Tattoo-Regeln bei Hamburger Polizei sollen gelockert werden

Stand: 26.09.2023 20:19 Uhr

Nicht jeder Mensch mit einem Tattoo darf bei der Hamburger Polizei arbeiten. Die CDU will dieses Ausschlusskriterium für die Bewerbung lockern und hat einen entsprechenden Antrag in der Bürgerschaft eingereicht.

Es geht um Tätowierungen an den Armen, dem Kopf oder anderen sichtbaren Stellen, die eine Uniform nicht verbergen. Junge Menschen deshalb aus dem Bewerberpool auszuschließen, nennt die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft nicht mehr zeitgemäß. Zum einen, weil mittlerweile fast jeder vierte Mensch in Deutschland ein Tattoo hat. Vor allem aber, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Bewerberzahlen gehen bei der Polizei zurück

Seit Jahren gehen die Bewerberzahlen bei der Polizei zurück. Weil die sportlichen und gesundheitlichen Anforderungen für Bewerber und Bewerberinnen so hoch sind, sei es umso wichtiger, sonstige Ausschlusskriterien so gering wie möglich zu halten, meint die CDU.

Therin: "Müssen mit der Zeit gehen"

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering meint: "Die Kriminalität in Hamburg explodiert und gleichzeitig sehen wir, dass es uns nicht mehr gelingt ausreichend junge Menschen für die Polizei zu begeistern. Deshalb müssen wir hier mit der Zeit gehen. Und ich möchte die Diskussion gerne führen, ob es noch zeitgemäß ist, Menschen vom Polizeidienst auszuschließen, die ein Tattoo zum Beispiel an der Hand haben."

Österreich hat Regeln im Sommer gelockert

Charakterlich und persönlich geeignete Bewerber und Bewerberinnen wegen eines Tattoos auszuschließen, findet sie zumindest zweifelhaft. Sie verweist auch auf Österreich, wo die Regelungen im Juni gelockert worden sind. Da sind bespielsweise Tattoos an den Händen und Fingern mittlerweile für angehende Polizistinnen und Polizisten erlaubt.

Polizeigewerkschaft begrüßt Vorstoß der CDU

Unterstützung bekommt die Partei vom Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft. Landeschef Thomas Jungfer begrüßt den Vorstoß. Er sagt, dass Tattoos mittlerweile nicht mehr gesellschaftlich geächtet, sondern weitgehend akzeptiert sind. Gewaltverherrlichende, diskriminierende oder verfassungsfeindliche Symbole sollten aber weiter verboten bleiben, so Jungfer.

Innenbehörde: Politische Neutralität wichtig

Die Innenbehörde arbeitet nach eigenen Angaben bereits an einer Lockerung der Kriterien. Ein Behördensprecher sagte NDR 90,3: "Das ist im Einzelfall natürlich immer abhängig von der konkreten Größe und Ausgestaltung einer solchen Tätowierung. Denn die Polizistinnen und Polizisten sind ja der politischen Neutralität verpflichtet. Das heißt, politische Motive scheiden damit schonmal aus. Aber selbstverständlich sind dekorative Elemente oder Tattoos hier weniger ein Problem."

Weitere Informationen
Schriftzug Polizei steht auf dem Rücken an der Uniform eines Polizisten. © NDR Foto: Pavel Stoyan

Gewalt gegen Polizisten in Hamburg hat zugenommen

Mehr als 2.500 Angriffe auf Einsatzkräfte hat die Hamburger Polizei im vergangenen Jahr registriert - deutlich mehr als in den Jahren davor. (19.09.2023) mehr

Beamte der Bundespolizei durchsuchen einen Mann am Hamburger Hauptbahnhof. © picture alliance /

Zahl der erfassten Straftaten in Hamburg gestiegen

Die Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage der CDU gibt genauere Einblicke zu den erfassten Straftaten im ersten Halbjahr. (21.08.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 26.09.2023 | 06:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Einsatzkräfte der Polizei verlassen das Grand Elysée-Hotel der Familie Block. Im Zusammenhang mit dem Sorgerechtsstreit in der Hamburger Unternehmerfamilie Block hat die Polizei am Donnerstag einen Durchsuchungsbeschluss am Hotel Grand Elysée vollstreckt. © picture alliance/dpa | Ulrich Perrey Foto: Ulrich Perrey

Sorgerechtsstreit: Nun wird auch gegen Eugen Block ermittelt

Das Hamburger Hotel Grand Elysée ist am Donnerstag erneut durchsucht worden. Hintergrund ist der Sorgerechtsstreit in der Unternehmerfamilie. mehr