscht Nachrichten automatisch

Die Opposition befürchtet nun, dass sich die Vorgänge um die Entlassung von Staatssekretärin Samazade gar nicht mehr ganz nachvollziehen lassen können. Ihre Nachfolgerin, Staatssekretärin Silke Schiller-Tobies hatte dem Innen- und Rechtsausschuss mitgeteilt, dass Touré auf ihrem Diensthandy eine Funktion eingestellt hat, die regelmäßig automatisiert Nachrichten löscht.

Parteien sehen Aufklärungsbedarf

Doch diese Nachrichten seien Aktenbestandteil der öffentlichen Verwaltung, so der SPD-Innenpolitiker Niclas Dürbrook. Er sieht einen Verstoß gegen die Aktenordnung des Landes. "Durch automatische Löschungen von Nachrichten wird das Kontrollrecht des Parlaments untergraben", sagte Dürbrook. Besonders erschrocken habe ihn außerdem, dass die Löschungen weiter andauern. Auch FDP und SSW sehen Aufklärungsbedarf. "Dass Ministerin Touré Nachrichten von ihrem Telefon hat automatisch löschen lassen, ist ein Skandal", sagte der FDP-Innenpolitiker Bernd Buchholz. Sie habe eklatant Dokumentationspflichten vernachlässigt. "Vor allem entzieht die Ministerin mit dieser Vorgehensweise ihr Handeln jeder parlamentarischen Kontrolle. Das ist nicht akzeptabel." Er erwarte eine Erklärung von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) oder dem Chef der Staatskanzlei. Auch SSW-Fraktionschef Lars Harms ist entsetzt: "Ich muss sagen, dieser Vorgang haut mich echt aus den Socken."

Ministerium: Chats werden aus Sicherheitsgründen gelöscht

Noch am Mittwochabend teilte das Sozialministerium mit, dass klassische SMS-Nachrichten auf dem Diensthandy gespeichert würden - lediglich Chats von Messenger-Diensten würden aus Sicherheitsgründen regelmäßig gelöscht. Die aktenrelevante Kommunikation sei ordnungsgemäß verschriftlicht worden, so dass einer vollständigen Sachverhaltsaufklärung nichts im Wege stehe. Zuvor hatte Staatssekretärin Schiller-Tobies versprochen, das Sozialministerium werde prüfen, ob sich Chats rekonstruieren ließen.

SPD fordert Bericht der Landesregierung

In einer Presseerklärung am Donnerstag kritisierte Niclas Dürbrook von der SPD die Kommunikation des Sozialministeriums. "Sollte es tatsächlich eine Verschriftlichung der Kommunikation im Ministerium geben, frage ich mich, warum man sie dem Ausschuss bislang nicht zur Verfügung gestellt hat?" Auch passten die Aussagen des Sozialministeriums und des Staatssekretärs nicht zusammen.

Für die Sitzung des Innen- und Rechtsausschusses am kommenden Mittwoch hat die SPD nach eigenen Angaben einen Bericht der Landesregierung zu den Löschungen auf dem Handy von Ministerin Touré beantragt.

Weitere Informationen
Aminata Touré. Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung in Schleswig-Holstein © imago images Foto: Frank Peter

Opposition hält Kritik an Ministerin Aminata Touré aufrecht

Nach der Entlassung der Staatssekretärin Samadzade bleiben viele Fragen für die Opposition offen. Die SPD erwägt Akteneinsicht zu beantragen. mehr

Akten liegen auf einem Tisch. © picture alliance/dpa Foto: Swen Pförtner

Entlassene Staatssekretärin: SPD beantragt Akteneinsicht

Nach der Entlassung von Marja Samadzade bleiben viele Fragen in dem Fall offen. SPD und FDP werfen Ministerin Aminata Touré Intransparenz vor. mehr

Marjam Samadzade (l.), ehemalige Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung von Schleswig-Holstein, bei einer Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister. © picture alliance/dpa | Soeren Stache

Israelkritischer Beitrag: Integrations-Staatssekretärin muss gehen

Marjam Samadzade hatte über Instagram laut Ministerium einen Post aktiv weiterverbreitet, in dem die Regierung Israels für ihr Vorgehen nach dem Terroranschlag der Hamas verurteilt wurde. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 17.01.2024 | 20:00 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Das Gebäude der Agentur für Arbeit  Nordfriesland in Husum. © picture alliance / imageBROKER | Olaf Döring Foto: picture alliance / imageBROKER | Olaf Döring

Pilotprojekt: SH will Geflüchtete in den Arbeitsmarkt bringen

In Boostedt werden Geflüchtete jetzt mit einem neuen Projekt auch nach beruflichen Kriterien registriert. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage: Demokratie unter Druck?