In Mecklenburg-Vorpommern leben immer mehr Millionäre
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Einkommensmillionäre deutlich gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Amtes haben 226 Steuerpflichtige - entweder Einzelpersonen oder Paare - im Jahr 2020 Einkünfte von mindestens einer Million Euro erzielt. Das sind 31 mehr als noch 2019.
Der Traum von der Million: In Mecklenburg-Vorpommern geht er immer öfter in Erfüllung - schon beim Einkommen. Die Zahl der Einkommensmillionäre ist zuletzt deutlich gestiegen - um knapp 16 Prozent auf 226. Da Steuerfestsetzungen mehrere Jahre dauern können, stammen die neuesten Zahlen aus dem Jahr 2020. Im Schnitt lag der Verdienst der Millionäre bei 1,8 Millionen Euro. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Steuerpflichtigen beträgt 0,03 Prozent. Insgesamt haben 786.985 Einzelpersonen oder Paare Steuern gezahlt.
Viele Millionäre an der Mecklenburgischen Seenplatte
Die Millionäre in Mecklenburg-Vorpommern führten dabei knapp 160 Millionen Euro an den Staat ab. Zum Vergleich: Knapp 300.000 Steuerpflichtige aus den unteren Einkommensgruppen bis 20.000 Euro zahlten etwa 125 Millionen Euro Steuern. Die meisten Einkommensmillionäre (42) leben im Kreis Mecklenburgische Seenplatte, gefolgt vom Landkreis Rostock (41). Die wenigsten (11) sind im Kreis Nordwestmecklenburg zu Hause.
MV vor Thüringen und Sachsen-Anhalt
Im Bundesvergleich liegt Mecklenburg-Vorpommern bei der Zahl der Einkommensmillionäre vor den einwohnerstärkeren Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt. Auch die Länder Bremen und Saarland zählen weniger Einkommensmillionäre. Das Schlusslicht Saarland ist zudem das einzige Land, in dem die Zahl der Einkommensmillionäre 2020 im Vorjahresvergleich gesunken ist. An der Spitze steht Bayern mit 6.800 Einkommensmillionären gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
DGB warnt vor wachsender Ungleichheit
Der DGB Nord blickt mit Sorge auf die steigende Zahl der Millionäre auch in Mecklenburg-Vorpommern. "Die Ungleichheit wächst und wächst und die soziale Spaltung bedroht unsere Gesellschaft Jahr für Jahr mehr", erklärte die Vorsitzende der DGB Nord, Laura Pooth. Wenn die Politik nicht gegensteuere, drohe die Ungleichheit außer Kontrolle zu geraten. Für eine Trendwende müsse auch das Steuersystem "gründlich neujustiert" werden. Die Wiedereinführung der Vermögensteuer nannte Pooth einen "gangbaren Weg". Mit den Einnahmen ließen sich wichtige Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Gesundheitsversorgung und bezahlbaren Wohnraum finanzieren.
Rot-Rot setzt auf stärkere Besteuerung
Auch die Linksfraktion im Landtag verlangt eine "gesellschaftliche Debatte zu einer gerechten Besteuerung von Einkommen und Vermögen". Fraktionschefin Jeannine Rösler erklärte, eine Vermögenssteuer würde vor allem Multimillionäre und Milliardäre treffen. Mit einer stärkeren Beteiligung "riesiger Vermögen" könnten wichtige öffentliche Aufgaben finanziert werden, so die Chefin der Regierungsfraktion. Der Regierungspartner SPD äußerte sich ähnlich. "In einer solidarischen Gesellschaft müssen starke Schultern auch einen starken Beitrag leisten", erklärte der Finanzexperte der Landtagsfraktion, Tilo Gundlack. Der Verzicht auf die seit 1996 ausgesetzte Vermögenssteuer habe Deutschland mehrere Hundert Milliarden Steuereinnahmen gekostet. Die Hebel für eine Veränderung lägen aber vor allem auf Bundesebene.
FDP: Keine Neiddebatte führen
Die Vorstellungen der rot-roten Koalition kommen bei der FDP alles andere als gut an. Die Vize-Fraktionschefin Sandy van Baal meinte, "jetzt eine Neiddebatte aufzumachen und von ungerechter Verteilung zu sprechen, ist vollkommen fehl am Platz". Die steigende Zahl der Einkommensmillionäre sei eine gute Nachricht. Wahre Gerechtigkeit liege in gleichen Chancen, nicht in gleichgemachten Ergebnissen. Eine Vermögenssteuer trage eher zur Spaltung der Gesellschaft bei, als dass sie hilft.
CDU-Chef Peters warnt vor Sozialneid
Auch die AfD-Fraktion sieht in der Vermögenssteuer einen "falschen und kontraproduktiven Ansatz". Noch höhere Abgaben führten nur zur Abwanderung ins Ausland, so der AfD-Abgeordnete Martin Schmidt. Er meinte, linke Lobbygruppen und Parteien suchten lediglich "händeringend nach Finanzierungsmöglichkeiten ihrer ideologischen Träume". CDU-Fraktionschef Daniel Peters nannte es "unerträglich, dass die Gewerkschaft Sozialneid schürt, weil es tüchtige Menschen zu größerem Einkommen gebracht haben". Anstatt sich darüber kritisch zu äußern, "sollten wir uns darüber freuen, dass Mecklenburg-Vorpommern diese Leute hat und diese zu Investitionen ermuntern". Leider würden diese privaten Investitionen aufgrund der schlechten Politik von linken Parteien in Schwerin und Berlin oftmals ausbleiben.