Userdaten als Ware
Einkaufen, Nachrichten versenden oder einen Mietwagen leihen: Stets werden unsere Daten gesammelt und analysiert - meist ohne, dass wir es kontrollieren können. Der Handel mit diesen Daten ist ein Milliardengeschäft.
Der größte Adresshändler der Welt hält sich selbst lieber bedeckt: Der Hauptsitz der US-Firma Acxiom in Arkansas ist streng bewacht und abgeriegelt. Das Unternehmen führt Register über mehr als 500 Millionen Konsumenten weltweit, darunter etwa 44 Millionen Deutsche. Daten, für die andere Firmen viel Geld bezahlen. Acxiom etwa hilft jedes Jahr, mehr als 250.000 Werbekampagnen passgenauer auf einzelne Konsumenten auszurichten. Einen Großteil seiner Informationen bezieht das Unternehmen von öffentlichen Registern, Statistikämtern, aus dem Telefonbuch und durch Gewinnspiele.
Google und Facebook sind fleißige Datensammler
Adresshandel ist jedoch längst nicht mehr die einzige Art, wie unsere Daten abgegriffen werden. Internet-Unternehmen wie Google und Facebook sammeln im Internet alle Informationen über uns, die sie finden können. Genau wie spezielle Tracking-Firmen, die dafür häufig bestimmte Software-Programme nutzen, sogenannte Cookies, mit deren Hilfe Unternehmen feststellen können, wann eine Website besucht wird, wie lange der Besuch dauert und was gemacht wurde.
On- und Offline-Daten werden zunehmend kombiniert

Eigentlich gibt es seit 2009 eine gesetzliche Richtlinie, nach der jeder Nutzer explizit erlauben muss, dass er beim Surfen beobachtet werden darf. Diese Richtlinie sei allerdings nie einheitlich umgesetzt worden, sagt der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar. Dazu kommt, dass On- und Offline-Daten zunehmend kombiniert werden. Seit 2013 etwa arbeiten Acxiom und Facebook zusammen. So würden die Profile der Verbraucher zusammengeführt und immer vollständiger, sagt Simon Hegelich, Professor für politische Datenwissenschaft an der Technischen Universität München: "Der Trend bei Big Data geht dahin, die Daten zu kombinieren und zu versuchen, daraus zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen. Auch wenn es vom deutschen Datenschutzrecht eigentlich nicht erlaubt wird."
Einmal veröffentlichte Daten sind abgetreten
Das Hauptproblem derzeit sei, dass einmal veröffentlichte Daten meist nicht mehr den Bürgern, sondern den Firmen gehörten - so lauten oft die allgemeinen Geschäftsbedingungen. Und selbst wenn man seine Daten nicht preisgibt, könne man nicht sicher sein, dass man nicht doch mitgerechnet wird, sagt Hegelich: "Ich kann zum Beispiel mit bestimmten Algorithmen Aussagen treffen über Menschen, von denen ich nur sehr wenige Daten habe. Einfach weil diese Menschen anderen Menschen ähneln, über die ich schon sehr viel weiß." Profiling nennen Experten das. Mittelfristig wird die Datensammelei zudem sogar noch größere Dimensionen annehmen: Schon jetzt sind viele Geräte im Haushalt internetfähig, Kaffeemaschinen oder Kühlschränke zum Beispiel. Und auch dabei werden natürlich Daten gesammelt und gespeichert. Anonym sind wir also selbst beim Kaffeekochen nicht mehr.
