Hürden für Fachkräfte: Warum Integration in MV scheitern kann
Mecklenburg-Vorpommern hat ein Integrationsproblem. Mehrere 100.000 Einwanderer braucht es bundesweit. Obwohl viele von ihnen motiviert nach Deutschland kommen, scheitert die Integration meist an der Bürokratie.
In ganz Deutschland und auch in Mecklenburg-Vorpommern herrscht Fachkräftemangel. Experten schätzen, dass in Deutschland mehrere 100.000 Einwanderer pro Jahr gebraucht werden, um Stellen zu füllen. Gleichzeitig sind mehr als 12.000 Ausländerinnen und Ausländer arbeitslos gemeldet. 19 Prozent davon haben eine betriebliche Ausbildung, 18 Prozent sind Akademiker. Viele von ihnen wollen arbeiten, scheitern aber an der Bürokratie. Wie das besser funktionieren kann, haben die Integrationsminister der Länder in Göttingen in den vergangenen Tagen beraten.
Viel Bürokratie erschwert Integration
Jahrelanges Warten, unzählige zuständige Stellen, fehlende Begleitung - es gibt viele Gründe, warum die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern in Deutschland scheitert. Imke Brandt ist Projektleiterin beim Verbund für soziale Projekte (VSP) und kennt die Problematik: "Wo muss derjenige überhaupt den Antrag stellen? Welche Unterlagen sind dafür notwendig? Das ist von zuständiger Stelle zu zuständiger Stelle total unterschiedlich. In manchen Berufen ist es auch gar nicht notwendig, einen Antrag zu stellen, in anderen aber zwingend." Zudem gelte teilweise Bundesrecht und teilweise Landesrecht. Dadurch seien für Brandt und ihre Kolleginnen und Kollegen viele verschiedene Fragen zu klären.
Finanzielle Mittel für Sprachkurse gekürzt
Eine weitere Voraussetzung für die Integration ist die Sprache. Die Agentur der Wirtschaft, ein privater Dienstleister, bietet 25 Kurse pro Jahr in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg an. Jeder Zugewanderte muss einen mehrmonatigen Deutschkurs besuchen. Im vorläufigen Bundeshaushalt für 2025 stehen derzeit 500 Millionen Euro weniger für diese Integrationskurse zur Verfügung als im Vorjahr. Gleichzeitig werden allerdings genau so viele Teilnehmende wie im vergangenen Jahr erwartet.
Torsten Edlich, der Geschäftsführer der Agentur der Wirtschaft, kann das nicht verstehen: "Das Geld muss einfach da sein, damit die Migranten, die nach Deutschland kommen, egal ob als Flüchtling oder zur Verstärkung des Fachkräftepotentials, auch entsprechend Deutsch lernen können und sich mit den gesellschaftlichen Strukturen vertraut machen können. Sonst bricht die Gesellschaft zusammen." Er würde gerne mehr Integrationskurse anbieten, denn der Bedarf ist da. Letztlich fehlen Edlich aber die Lehrkräfte und wenn jetzt die Mittel wegfallen, muss er sogar Kurse streichen.
Drese: Muss bundeseinheitliche Regeln geben
Laut Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) sind die finanziellen Mittel für Sprachkurse vom Bundeshaushalt bis zur Mitte des Jahres gesichert. Bei der Integrationsministerkonferenz haben sich alle Länder dafür ausgesprochen, dass diese auch in der zweiten Hälfte des Jahres zur Verfügung stehen sollen. Außerdem wurde laut Drese beschlossen, dass die Beratung aus einer Hand kommen und die Bürokratie durch bundeseinheitliche Regelungen abgebaut werden soll. Dass eine schnelle Integration nicht immer an der Bürokratie scheitert, zeigt laut Drese schon ein Beispiel aus Rostock.
"Die Universitätsklinik in Rostock ist dort schon besonders gut bei der Anwerbung von Auszubildenden und Mitarbeitern in der Pflege. Und von dort haben wir viele Hinweise für unser Landesamt für Gesundheit und Soziales bekommen, bei denen wir sagen, natürlich gehören die Papiere dazu, die müssen auch geprüft werden. Es gehört auch ein Spracherwerb dazu. Trotzdem können die Menschen, die zu uns kommen schon in ihrer Motivation abgeholt werden und schon beginnen zu arbeiten und das ganze begleitend zu machen", so Drese.
